Vor vier Jahren stellte Porsche sein Konzept-Fahrzeug „Mission E“ auf der IAA in Frankfurt vor. Im November oder Dezember 2019 sollen die ersten Modelle des „Taycan“, der auf dem „Mission E“ beruht, auf dem Markt kommen. Ein Porsche-Sprecher sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, dass bereits jetzt eine „sehr hohe Nachfrage“ herrsche. Im Rahmen des sogenannten „Depositor Programs“ können Kaufinteressenten sich bei einem Porsche-Händler registrieren lassen und anschließend 2.500 Euro (beziehungsweise in Nicht-Euro-Ländern eine Summe dieser Höhe in ihrer jeweiligen Landeswährung) hinterlegen, um als Käufer vorgemerkt zu werden. Eine Garantie, sofort einen Taycan zu bekommen, ist mit der Anzahlung allerdings nicht verbunden – der Händler entscheidet über die Reihenfolge der Ausgabe. Mit der Anzahlung geht der Kunde keine Kaufverpflichtung ein, er kann jederzeit von seinem Gesuch zurücktreten und erhält das Geld zurück.
„Die meisten Vorbestellungen haben wir in den USA, an zweiter Stelle kommt China, an dritter Deutschland, an vierter Norwegen“, sagte der Porsche-Sprecher den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. In dem skandinavischen Land, in dem prozentual weltweit die meisten E-Autos verkauft werden (2018 betrug der Marktanteil der Stromer über 50 Prozent), seien bereits 3.000 Vorbestellungen zu verzeichnen. „Normalerweise setzten wir in Norwegen 600 Fahrzeuge ab – im Jahr“, so der Sprecher. Nicht bestätigen wollte er, dass Porsche die jährlichen Produktionskapazitäten für den Taycan von 20.000 auf 40.000 verdoppeln wolle. Das hatte die Branchenzeitung „Automobilwoche“ gemeldet.
Der Taycan (zu Deutsch: lebhaftes junges Pferd) verfügt als einziges E-Auto weltweit über eine 800-Volt-Architektur und ist über 600 PS stark, die für eine Spitzengeschwindigkeit von über 250 Stundenkilometern sorgen, welche der Wagen durchgehend einhalten kann. Auf 100 beschleunigen wird der Taycan laut des Porsche-Sprechers in „deutlich unter 3,5 Sekunden“. Die Reichweite des Stromers soll bei 500 Kilometer liegen. Der Porsche-Sprecher: "Es handelt sich um das sportlichste Elektro-Auto weltweit." Der Preis soll zwischen 90.000 und 100.000 Euro betragen. Das Fachmagazin „auto, motor und sport“ erwartet allerdings einen Einstiegspreis von „knapp 150.000 Euro“.
„Auto, motor und sport“ weist auch darauf hin, dass derzeit noch keine Lade-Infrastruktur für die 800-Volt-Architektur existiert. Dem Fachmagazin sagte Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume: „Der Staat möchte Elektromobilität fördern und wird deshalb Investitionen in die Infrastruktur tätigen müssen. Aber als Hersteller haben wir auch ein großes Interesse an einem schnellen Ausbau des Ladenetzes. Wichtig ist, dass ein solches Netz nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern schnell entsteht. Für uns liegt die Priorität dabei auf einem flächendeckenden Schnellladenetz mit einer Leistung von über 150 kW pro Ladestation.“ Derzeit baut das Joint-Venture-Unternehmen „Ionity“ (BMW, Daimler, Ford, Audi, Porsche, VW) 400 Schnelllade-Stationen entlang europäischer Autobahnen. Der Leiter des Bereichs Hochvoltsysteme bei Porsche Engineering, Michael Kiefer, sagte „auto, motor und sport“, dass ein Auflade-Vorgang an einer der Ladestationen „pauschal acht Euro“ koste.
Gefertigt wird der Taycan in einem „Werk im Werk“, so der Porsche-Sprecher. Das heißt, es wurde kein neues Produktions-Gebäude errichtet. Stattdessen wurden die neuen Fertigungs-Anlagen in ein bereits bestehendes Werk integriert, in dem auch der 911er, der Boxster und der Cayman gefertigt werden. Das zukünftige Taycan-Werk befindet sich derzeit im Bau. Dort soll die Produktion mehrgeschossig, auf einer Höhe von 20 bis 25 Meter, stattfinden. Bisher hat Porsche für die Fertigung des Taycan rund 1.500 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.
Für die Fertigung ihres Stromers haben die Zuffenhausener ein neues System entwickelt, bei dem auf Fließbänder völlig verzichtet wird. Bei der sogenannten „Flexi-Linie“-Methode befördern autonom fahrende Transportsysteme die einzelnen Autos von einer Montage-Gruppe zur nächsten. Die Transportsysteme bewegen sich mit Schrittgeschwindigkeit völlig autonom fort, sind beispielsweise in der Lage, selbständig anzuhalten, wenn sie Hindernisse erkennen.
Porsche plant, ab dem Jahr 2025 die Hälfte seines Umsatzes mit E-Autos zu erwirtschaften. Bis 2022 will der Autobauer in die Entwicklung der E-Mobilität sechs Milliarden Euro investieren.
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