Politik

Wirtschafts-Psychologe erhält Nobel-Preis

Lesezeit: 1 min
09.10.2017 12:14
Der Wirtschaftspsychologe Richard Thaler erhält den Preis für Wirtschaftswissenschaften.
Wirtschafts-Psychologe erhält Nobel-Preis

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der US-Verhaltensökonomen Richard Thaler erhält den Nobelpreis für Wirtschaft. Seine Arbeit habe eine Brücke geschlagen zwischen den wirtschaftlichen und psychologischen Analysen der Entscheidungsprozesse von Individuen, begründete die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm die Entscheidung. „Seine empirischen Befunde und theoretischen Einsichten waren maßgeblich für die Schaffung des neuen und schnell wachsenden Gebiets der Verhaltensökonomie, die einen tiefgehenden Einfluss auf viele Bereiche der wirtschaftlichen Forschung und Politik gehabt hat.“ Thaler arbeitet an der University of Chicago.

In der Fachwelt erhielt die Akademie für ihre Entscheidung Beifall. „Richard Thalers Forschung ist hochaktuell und bietet nicht nur neue Einsichten, sondern auch praktische Lebenshilfen“, sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. „Er hat in seiner Forschung gezeigt, dass Menschen häufig nicht vollständig rational handeln, sondern eher einfachen Entscheidungsregeln folgen.“ Als Beispiel nannte Fuest einen Taxifahrer, der als generelle Regel so lange fährt, bis er einen bestimmten Umsatz erreicht an. An Tagen mit hoher Nachfrage höre er früher auf, an Tagen mit schwacher Nachfrage dagegen später.

„Wenn viele Fahrgäste gerne ein Taxi hätten, wird das Angebot verknappt, und wenn wenige Gäste da sind, steigt das Angebot“, erklärte Fuest. „Genau das Gegenteil wäre notwendig.“

Mit seiner Arbeit hat es der 72-Jährige bis nach Hollywood geschafft. In dem Film „The Big Short“ - in dem es um das Entstehen der Finanzkrise 2007/08 geht - spielte Thaler in einem Kurzauftritt sich selbst. Gemeinsam mit Selena Gomez erklärt er dabei in einem Spielcasino, wie das Geschäft mit synthetischen „Collateralized Debt Obligations“ (CDO) die Finanzkrise befeuerte, die die Weltwirtschaft in ihre schwerste Rezession seit Ende des Zweiten Weltkriegs stürzte.

Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries findet die Preisverleihung an Thaler ebenfalls gerechtfertigt. „Seine Forschungsleistung im Bereich Verhaltensökonomik wurde zurecht geehrt und verdeutlicht, dass sich die ökonomische Forschung zunehmend den Erkenntnissen der Psychologie und anderen Disziplinen öffnet“, sagte sie. Die Erkenntnisse der Verhaltensökonomik würden auch für die wirtschaftspolitische Analyse immer wichtiger. „Denn die Wahrnehmungen von Fairness oder Selbstbeherrschung haben Einfluss auf unser wirtschaftliches Handeln.“

Der Nobelpreis im Fach Wirtschaftswissenschaften wird seit Ende der 60er Jahre verliehen. Er wird von der schwedischen Notenbank gestiftet und ist mit neun Millionen Kronen (etwa 900.000 Euro) dotiert. 2016 war der Preis an die in den USA lehrenden Vertragstheoretiker Oliver Hart und Bengt Holmström verliehen worden, 2015 an den britischen Ökonom Angus Deaton für seine Analysen zu den Themen Konsum, Armut und Sozialhilfe.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...