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Anders als die USA, in denen Präsident Donald Trump den Suchtmitteln den Kampf angesagt hat, will sich Kanada offenbar als Weltmarktführer bei Cannabis positionieren: Cannabis wird in Kürze legalisiert, Unternehmen bringen sich mit Fusionen in Stellung.
In Kanada schmieden zwei Unternehmen den weltgrößten Cannabis-Produzenten. Dafür übernimmt der zweitgrößte Marihuana-Anbieter des Landes, Aurora Cannabis, den kleineren Rivalen CanniMed Therapeutics für 852 Millionen Dollar, wie beide Firmen am Mittwoch mitteilten.
Aurora hatte zunächst eine feindliche Offerte über 24 kanadische Dollar für den Konkurrenten vorgelegt und war schließlich mit einer Erhöhung des Angebots auf 43 kanadische Dollar je Aktie erfolgreich. Weltweit ist die Industrie stark in Bewegung, nachdem immer mehr Länder, darunter Deutschland und Australien, medizinisches Cannabis erlauben. Hierzulande gibt es Cannabis seit März 2017 auf Rezept. Kanada will den Konsum bis Mitte 2018 vollständig legalisieren - als weltweit zweites Land nach Uruguay. Die medizinische Nutzung ist dort schon seit 2001 möglich.
Die Entwicklung hat zu zahlreichen Übernahmen unter den Anbietern geführt. In diesem Jahr liegt das Transaktionsvolumen bereits bei 1,2 Milliarden Dollar, mehr als doppelt so hoch wie im gesamten Jahr 2017. Die Aktien der Unternehmen sind auf Höhenflug: Die Anteilsscheine von Aurora legten in den vergangenen drei Monaten um 395 Prozent zu, die Papiere von Cannimed um 257 Prozent. Erste Marktbeobachter warnen bereits vor eine Blase.
Zusammen kommen die beiden Unternehmen auf einen Marktwert von 7,4 Milliarden kanadischen Dollar, womit sie in der Bewertung den bislang weltweit größten Anbieter Canopy Growth, ebenfalls aus Kanada, überholen aber auch alteingesessene Unternehmen wie Bombardier. Canopy Growth hat aber immer noch größere Produktionskapazitäten.
Das kanadischer Unternehmen True Leaf Medicine International Ltd., eine kleine Gesellschaft zur Herstellung von Spielzeug für Hunde, will in die schnell wachsende Marihuana-Industrie des Landes investieren.
Wie der Chef von True Leaf, Darcy Bomford, mitteilte, plant das Unternehmen bereits für den kommenden Monat den Baustart einer Produktionsstätte für Pot, wie Marihuana auch genannt wird, in Lumby, British Columbia. 14 Millionen kanadische Dollar (CAD) beziehungsweise 11 Millionen US-Dollar hatte die Gesellschaft vorher mithilfe von Crowdfunding und private Investitionen eingesammelt.
Bomford erklärte in einem Telefon-Interview, dass im Zuge der Planungen medizinisches Marihuana noch vor dem Herbst dieses Jahres in den Verkauf gebracht werden soll. Ein weiterer Teil der Finanzierung solle dafür aufgewendet werden, zu erforschen, wie Cannabidiol, eine Cannabis-Verbindung ohne psycho-aktive Eigenschaften, bei medizinischen Produkten für Hunde eingesetzt werden könne.
Bomford fügte hinzu: „Derzeit möchten wir dazu in der Lage sein, ein Öl zu produzieren und sämtliche aktiven Wirkstoffe der Pflanze zu extrahieren, um medizinische Produkte für Menschen und ihre Haustiere bereit stellen zu können. True Leaf ist das jüngste Unternehmen, das am aufstrebenden kanadischen Marihuana-Markt teilnehmen will, nachdem das Land noch in diesem Jahr die Legalisierung durchführen wird. Nach den Daten von Bloomberg gibt es derzeit 84 Unternehmen der Cannabis-Branche, die an den nationalen Börsen notiert sind, mit einer gesamten Marktkapitalisierung von insgesamt 36,9 Millionen CAD.
Die größten Marihuana-Produzenten, die bislang den kanadischen Markt dominieren, sind Aurora Cannabis Inc. und die Canopy Growth Corp. Mit 4,26 Milliarden Euro Marktkapitalisierung ist die Aurora Cannabis Inc. einer der bedeutendsten Marihuana-Hersteller in Nordamerika. Die Gesellschaft aus Cremona in der kanadischen Provinz Alberta baut die Cannabis-Pflanze an und vertreibt hieraus gewonnene Produkte – nach eigenen Angaben – nur zu medizinischen Zwecken. Allein auf Sicht eines Monats (Stand: 24.01.2018) hat die Aktie um knapp 90 Prozent zugelegt. Aurora soll nach den Vorstellungen des Managements noch im Jahr 2018 den Sprung in die Gewinnzone schaffen.
Canopy Growth Corp. aus Twins Falls in Ontario, Kanada, weist eine Marktkapitalisierung von 4,60 Milliarden Euro aus. Canopy ist ebenfalls Produzent von medizinischem Cannabis und wurde bereits 2014 gegründet. Das Unternehmen war die erste Gesellschaft der Marihuana-Industrie in Nordamerika, die an einem Börsenplatz gelistet wurde. Nach Ansicht von Experten zählt Canopy zu den weltweit führenden Anbietern. Gleichzeitig ist das Unternehmen das erste in der Branche, das mehrfach zertifiziert und geografisch diversifiziert ist. Der Kurs der Aktie stieg auf Sicht von zwölf Monaten um etwa 234 Prozent. Marktteilnehmer erwarten den Turnaround von Canopy im Jahr 2019.
Nachdem die medizinische Nutzung bereits seit 2001 erlaubt ist, wird Kanada als zweites Land nach Uruguay den Konsum von Marihuana auch rein für den Genuss erlauben. Ab Sommer 2018 sollen Erwachsene legal Produkte der Cannabis-Pflanze konsumieren dürfen. Im vergangenen Jahr hatte die liberale Regierung einen Gesetzentwurf zur Legalisierung des Cannabiskonsums vorgelegt. Im Juli 2018 soll das Gesetz spätestens in Kraft treten. Die Legalisierung von Marihuana war Bestandteil der Wahlversprechen des derzeitigen Premierministers Justin Trudeau.
Erklärtes Ziel des Gesetzesinitiative ist es, den legalen Konsum von Marihuana von Erwachsenen zu ermöglichen, allerdings den Zugang von Jugendlichen zu Cannabis zu erschweren. Im Zuge dessen soll auch der Verkauf von Marihuana an Minderjährige schärfer bestraft werden. Weitere Aspekte der Legalisierung von Cannabis sind, Kriminellen und Verbindungen des organisierten Verbrechens die Basis für den Profit aus Marihuana-Handel zu entziehen. Zudem werden die Strafgesetze gegen Autofahren unter Drogeneinfluss verschärft.
Kanadische Staatsbürger, die mindestens 18 Jahre alt sind, sollen nach den Plänen der Regierung bis zu 30 Gramm getrocknetes Cannabis besitzen und konsumieren dürfen. Darüber hinaus soll der Anbau von bis zu vier Cannabis-Pflanzen pro Haushalt zum persönlichen Gebrauch zugelassen werden, wobei die Samen von einem staatlich lizensierten Anbietern stammen müssen. Die komplette Nachfrage des Marktes soll durch staatlich genehmigte Produktion gedeckt werden. Der für öffentliche Sicherheit zuständige Minister Ralph Goodale über die aktuell noch geltende Kriminalisierung des Marihuanakonsums gesagt: „Das Gesetz, wie es jetzt besteht, ist gescheitert.“