Wirtschaft

Zusammenarbeit wird kräftig ausgebaut: Auch die Deutsche Bahn kann auf China nicht mehr verzichten

Der Schienenverkehr zwischen China und der EU gewinnt an Bedeutung. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten sprachen mit dem Geschäftsführer der DB Cargo GmbH, Uwe Leuschner, über die weiteren Aussichten und die Einführung neuer Technologien wie Blockchain im Gütertransport.
09.10.2019 11:11
Lesezeit: 3 min
Zusammenarbeit wird kräftig ausgebaut: Auch die Deutsche Bahn kann auf China nicht mehr verzichten
Container über Container: Auch für die Deutsche Bahn wird China immer wichtiger. (Foto: dpa)

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wie hat sich das China-Geschäft der DB Cargo in den letzten Jahren entwickelt?

Uwe Leuschner: Wir haben uns im Jahr 2018 mit der neuen Vertriebseinheit DB Cargo Eurasia auf dem gesamten Eurasischen Korridor neu aufgestellt. Als Dienstleister im Verbund mit DB Schenker (als Spedition), DB Cargo (als Carrier) und DB Cargo Logistics (für das industriespezialisierte Geschäft) tritt die DB Cargo Eurasia als Operator und Provider der DB im Markt auf. Durch die Präsenz bei CR (China Railway) und diversen chinesischen Plattformen ist es uns in Schanghai gelungen, Vertrauen und Präsenz aufzubauen und neue Projektideen zu entwickeln. Damit wachsen wir aktuell schneller als der Markt.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wie sind die Perspektiven für die nächsten Jahre?

Uwe Leuschner: Mit DB Cargo Eurasia wollen wir das Produkt und die Partnerschaften weiter ausbauen und professionalisieren. Das komplexe Geschäft muss unabhängig von chinesischen Subventionen auf eine neue konkurrenzfähige Basis gestellt werden. Ergänzungen, z.B. mit neuen Technologien wie Block Chain, integrierten Lösungen und neuen Produktgruppen (wie z.B. Batterien, die in China als Gefahrgut gelten, gekühlte Ware, Chemieprodukte) werden hier das Wachstum weitertreiben können. Wir sind uns jedoch bewusst, dass weiterhin die politische Großwetterlage, das Überwinden von infrastrukturellen Engpässen und die weitere Verbesserung der Kommunikation zu Kunden und Partnern Schlüsselfaktoren unseres weiteren Erfolges sind.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wie verläuft Ihre Zusammenarbeit mit anderen Operateuren wie der UTLC oder CRIMT?

Uwe Leuschner: Die CRIMT ist unser Vertragspartner für den Transport der Container auf dem Korridor Chinas, die UTLC ist hauptsächlich Vertragspartner zwischen Dostyk und der europäischen Außengrenze. Sowohl mit CRIMT als auch mit UTLC verbinden uns weitere Themen. So arbeiten wir mit der CRIMT zurzeit an Lösungen im Austausch mit Dokumentationen sowie Erfahrungen und Technologien im Gefahrguttransport. Die UTLC ist für uns Partner für Innovativen bzgl. multimodaler Lösungen, z.B. in der Relation Kaliningrad – Ostsee, aber auch beim Austausch und Aufbau zu neuen Destinationen wie aktuell in der Relation Xian-Verona, die wir seit August 2019 bedienen.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Planen Sie, in den nächsten Jahren weitere Transportkorridore einzurichten?

Uwe Leuschner: Im Interesse des Kunden arbeiten wir stetig an Lösungen, die qualitativ hochwertig sowie sicher sind und die insbesondere die Transitzeit bei gleichzeitiger Kostenkontrolle reduzieren. So ist der Ausbau der Korridore über die Mongolei, die transsibirische Linie aber auch weitere Lösungen über Kasachstan wie Khorgos im Fokus. Im europäischen Teil wollen wir unsere Dreiecksverkehre zwischen Malaszewicze, Duisburg und Hamburg erweitern und Richtung Süden neue Dreieckslösungen schaffen. Außerdem haben wir die Korridore über die Ostsee Richtung Nordeuropa und die Transitrichtung über die Ukraine Richtung Dobra im Blick.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Was ließe sich an den Abläufen des Güterverkehrs verbessern?

Uwe Leuschner: Ziel aller Beteiligten sollte sein, in den nächsten Jahren ein “United Railway Bill“ innerhalb des gesamten Korridors zu bilden. Dabei geht es insbesondere darum, die heutigen CIM (Règles uniformes concernant le Contrat de transport international ferroviaire des marchandises) und SMGS (Soglashenije Meshdunarodnom Grusowom Soobstschenii) Regelungen innerhalb eines gemeinsamen Dokuments zu verbinden. Der elektronische Daten- und Dokumentenaustausch und Block Chain Lösungen zwischen den Spediteuren, Operateuren und Carriern können dabei die Effektivität der Containerverkehre entscheidend steigern. Insbesondere in Europa ist die gezielte Planung neuer Terminal-Destinationen ein weiterer Schritt, um die Geschwindigkeit im Containerumschlag in und aus China zu erhöhen.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Gibt es geopolitische Unwägbarkeiten und wie wirkt sich das auf Ihre Planungen aus?

Uwe Leuschner: Der Schienenverkehr ist immer abhängig von der Infrastruktur und den beteiligten Betreibern innerhalb der einzelnen Länder, die Struktur des Eisenbahnwesens in China und in der eurasischen Union unterscheidet sich zurzeit immer noch stark vom sich mehr und mehr liberalisierenden Eisenbahnmarkt in Europa. Die politische Ausrichtung nach wie vor monopolisierter Strukturen behindert oft noch effektiv integrierte Lösungen gegenüber dem Kunden. Nur der Dialog aller beteiligter Bahnen, Operateure und entscheidender Spediteure kann dabei helfen, diese Barrieren zu überbrücken. Plattformen für diesen Dialog zwischen den Beteiligten gibt es seit Jahren ausreichend. Die DB engagiert sich insbesondere innerhalb der Konferenz der Korridorbahnen für effiziente Zusammenarbeit.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Welche operativen und technische Neuerungen haben Sie in der letzten Zeit eingeführt bzw. stehen vor Ihrer Einführung?

Uwe Leuschner: Wir denken permanent über Innovationen für unsere Kunden nach. Ein alternatives Routing der Container innerhalb Europas durch Regelzugdreiecks- und Vierecks-Lösungen gehört genauso dazu, wie IT-Systeme und spezielle kundenorientierte IT Tools, die die Kommunikation und den Austausch von Daten beschleunigen. DB Cargo Eurasia wendet dabei an, was im DB Konzern schon seine Bewährungsprobe bestanden hat.

Info zur Person: Uwe Leuschner ist Senior Vice President Business Development Eurasia bei der DB Cargo AG, Geschäftsführer der DB Cargo Eurasia GmbH und Direktor der DB Cargo Russija in Moskau.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...