Finanzen

Marktbericht: Milliardenverlust der Deutschen Bank im Fokus

Der Handel am deutschen Aktienmarkt stagniert. Investoren warten auf Zinsentscheidungen der EZB.
24.07.2019 11:42
Lesezeit: 2 min

Am Tag vor dem Zinsentscheid der EZB wächst die Zurückhaltung der Anleger. Durchwachsene Firmenbilanzen hielten sie ebenfalls vor größeren Engagements ab. Die Hoffnung auf Bewegung im Zollstreit zwischen den USA und China stützte aber den Markt und verhinderte Kursverluste. Dax und EuroStoxx50 notierten am Mittwochvormittag jeweils kaum verändert bei 12.492 und 3524 Punkten.

Zuletzt hatten Spekulationen auf neue Konjunkturhilfen der Europäischen Zentralbank die Kurse angeschoben. Investoren taxieren die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB den Zins für Einlagen bei der Notenbank auf minus 0,5 von minus 0,4 Prozent senken wird, auf etwa 50 Prozent. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank rechnet jedoch erst für September mit einem solchen Schritt. Im Dezember könnte die EZB noch einmal nachlegen. "Hinweise darauf dürften jedoch bereits morgen zu hören sein."

Vor diesem Hintergrund fiel der Euro auf 1,1135 Dollar und notierte damit nur noch knapp über seinem Zwei-Jahres-Tief vom Mai. Das Pfund Sterling hielt sich mit 1,2452 Dollar ebenfalls nur knapp über seinen jüngsten Tiefständen. Zwar setzten Anleger darauf, dass das britische Unterhaus auch unter dem neuen Premierminister Boris Johnson einen ungeregelten Brexit am 31. Oktober verhindern werde, sagte BayernLB-Analyst Wolfgang Kiener. Neuwahlen wären aber sicher die Folge. "Deren Ausgang ist erstens schwer vorhersagbar und würde zweitens wohl von einer erneuten Brexit-Fristverlängerung im Einvernehmen mit der EU begleitet werden." Dieses Szenario signalisierten auch die Kurse an den Terminmärkten, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen.

Gefragt war dagegen die "Antikrisen-Währung" Gold. Sie verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1424 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Investoren bezweifelten, dass sich die Positionen der USA und Chinas bei den Zollverhandlungen rasch annäherten, sagte ein Börsianer. Außerdem machten sie die Spannungen zwischen dem Westen und dem Iran nervös. Der verschärfte Iran-Konflikt verteuerte die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,5 Prozent auf 64,14 Dollar je Barrel (159 Liter).

Der Radikalumbau samt Streichung tausender Jobs hat die Deutsche Bank im zweiten Quartal noch tiefer in die roten Zahlen gerissen als gedacht. Der Konzernverlust lag bei 3,15 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 401 Millionen ein Jahr zuvor. Zudem bekam die Bank ihren Ausstieg aus dem Aktienhandel schon vorzeitig zu spüren. Vorstandschef Christian Sewing will keine Zeit verlieren: "Wir beginnen nicht erst mit der Transformation - nach nur zwei Wochen sind wir schon mittendrin", schrieb er am Mittwoch bei der Vorlage der Zwischenbilanz in einem Brief an die Mitarbeiter.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Die seit Jahren gebeutelte Deutsche-Bank-Aktie verlor am Morgen zeitweise fast sechs Prozent und lag etwas später noch mit rund 4 Prozent im Minus bei 6,82 Euro. Damit blieb sie mit Abstand Schlusslicht im Dax. Zwar hat sich ihr Kurs seit dem Anfang Juni erreichten Rekordtief von 5,801 Euro ein ganzes Stück erholt. Allerdings kämpft das Papier immer noch mit den Kursverlusten, die es nach Bekanntgabe des Sanierungsplans Anfang Juli erlitten hat.

Covestro-Papiere gewannen 2,5 Prozent. Der Gewinneinbruch des Kunststoff-Herstellers sei nicht so stark ausgefallen wie befürchtet, schrieb Analyst Heiko Feber vom Bankhaus Lampe. Die bekräftigten Gesamtjahresziele erschienen erreichbar.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...