Finanzen

Schleswig-Holstein stellt die Weichen für den ersten LNG-Terminal

In Schleswig-Holstein wird derzeit der erste Verladehafen für Flüssiggas gebaut.
15.07.2017 02:32
Lesezeit: 2 min

Für das geplante erste deutsche Terminal in Brunsbüttel zum Tanken von verflüssigtem Erdgas (LNG) hat die EU eine Hürde aus dem Weg geräumt. Die EU-Kommission gab am Freitag grünes Licht für die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens der Firmen Gasunie, Vopak (beide Niederlande) und Oiltanking (Hamburg), berichtet die dpa. „Die kartellrechtliche Genehmigung dieses Joint Ventures für den Bau und den Betrieb eines Flüssiggasterminals ist ein wichtiger Meilenstein für das in Brunsbüttel geplante Projekt“, sagte der Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Bernd Klaus Buchholz Buchholz.

Das Land Schleswig-Holstein werde das Vorhaben bei allen anstehenden Schritten nach Kräften unterstützen. Der in Groningen ansässige Energiekonzern Gasunie will mit seinen Partnern in Brunsbüttel für rund 450 Millionen Euro ein LNG-Terminal (LNG: Liquified Natural Gas) für den gesamten norddeutschen Raum entwickeln. Die endgültige Investitionsentscheidung soll 2018 fallen. Die Detailplanungen laufen aber bereits, nachdem sich Brunsbüttel gegen andere Standorte durchgesetzt hat. Nach einer rund dreijährigen Bauzeit könnte das Terminal Anfang der 2020-er Jahre ans Netz gehen.

Buchholz sprach von einer „gravierenden industriepolitischen Weichenstellung“, die das Industriezentrum Brunsbüttel kräftig voranbringen werde. Das Wirtschaftsministerium sieht in LNG einen Energieträger der Zukunft. Im Verkehr könne das verflüssigte Gas als Treibstoff für Lastwagen und Schiffe den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Schadstoffen spürbar senken.

Der FDP-Landtagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein, Oliver Kumbartzky, sagt in einer Stellungnahme auf seiner Webseite, dass es vor allem darum gehe, sich von der russischen Gasabhängigkeit zu lösen. Der FDP-Abgeordnete wörtlich: „Ein großer Vorteil von LNG ist das um das 600-fach geringere Volumen im Vergleich zum Erdgas. Dadurch ergeben sich Kostenvorteile bei Transport und Lagerung. Zudem hat LNG strategische Bedeutung durch Unabhängigkeit vom russischen Erdgas. Nicht ohne Grund entstehen um Deutschland herum LNG-Terminals. Nur hier tut sich leider noch sehr wenig. Deutschland sollte endlich umdenken und den Prozess beschleunigen. Die vor kurzem vorgestellte Bedarfsanalyse der Landesregierung liefert eine optimale Grundlage für das weitere Vorgehen.“

Die richtungsweisende Bedarfsanalyse wurde vom Fraunhofer Institut erstellt. Das Institut spricht sich in der Analyse entschieden für die Errichtung eines LNG-Terminals in Brunsbüttel aus. In der Analyse wird erwähnt, dass Deutschland seine Gasimporte diversifizieren müsse, da die russische Dominanz Russlands als Gaslieferant steige.

Das Institut führt dazu aus: „Die derzeitigen Gasbezugsquellen (2014) für die Bundesrepublik Deutschland sind mit ca. 40 Prozent Russland , ca. 22 Prozent Norwegen (das Produktionsmaximum wird für 2020 erwartet, danach max. 10 Jahre konstant und später abnehmend), ca. 26 Prozent Niederlande (bereits abnehmend), ca. 10 Prozent Inland (stark abnehmend, voraussichtlich in ca. 10 Jahren erschöpft). Russlands Dominanz als Gaslieferant Deutschlands wird also noch zunehmen. Vor dem Hintergrund in Zukunft zurückgehender Fördermengen in Norwegen, den Niederlanden und Deutschland bietet ein deutsches LNG Importterminal das Potenzial einer Diversifizierung des Gasimports. Der westeuropäische Produktionsrückgang könnte kompensiert werden, ohne die osteuropäischen Gasimporte steigern zu müssen. Es könnte Gas als LNG aus Ländern wie den USA, Kanada, Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas sowie aus Indonesien, Australien oder Malaysia bezogen werden, was die Versorgungssicherheit und die Verhandlungsposition bezüglich des Gaspreises stärken würden.“

Die SPD, CDU und die Grünen unterstützen das LNG-Projekt in Brunsbüttel.

Die SPD Schleswig-Holstein meldet in einer Mitteilung: „Die SPD freut sich außerordentlich über die Entscheidung von Gasuine für Brunsbüttel als Standort für den LNG Terminal. LNG (Liquified Natural Gas) wird in der Schifffahrt der Antriebsstoff der Zukunft sein. LNG bietet große Chancen – sowohl für die Schifffahrt als auch für die gesamte maritime Wirtschaft.“

Der Grünen-Abgeordnete Bernd Voß sagt in einer Mitteilung: „Wir begrüßen diese wichtige Entscheidung für den Standort Brunsbüttel. Auch für Schleswig-Holstein ist es ein wichtiges Signal. Der Standort eignet sich hervorragend dafür, saubere Treibstoffe in der Schifffahrt voranzubringen. LNG kann sowohl stofflich wie auch energetisch genutzt werden, dies ist für den Industriestandort ein wichtiger Baustein der Zukunftssicherung. LNG ist darüber hinaus eine Grundlage für die Diversifizierung der Energieversorgung in Europa.“

Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Hans-Jörn Arp, sagt dazu in einer Erklärung: „Hoffentlich bestätigen sich die guten Nachrichten für Brunsbüttel. Das wäre ein großer Erfolg für die Westküste. Die Stadt Brunsbüttel und die Schramm-Gruppe mit ihrem Geschäftsführer Frank Schnabel  haben seit Jahren beharrlich und mit hohem persönlichen Einsatz für diesen Standort gekämpft.“

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