Politik

Panama Papers: Spitzenpolitiker aus China geraten unter Verdacht

Die Verwandten von hochrangigen chinesischen Politikern sollen ihr Vermögen auch in Briefkastenfirmen versteckt haben. Die Verbindungen reichen sogar bis zu Präsident Xi Jinping. In China selbst ist Xi mit einer Kampagne gegen die Korruption in der Partei aktiv geworden.
10.04.2016 01:14
Lesezeit: 1 min

Auch Verwandte der ranghöchsten Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas haben den Panama Papers zufolge ihr Vermögen über Briefkastenfirmen in sogenannten Steueroasen versteckt. Den enthüllten Dokumenten zufolge gibt es Verbindungen zu mindestens acht amtierenden oder ehemaligen Mitgliedern des Ständigen Ausschusses des Politbüros, dem wichtigsten Gremium der Kommunistischen Partei - unter ihnen auch Chinas Präsident Xi Jinping.

In den Dokumenten taucht der Name von Xis Schwager Deng Jiagui auf, der 2009 zwei Briefkastenfirmen auf den britischen Jungferninseln gegründet haben soll. Damals war Xi schon Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros, aber noch nicht Präsident. Das große Vermögen seiner Familie war von ausländischen Medien wiederholt thematisiert, von den wichtigsten chinesischen Medien aber ignoriert worden.

Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg hatte 2012 berichtet, dass Deng und seine Frau über mehrere hundert Millionen Dollar an Unternehmensbeteiligungen und Vermögenswerten verfügen. Xi hatte bei seinem Amtsantritt im selben Jahr Korruption in Partei und Verwaltung den Kampf angesagt und eine Kampagne gestartet. Die jüngsten Enthüllungen stellen diese Bemühungen nun in Frage.

Die Tochter des von 1987 bis 1998 amtierenden Ministerpräsidenten Li Peng wird in den Dokumenten ebenfalls genannt. Demnach war Li Xiaolin, ehemalige Vize-Präsidentin des staatlichen Energiekonzerns China Power Investment Corporation, Nutznießerin einer Stiftung in Liechtenstein, die eine auf den britischen Jungferninseln registrierte Firma kontrollierte, während ihr Vater im Amt war.

Als Enkelin von Jia Qinglin, einem ehemaligen Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros, war Li Xiaolin auch die alleinige Inhaberin mehrerer Offshore-Firmen, über die sie Firmen innerhalb Chinas kontrollierte.

Nach einer Auswertung von 11,5 Millionen Dokumenten der in Panama ansässigen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca können weltweit insgesamt 140 Politiker mit Briefkastenfirmen in Zusammenhang gebracht werden.

Die Auswertung der Panama Papers wurde zusammen mit dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) in Washington organisiert. Dieses hatte vor zwei Jahren fast 22.000 Offshore-Firmen von Kunden aus China und Hongkong aufgelistet, mit denen Chinas Machtelite ihr Vermögen verschleierte - unter ihnen auch Verwandte von Ex-Präsident Hu Jintao, Ex-Regierungschef Li Peng und von Deng Xiaoping, der Chinas Wirtschaft in den 1980er Jahren öffnete.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine, Russland und Europa: Der Kampf um Donald Trumps Aufmerksamkeit
21.05.2025

Russland und die Ukraine befinden sich nicht nur auf dem Schlachtfeld im Krieg, sondern auch auf dem diplomatischen Schachbrett. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CATL erobert Europa - Wie der Batterie-Gigant die Autobranche erobert
21.05.2025

Volkswagen, BMW, Mercedes und Stellantis – sie alle sind abhängig von CATL-Batterien. Während der chinesische Weltmarktführer in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deindustrialisierung läuft: Firmensterben auf Höchststand seit 2011
21.05.2025

Habecks Energiewende ist gescheitert – mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft: Die Zahl der Unternehmensschließungen lag im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Corona-Lockdown: Gericht weist Schadenersatzklage wegen Ladenschließungen ab
21.05.2025

Non-Food-Händler forderten Millionenentschädigung wegen coronabedingter Ladenschließungen. Der Vorwurf: Eindeutige Verletzung mehrerer...

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - AfD-Kandidatin scheitert im Haushaltsausschuss
21.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Überlebensfaktor Cashflow-Management: Wie kleine Unternehmen Liquidität in den Griff bekommen
21.05.2025

Während die EU neue Regulierungen gegen Russland diskutiert und die Zentralbanken die Zinsen weiter hochhalten, kämpfen viele kleine und...

DWN
Politik
Politik Amerika: Hat Joe Biden jemals wirklich die USA regiert?
21.05.2025

Wurde die US-Regierung per Autopen (Unterschriftenautomat) gesteuert? Ein Bericht enthüllt, dass fast alle Biden-Dokumente maschinell...

DWN
Politik
Politik Trumps „Goldener Schild“: USA planen milliardenschweren Raketenschutzschirm
21.05.2025

Donald Trump plant einen gigantischen Raketenabwehrschild – und will ihn in drei Jahren funktionsfähig sehen. Der „Goldene Schild“...