Finanzen

Bahnchef Grube tritt überraschend zurück

Der Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, tritt überraschend zurück. Er verlässt die Bahn inmitten einer tiefgreifenden Umstrukturierung.
30.01.2017 12:43
Lesezeit: 2 min

Bahnchef Rüdiger Grube ist im Streit um eine Vertragsverlängerung am Montag zurückgetreten, berichtet die dpa. Vorübergehend führt Finanzchef Richard Lutz den Bundeskonzern, ein Nachfolger soll zeitnah gefunden werden, wie die Bahn nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Darin waren Differenzen über die geplante Verlängerung für Grube zu Tage getreten. Der Vertrag lief noch bis Dezember. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Aufsichtsratskreisen erfuhr, warf Grube dem Kontrollgremium vor, sich nicht an Absprachen gehalten zu haben.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach anschließend von „wenig Einigungsbereitschaft auf beiden Seiten“. „Das ist in der Tat eine so nicht zu erwartende Wendung“, sagte Dobrindt in München.

Grube verlässt den Konzern inmitten einer großangelegten Initiative, die Qualität, Kundenzahl und Ergebnis der Bahn deutlich verbessern sollte. Erst kürzlich erklärte Grube das Programm „Zukunft Bahn“ zur Chefsache.

Aus dem Umfeld des Aufsichtsrats war am Montag zu hören, Grube sei in der Sitzungsvorlage noch eine Vertragsverlängerung um drei Jahre bis Ende 2020 zugesichert worden. Der Vorstandschef habe dafür auf eine Gehaltserhöhung und auf eine Abfindung im Falle eines vorzeitigen Abgangs verzichtet.

In der Sitzung am Montag habe man ihm dann aber doch nur zwei weitere Jahre als Vorstandschef geben wollen. Grube wollte seinen Arbeitsplatz noch am Montag verlassen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft forderte eine schnelle Nachfolgelösung.

Auf die Frage nach den Aussichten des früheren Kanzleramtsministers und Bahn-Vorstandsmitglieds Ronald Pofalla sagte Dobrindt: „Wir gehen jetzt einfach auf die Suche. Es gibt jetzt überhaupt keinen Grund, im Vorfeld schon irgendwelche Namen ins Gespräch zu bringen.“ SPD-Fraktionsvize Sören Bartol riet, nun nichts zu überstürzen: „Da gibt es niemanden, der sich sofort aufdrängt.“

Der 65 Jahre alte Grube war seit 2009 Vorstandschef des bundeseigenen Konzerns mit weltweit 300 000 Angestellten und rund 40 Milliarden Euro Umsatz. Er übernahm die Führung nach der Affäre um massenhafte Ausspähung von Mitarbeiter-E-Mails unter seinem Vorgänger Hartmut Mehdorn.

Durch den Kauf der Auslandsverkehrstochter Arriva trieb Grube die internationale Ausrichtung voran. Nach einem Verlustjahr 2015 konnte er zuletzt auf ein verbessertes Ergebnis und eine gestiegene Pünktlichkeit der Züge verweisen.

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer kritisierte, Grube sei der Sündenbock für die falsche Bahnpolitik Dobrindts. Statt eine Schienenverkehrsoffensive zu starten, „durfte Grube nur den Mangel verwalten, während Schulden und Verspätungen immer mehr zunahmen.“ Das Bündnis Bahn für Alle warf Grube vor, er habe das Bahn-Kerngeschäft, die Eisenbahn in Deutschland, ausbluten lassen.

„Rüdiger Grube war nach Mehdorn der Richtige um die Deutsche Bahn wieder zur Ruhe zu bringen“, hob hingegen Martin Burkert (SPD) hervor, der Vorsitzende des Bundestagsverkehrsausschusses. Nun brauche es einen Bahnchef, der Qualität und Zuverlässigkeit voranbringe und die Gütersparte DB Cargo wieder aufs richtige Gleis setze.

Die Linken-Verkehrspolitikerin Sabine Leidig sieht nicht die Vertragsverlängerung als Grund des Rücktritts, sondern das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart21. „Er hat sich ganz offensichtlich verspekuliert“, teilte Leidig mit und verwies auf gestiegene Kosten für das Bauvorhaben. Gegner von Stuttgart 21 hoffen auf das Aus des Projekts: „Rüdiger Grube stand für Stuttgart 21, mit seinem Rücktritt ist auch S21 am Ende“, sagte der Sprecher der Stuttgarter Parkschützer, Matthias von Herrmann.

Bei der Nachfolge von Grube an der Spitze des Staatsunternehmens will die SPD mitreden. Über die Besetzung des Postens werde in der Koalition entschieden, sagte der designierte SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz am Montag vor Journalisten. Die Koordinierung der Gespräche in dem Regierungsbündnis betreibe nach wie vor Vizekanzler Sigmar Gabriel, aber in enger Abstimmung mit ihm als designiertem Nachfolger für den Parteivorsitz. Schulz soll am 19. März auf einem Sonderparteitag zum SPD-Chef gewählt werden. Bis dahin übt er das Amt faktisch schon aus.

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