Die Aussicht auf eine geringere Gewinnmarge hat AMD den größten Kurssturz seit fast neun Jahren eingebrockt. Die Aktien des Chip-Herstellers fielen zur Eröffnung der Wall Street am Dienstag um mehr als 20 Prozent auf ein Drei-Monats-Tief von 10,81 Dollar. Dabei wechselten innerhalb der ersten 30 Handelsminuten bereits fast eineinhalb Mal so viele AMD-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.
AMD steigerte den Umsatz zum Jahresauftakt zwar um 18 Prozent auf 984 Millionen Dollar und verringerte den Verlust auf 73 von 109 Millionen Dollar. Für das laufende Quartal prognostizierte die Firma aber einen Rückgang der Bruttomarge auf etwa 33 von 34 Prozent.
Offenbar seien die in den vergangenen Monaten auf den Markt gebrachten Produkte nicht so profitabel wie vom Markt erhofft, urteilte Analyst Kevin Cassidy vom Brokerhaus Stifel, Nicolaus & Co. Seine Kollegen von der Macquarie Bank betonten, Erzrivale Intel werde steigende Marktanteile von AMD sicher mit Rabatten zu kontern versuchen. Daher stuften sie AMD-Papiere auf "Underperform" von "Neutral" herunter und senkten das Kursziel auf zehn von 14 Dollar.
Die US-Börsen haben am Dienstag leicht zugelegt. Der Technologie-Index Nasdaq erklomm zwar zeitweise ein neues Rekordhoch. Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch hielten sich die Anleger aber weitgehend zurück. Zwar wird keine Änderung am Kurs der Federal Reserve erwartet, wohl aber der ein oder andere Hinweis, ob es schon im Juni zur nächsten Zinserhöhung kommen könnte. Auf die Stimmung drückte der im April anhaltende Abschwung auf dem US-Automarkt, was auch die Kurse der führenden Hersteller General Motors und Ford belastete.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,2 Prozent höher bei 20.949 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 legte 0,1 Prozent auf 2391 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann ebenfalls 0,1 auf 6095 Punkte. Kurz nach Handelsbeginn war er erstmals knapp über die Marke von 6100 Punkten geklettert. Vor der Notenbank-Entscheidung wagten sich die Anleger kaum aus der Deckung. "Wird die Fed anerkennen, dass das Wachstum an Fahrt verloren hat, und damit die Erwartungen an eine Zinserhöhung dämpfen? Die Fed-Erklärung sollte diese Fragen beantworten, und auf dieser Basis werden die Händler tätig werden", sagte Hussein Sayed, Chefstratege bei FXTM.
Unter die Räder gerieten die beiden größten US-Autobauer General Motors und Ford. Ihre Papiere gaben rund drei beziehungsweise 4,4 Prozent nach. Beide Unternehmen hatten im April weniger Autos verkauft und bekommen damit zunehmend die Abkühlung auf dem heimischen Fahrzeugmarkt zu spüren.
In Europa konnten ermutigende Firmenbilanzen die Aktienanleger bei Laune halten. Sie reagierten außerdem erleichtert auf die Einigung Griechenlands mit seinen Geldgebern - die Voraussetzung für weitere Hilfszahlungen. Aber auch hier scheuten sie am Tag vor der Fed-Zinsentscheidung größere Engagements. Der Dax stieg gegen Handelsende auf ein Rekordhoch von 12.511 Punkten und schloss 0,6 Prozent fester bei 12.507 Zählern. Der EuroStoxx50 gewann 0,5 Prozent auf 3578 Punkte.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 910 Millionen Aktien den Besitzer. 1446 Werte legten zu, 1441 gaben nach und 182 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,14 Milliarden Aktien 1253 im Plus, 1584 im Minus und 224 unverändert.
An den US-Kreditmärkten stiegen die zehnjährigen Papiere um 8/32 auf 99-20/32. Sie rentierten mit 2,29 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten um 17/32 auf 100-14/32 und hatten eine Rendite von 2,97 Prozent.