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Experte: Glaube an Durchbruch der E-Mobilität ist ein Hirngespinst

Der Gründer eines Elektroauto-Unternehmens glaubt nicht, dass sich die Elektromobilität durchsetzen wird. Die Technik gebe das nicht her, sagt Günther Schuh, Chef von „e.GO Mobile“ und Professor an der Technischen Hochschule Aachen.
13.07.2019 10:07
Aktualisiert: 13.07.2019 10:07
Lesezeit: 1 min

Die Zukunft der Mobilität: Wie sieht sie aus? Für die großen deutschen Auto-Bauer ist die Antwort klar: Die Zeit von Benzin und Diesel neigt sich dem Ende zu, schon in wenigen Jahren werden die beiden Antriebsstoffe vom Elektro-Antrieb ersetzt worden sein. Dementsprechend investieren sie Milliarden in die neue Technologie; bereiten die Manager ihre Unternehmen darauf vor, innerhalb weniger Jahre einen kompletten Wandel durchzumachen. Selbst der mögliche Verlust von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen wird in Kauf genommen - ein unschöner Nebeneffekt, aber ein notwendiges Übel, heißt es von Seiten der Konzern-Vorstände. Schließlich müssten Opfer gebracht werden für das eine große Ziel: Der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen.

Weise Voraussicht oder mit dem Kopf durch die Wand?

Jetzt hat sich einer der anerkanntesten Experten des Landes zu Wort gemeldet: Günther Schuh, Gründer und Chef des Elektrokleinwagen-Bauers „e.Go Mobile“ sowie Professor für Produktionsmanagement an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ nimmt der 60-Jährige kein Blatt vor den Mund.

Ein Elektro-Auto zu bauen, mit dem man für „den gleichen Preis genauso so weit und schnell fahren“ kann wie mit einem Verbrenner, sei sowohl jetzt als auch in der Zukunft technisch nicht möglich. Zu groß sei der Leistungsunterschied zwischen Feststoff-Batterie und herkömmlichem Motor - eine Erkenntnis, für die keine besonders tiefen physikalischen Kenntnisse notwendig seien: „Wo ich heute einen 50-Liter-Dieseltank herum karre, müsste ich selbst bei einem besseren Wirkungsgrad immer noch eine mehr als 700 Kilo schwere Batterie in einem Elektroauto haben.“ Was die zukünftige Massenfertigung von Stromern angeht, zeigt sich Schuh ebenfalls alles andere als optimistisch: Die Produktion sei einfach zu teurer. Schuhs Fazit: „Es gibt eine Riesen-Diskrepanz zwischen der öffentlichen Diskussion über Mobilität und der Entscheidungsfindung derjenigen, die Neuwagen kaufen. … Die Masse wird nicht einfach mehr für einen gefühlten Weniger-Nutzen zahlen.“

Die deutsche Automobil-Industrie steht derzeit vor dem wohl größten Umbruch ihrer Geschichte. Schafft sie ihn, stehen ihr sowie dem Standort Deutschland wahrlich goldene Zeiten bevor. Scheitert sie, ziehen nicht nur über Wolfsburg und Sindelfingen dunkle Wolken auf. Dann steht ganz Deutschland im Feuer.

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