Politik

Eishockey: Deutschland verliert gegen Russland mit 1:4

Ein Drittel lang schien die Eishockey-Sensation im WM-Viertelfinale gegen Gastgeber Russland möglich. Am Ende verlor die DEB-Auswahl 1:4, verabschiedete sich nach einem unerwartet starken Turnier mit Anstand.
19.05.2016 21:45
Lesezeit: 2 min

Erst die exzellente russischen Mannschaft hat den überraschenden Aufschwung des deutschen Eishockeys im WM-Viertelfinale gestoppt. Auch eine erneut starke deutsche Leistung und sogar eine Führung gegen den Rekord-Weltmeister Russland reichte beim 1:4 (1:0, 0:3, 0:1) am Donnerstag nicht zur Sensation. Mit WM-Platz sieben wurde das Minimalziel des Teams von Bundestrainer Marco Sturm trotzdem klar übertroffen. Besser war die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) zuletzt beim Heim-Turnier 2010. Damals hatte Deutschland das Halbfinale ebenfalls gegen Russland mit 1:2 verloren und Rang vier belegt.

Diesmal hatte das DEB-Team den WM-Gastgeber um Ausnahmekönner Alexander Owetschkin vor 12 199 Zuschauern in Moskau 30 Minuten lang am Rande einer Niederlage. Gegen das Star-Ensemble genügte aber auch die Führung durch Torjäger Patrick Reimer (5. Minute) und ein überragendes Spiel von NHL-Torhüter Thomas Greiss nicht. «Der Druck war schon groß, vor allem im zweiten Drittel. Thomas hat uns im Spiel gehalten», sagte Stürmer Patrick Hager nach dem WM-Aus.

Wadim Schipatschow (21./35.), Jewgeni Dadonow (28.) und Owetschkin (43.) drehten das Spiel zugunsten des Favoriten, der erstmals seit 30 Jahren wieder vor eigenem Publikum Weltmeister werden will. Am Samstag muss die Sbornaja im Halbfinale zunächst gegen Finnland ran.

«Die ganze Nation ist eigentlich gegen dich. Das wird nicht einfach», hatte Bundestrainer Sturm, der das deutsche Team bei seiner WM-Premiere sogleich ins erste Viertelfinale seit 2011 führte, noch vor dem Spiel gegen den Gastgeber bei Sport1 gesagt. Dies bekam die DEB-Auswahl erst nach einem grandiosen ersten Drittel zu spüren, in dem sie die Russen mit der Führung gehörig gereizt hatte.

Nach dem überstandenen Anfangsdruck Russlands brachte Nürnbergs Reimer die Zuschauer mit seinem vierten Turnier-Treffer zunächst zum Schweigen. Russland wirkte geschockt und reagierte nervös. «Super Start! Weiter so Jungs!», twitterte der verletzte NHL-Torjäger Tobias Rieder, für den das Turnier als einem von gleich vier Stammspielern vorzeitig beendet war. Auch ohne diese Säulen schien die Sensation gegen den Eishockey-Giganten zunächst aber möglich.

Frech im Angriff, kompromisslos in der Defensive und mit einem erneut überragenden Torhüter Greiss von den New York Islanders setzte das ersatzgeschwächte Sturm-Team die starken Leistungen aus der Vorrunde fort. Russland reagierte mit einem bärenstarken Mittelabschnitt und teils sensationellen Spielzügen. Greiss hielt, was er konnte, war aber dreimal machtlos. Im Schlussdrittel gelang Owetschkin, der neben Kanadas Sidney Crosby als bester Eishockey-Spieler der Welt gilt, sein erstes WM-Tor. Spätestens jetzt war das Wunder außer Reichweite.

Deutschlands NHL-Rekordspieler Sturm, der trotz seiner fehlenden Erfahrung als Coach von DEB-Präsident Franz Reindl vor zehn Monaten überraschend zum Bundestrainer gemacht worden war, hatte schon vor dem Spiel ein WM-Resümee gezogen: «Egal, wie das ausgeht heute, ich bin absolut stolz auf die Mannschaft. Das war ein überragendes Turnier.» In der Tat scheint das mutiges Experiment mit Sturm und der ehrgeizige Reindl-Plan, bis 2026 bei großen Turnieren um Medaillen mitspielen zu können, deutlich früher als geplant aufzugehen.

Schon in der Vorrunde hatte Deutschland erstmals seit 23 Jahren vier Spiele gewonnen und dabei unter anderem die Ex-Weltmeister USA und Slowakei geschlagen. Dadurch war das Minimalziel, sich in der Weltrangliste von Platz 13 zu verbessern, bereits erreicht. Trotz des Viertelfinal-Aus winkt nun ein Top-Ten-Platz nach dem Turnier, was für den Spielplan für die Heim-WM 2017 enorm wichtig wäre.

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