Finanzen

Osteuropas Firmen setzen auf Roboter in der Produktion

Lesezeit: 2 min
11.02.2018 19:09
Unternehmen aus Osteuropa setzen vermehrt Roboter in der Produktion ein.
Osteuropas Firmen setzen auf Roboter in der Produktion

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Osteuropäische Unternehmen beginnen damit, ihre Produktion schrittweise zu automatisieren, um die negative demografische Entwicklung auszugleichen. So hat die in Ungarn tätige Hirtenberger Automotive Safety mit 725 Angestellten rund 2,5 Millionen Euro für die Automatisierung von zwei Produktionseinheiten in der Fabrik investiert, um der Nachfrage von Unternehmen wie BMW, Mercedes, Volkswagen und Audi nachzukommen.

Hirtenberger ist nicht die einzige Gesellschaft, die solche Maßnahmen ergreift. Firmen in ganz Osteuropa stocken ihre Investitionen im Hinblick auf Automatisierung auf, um mit dem Beschäftigungsmangel fertig zu werden, der nach der Finanzkrise 2008 begann und seinen Höhepunkt erreicht hatte, als die Beschränkungen für den Zuzug von Arbeitskräften in die reicheren Staaten der Europäischen Gemeinschaft im Jahr 2011 aufgehoben wurden. Danach verließen viele Polen, Ungarn, Tschechen und Slowaken im arbeitsfähigen Alter ihre Heimat.

Während sich in vielen Teilen der Erde Gesetzgeber und Ökonomen um die negativen sozialen Folgen sorgen, die entstehen, wenn Roboter Menschen ersetzen, ist die Automatisierung in dieser Region ein Segen für die Unternehmen, die vermeiden wollen, Marktanteile zu verlieren.

Die Veränderungen deuten auf eine Verschiebung in dem arbeitsintensiven Modell der früheren kommunistischen Sattelitenstaaten hin, welche ausländische Investitionen mit Steuersubventionen und niedrigen Arbeitskosten angelockt hatte, um in Konkurrenz mit dem Westen treten zu können. Obwohl die Unternehmen die Löhne deutlich erhöht haben, war dies nicht genug, um die jungen Menschen zum Bleiben zu veranlassen, oder um den demografischen Trend auszugleichen, der auf eine schrumpfende, alternde Bevölkerung hindeutet.

Einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge wird die gesamte Bevölkerung Polens, Tschechiens, der Slowakei und Ungarns bis zum Jahr 2050 aufgrund der niedrigen Geburtenraten um 8 Millionen auf insgesamt 56 Millionen Menschen zurückgehen.

„Vor der Krise war nicht genügend Kapital für solche Investitionen verfügbar, da Arbeitskräfte sehr billig und reichlich vorhanden waren. Nun ist Kapital vorhanden und es wird in moderne, funktionsfähige Technologie investiert, während die Kosten für Arbeit gestiegen sind“, sagt ein von Reuters befragter Ziegelfabrikant aus Ungarn.

Wirtschaftswissenschaftler warnen davor, der Arbeitskräftemangel könnte sich noch vor Ende dieses Jahrzehnts lähmend auf einige osteuropäische Volkswirtschaften auswirken. Und dies zu einem Zeitpunkt, da sich sich auf Unternehmen im Westen wie in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien das Fehlen von Facharbeitern beklagen.

„Die allmähliche Verschärfung der Arbeitsmärkte, die seit mindesten drei Jahren offenkundig ist, könnte 2018 an einen Wendepunkt gekommen sein könnte, an dem der Arbeitskräftemangel sich auf das ökonomische Wachstum auswirkt“, wird ein Ökonom der Großbank UniCredit zitiert.

Eine Umfrage der Erste Bank Gruppe aus Österreich zeigt, dass Ungarn mit dem größten Arbeitskräftemangel konfrontiert ist, aber auch polnische und tschechische Unternehmen sind davon betroffen. Eine von vier tschechischen Firmen wollen demnach ihre Pläne zur Automatisierung beschleunigen. Weil sie ebenfalls unter dem Arbeitskräftemangel litten, hat das ungarische Unternehmen Vesz-Mont im Jahr 2000 damit begonnen, eine automatisierte Produktion aufzubauen. Das Unternehmen, das vor 19 Jahren gegründet worden war und vom Hersteller von Fitnessgeräten zum Zulieferer der Automobilindustrie umgesattelt hat, beschäftigt heute 170 Menschen.

Das österreichische Unternehmen Engel, das in Ungarn produziert und Kunststoffspritzmaschinen für Hirtenberger herstellt, sagt, dass zwei Drittel der 2017 in Ungarn verkauften Maschinen mithilfe der Automation entstanden sind. Dieser Anteil ist bei neuen Aufträgen auf mehr als 75 Prozent angestiegen. Wie der Geschäftsführer der ungarischen Niederlassung erklärt, habe Engel auch bereits vorhandene Maschinen automatisiert.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...