Politik

Frankreich: Hollande plant Mega-Steuer für den Mittelstand

Lesezeit: 1 min
31.03.2013 00:20
Die Reichensteuer für Einkommen über eine Million Euro pro Jahr ist gescheitert. Nun will Präsident Hollande dem Mittelstand an den Kragen: Unternehmen, die hohe Gehälter auszahlen, sollen bis zu 75 Prozent an den Staat abgeben.
Frankreich: Hollande plant Mega-Steuer für den Mittelstand

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die vom französischen Präsidenten Francois Hollande geplante Einführung der Reichensteuer scheiterte an verfassungsrechtlichen Hürden. Außerdem hat der französische Präsident mit seinen Plänen den Unmut der Filmstars Gerard Depardieu (mehr hier) und Brigitte Bardot (hier) auf sich gezogen. Sogar der ehemalige Präsident Sarkozy wollte sich der Reichensteuer entziehen (hier). Dennoch hält Hollande an seinem strammen Sozialismus fest. Nun will  Hollande jenen Unternehmen ans Leder, die keine internationalen Fluchtwege beschreiten können - dem Mittelstand.

Hollande will, dass Unternehmen, die mehr als eine Million Euro an Gehältern auszahlen, künftig eine zusätzliche Gebühr zahlen müssen, die den Gesamtsteuersatz auf 75 Prozent anhebt, wie die FT berichtet.

Die hohen Steuern für Reiche und Unternehmen sind Teil des Wahlversprechens, mit dem Hollande sich gegen den ehemaligen Präsidenten Nikolas Sarkozy durchsetzen konnte. Die Umsetzung dieses Versprechens kann jedoch fatal werden. Denn im Gegensatz zu den paar Prominenten im Exil, deren Steuern die französische Staatskasse ohnehin nicht nachhaltig auffüllen können, wäre es für die Wirtschaft verheerend, wenn Hollande eine Steuerflucht der Unternehmen auslösen würde.

Der französische Arbeitgeberverband (MEDEF) bezeichnete die Entscheidung des Präsidenten als „eigenartig“. Wieder einmal seien es die Unternehmen, die „stigmatisiert“ würden, sagte Laurence Parisot, Vorsitzende der MEDEF. Darüber hinaus finden Experten die Steuer übertrieben: Sie sei „zu hoch, egal, ob sie von Unternehmen oder Privatpersonen gezahlt werden muss“, sagte Frédéric Oudéa, Chef der zweitgrößten französischen Bank Société Générale.

Anstatt die notwendigen Strukturreformen anzugehen und die Unternehmen international wettbewerbsfähiger zu gestalten, versucht die französische Regierung zentralistisch zu steuern und in den Wettbewerb einzugreifen – bislang ohne Erfolg. Der französischen Industrie sind in den letzten zehn Jahren bereits fast eine Million Arbeitsplätze abhanden gekommen (hier). Die Wirtschaft befindet sich in der Rezession.

Auch der Arbeitsmarkt muss dringend reformiert werden. Punktuell versucht die Regierung den Jugendlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie nach dem Vorbild von Hartz IV anzubieten (mehr hier). Den Unternehmen, die hingegen echte Arbeitsplätze schaffen könnten, bürdet sie zusätzliche Steuern auf. Ein Mittel gegen die hohen Staatsschulden ist das jedoch nicht (hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

 

DWN
Politik
Politik Syrien vor neuer Zukunft? Rebellen erobern Damaskus - Assad geflohen
08.12.2024

Länger als 13 Jahren dauert der Bürgerkrieg in Syrien. Am Ende geht es schnell. Russland macht aus der Flucht von Machthaber Al-Assad ein...

DWN
Politik
Politik Grüne bereit zu Gespräch mit Friedrich Merz von der CDU - Einladung zum Bier
08.12.2024

Die Grünen stellen sich für die Bundestagswahl auf. Schwarz-Grün scheint rechnerisch möglich, doch die inhaltlichen Differenzen sind...

DWN
Politik
Politik Ist Amerika die nächste Sowjetunion? Ein Blick auf Parallelen und Unterschiede
08.12.2024

Im Jahr 1987 veröffentlichte der Historiker Paul Kennedy seinen einflussreichen Bestseller Aufstieg und Fall der großen Mächte, der sich...

DWN
Panorama
Panorama Der Trump-Clan: Von Kai bis Kimberly - wer im Trump-Universum welche Rolle spielt
08.12.2024

Donald Trump steht kurz vor seiner Rückkehr ins Weiße Haus, doch anders als in seiner ersten Amtszeit wird es keine offiziellen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überstundenzuschläge für Teilzeit: Gericht stärkt Arbeitnehmerrechte
08.12.2024

Ein neues Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts setzt ein wichtiges Zeichen für Arbeitnehmer in Teilzeit: Überstundenzuschläge...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: Der Kunstinvestor - wie Sie erfolgreich in Kunst investieren
08.12.2024

Kunst kann vieles sein: berührend, provokativ, dekorativ. Oder eben eine Banane, die alle drei Tage verfault. 6,2 Millionen Dollar – ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Börsen in Kauflaune - Gold erhält Support von Zentralbank
08.12.2024

Noch ist Donald Trump nicht in politischer Verantwortung, aber die Pläne zur bevorstehenden ersten Zollrunde liegen bereits auf dem Tisch....

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren in Deutschland: Bundesregierung plant flächendeckenden Regelbetrieb
08.12.2024

Die Bundesregierung treibt die Umsetzung des autonomen Fahrens in Deutschland voran: Bis 2028 soll der weltweit größte Betriebsbereich...