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Paris führt autofreie Sonntage auf den Champs-Elysées ein

Motorisierte Fahrzeuge werden auf den Champs-Elysées jeden ersten Sonntag pro Monat verboten. Die Maßnahme ist ein Teil des Plans der Pariser Bürgermeisterin Hidalgo, um die Luftverschmutzung reduzieren. Dazu sollen ab 2020 auch Diesel-Autos von den Straßen der französischen Hauptstadt verschwinden.
10.05.2016 00:12
Lesezeit: 2 min

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Die Pariser Prachtstraße Champs-Elysées hat sich am Sonntag in eine Fußgängerzone verwandelt. Künftig soll die vierspurige Verkehrsader mitten in Frankreichs Hauptstadt jeden ersten Sonntag im Monat autofrei sein. Fußgänger und Fahrradfahrer können zwischen dem Place de la Concorde bis kurz unterhalb des Triumphbogens auf einer Strecke von mehr als 1,5 Kilometern ohne den Lärm tausender Autos und den Gestank von Abgasen auf dem Prachtboulevard flanieren.

Weniger Autos in Paris sind das lange erklärte Ziel der Bürgermeisterin, denn zu lange war die Verkehrsplanung in Paris auf Autos ausgerichtet. Schon seit September werden jeden Sonntag in ganz Paris einige wichtige Straßen für Autos gesperrt, damit „Paris atmet“, wie das Motto heißt. Bis September 2016 sollen diese Tage auf das ganze Stadtgebiet ausgedehnt werden. Es entstehen verkehrsberuhigte Bereiche und neue Radwege. Autofreie Sonntage auf den Champs-Elysées sind der nächste Schritt, auch wenn er zunächst vor allem symbolisch ist. Dieser Sonntag sei „ein Experiment“, sagt Hidalgos für Verkehr zuständiger Stellvertretender Christophe Najdovski. Doch er schließt nicht aus, den Prachtboulevard einst ganz für Autos zu sperren. „Warum nicht“, so Najdovski zur Agentur AFP. „Es ist kein unentrinnbares Schicksal, dass die Champs-Elysées vom Autoverkehr heimgesucht werden.“

Einige europäische Städte wie  Mailand haben wegen gefährlicher Smogwerte in den letzten Jahren temporäre Auto-Verbote umgesetzt, während deutsche Städte wie Stuttgart bisher auf freiwilligen Verzicht setzten. Doch seit dem Diesel-Abgas-Skandal planen viele auch langfristigere Maßnahmen: Oslo will etwa alle Autofahrer bis zum Jahr 2019 aus dem Stadtzentrum verbannen, andere Städte wie London und Stockholm versuchen den Staus und der Luftverschmutzung durch eine City-Maut Herr zu werden. Und bis zum Jahr 2025 wollen zahlreiche Länder wie Norwegen, die Niederlande und Österreich landesweite Verkaufsverbote für Verbrennungsmotoren durchsetzen – auch Deutschland hat bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen.

Schon kurz nach ihrem Amtsantritt 2014 hatte auch Hidalgo angekündigt, Diesel-Autos bis 2020 von den Pariser Straßen zu verbannen. „Die Maßnahme ist klar: Ich will das Ende des Diesels in Paris bis 2020, wenn möglich auch bis über die Stadtränder hinaus.“ Zumindest für ältere Diesel-Modelle wurde das Verbot schon durch den Stadtrat abgesegnet: Fahrzeuge mit Diesel-Antrieb, die vor 2011 gebaut wurden, dürfen schon 2020 nicht mehr durch Paris fahren, berichtet Bloomberg. Ein komplettes Diesel-Verbot behält sich Hidalgo vor.

Diesel-Fahrzeuge sind in Frankreich besonders populär, mehr als jedes zweite Auto ist ein Selbstzünder. Sie gelten zwar tendenziell als effizienter als Benzin-Motoren, produzieren aber Feinstaubpartikel, die besonders krebserregend sind. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge ist Feinstaub für schätzungsweise 42.000 Todesfälle pro Jahr allein in Frankreich verantwortlich. Ein Bericht aus dem Französisch Senat besagt, dass die Luftverschmutzung und die gesundheitlichen Folgen das Land rund 100 Milliarden pro Jahr kosten.

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