Finanzen

Russlands Staatsfonds baut seine Dollar-Anlagen in großem Umfang ab

Russland wird den Anteil von Dollar-Assets in seinem Staatsfonds von aktuell rund 45 Milliarden Dollar deutlich reduzieren. Diese Umschichtung ist Teil des Kreml-Plans, die Wirtschaft des Landes zu "ent-dollarisieren".
14.11.2019 17:00
Lesezeit: 2 min
Russlands Staatsfonds baut seine Dollar-Anlagen in großem Umfang ab
Eine Rubelmünze und ein Dollar-Schein. (Foto: dpa) Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Russland will den Anteil von Dollar-Assets in seinem 125 Milliarden Dollar schweren Staatsfonds von aktuell rund 45 Milliarden Dollar deutlich reduzieren, kündigte Russlands stellvertretender Finanzminister Vladimir Kolychev am Mittwoch an. Diese Umschichtung ist Teil des Kreml-Plans, die Wirtschaft des Landes zu "ent-dollarisieren" und den Außenhandel stattdessen verstärkt auf den Euro und den chinesischen Renminbi umzustellen.

"Ich kann mit Sicherheit sagen, dass der Anteil des Dollars niedriger sein wird. Wir betrachten verschiedene Reservewährungen, die den IWF-Standards entsprechen, darunter den Yuan [Renminbi] und die anderer Länder", sagte Kolychev laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. "Natürlich sind geopolitische Risiken einer der Hauptgründe, warum sich unsere Reserve-Struktur verändert", fügte er hinzu.

Die Umschichtung des russischen Staatsfonds weg vom Dollar folgt auf einen ähnlichen Schritt der russischen Zentralbank. Diese senkte ihre Dollarbestände infolge der US-Sanktionen im Frühjahr 2018, welche den Wert des Rubels gegenüber dem Dollar um 20 Prozent gesenkt hatten.

Die Zentralbank hat seitdem - also innerhalb von nur 18 Monaten - ihren Bestand an US-Staatsanleihen von 96 Milliarden Dollar auf heute nur noch 8 Milliarden Dollar reduziert. Insgesamt halbierte sie ihre Dollarreserven auf nur noch 22 Prozent der aktuell rund 543 Milliarden Dollar, wie die Financial Times berichtet. Stattdessen hat Russland massiv Gold gekauft, sogar noch mehr als China.

Infolge dieser Umschichtung stieg der Anteil der in Euro notierten Assets im Portfolio der russischen Zentralbank von 22 Prozent auf 32 Prozent. Der Anteil der Renminbi-Assets verdreifachte sich von 5 Prozent auf fast 15 Prozent. Russlands stellvertretender Finanzminister Vladimir Kolychev sagte, dass die Reduzierung der Dollar-Assets beim Staatsfonds "ähnlich" ausfallen werde.

Russlands Umschichtung weg vom Dollar hat politische Gründe

"Beim Handelsexportvolumen hat der Dollar 62 Prozent gegenüber 21 Prozent für den Euro, beim Import hat der Dollar 35 Prozent gegenüber 30 Prozent für den Euro und bei der Auslandsverschuldung 49 Prozent gegenüber 18 Prozent für den Euro", sagt Sofya Donets, Chefökonomin für Russland bei Renaissance Capital. Dies zeige, dass die Gewichtung der Reserven nicht wirtschaftlich, sondern politisch motiviert sei - "und aus völlig verständlichen Gründen", zitiert sie die FT.

Russland hat seinen Staatsfonds mit einem Vermögen von mehr als 8 Billionen Rubel (110 Milliarden Euro) in den letzten Jahren aufgestockt, indem es zusätzliche Einnahmen aus seinen Ölexporten angespart hatte, die seit 2017 für mehr als 40 Dollar pro Barrel verkauft werden. Stand 1. Oktober verfügt der Fonds zudem über 39 Milliarden Euro und 7,6 Milliarden Pfund Sterling. Die Summe gilt als Teil der Währungsreserven der Zentralbank, wird aber vom Finanzministerium verwaltet.

Die Abkehr des Staatsfonds vom Dollar ist Teil einer breiteren "Entdollarisierung", die von Präsident Wladimir Putin aktiv vorangetrieben wird, um Russland gegen US-Sanktionen abzusichern. Russland Wirtschaftsminister Maxim Oreshkin sagte der Financial Times im Oktober, dass sein Land plant, zukünftige Öl- und Gasexporte in Euro und Rubel zu verkaufen. Das russische Finanzministerium hat die Emission von Staatsanleihen in Dollar eingestellt und plant für Anfang 2020 eine auf Renminbi lautende Staatsanleihe. Russland prüft auch Mechanismen zur Förderung des Handels mit dem Rubel und mit den Landeswährung von Partnern wie der Türkei.

Russlands stellvertretender Finanzminister Kolychev sagt, dass eine allgemeine Umstellung auf den Euro im Handel mit Europa die Abkehr vom Dollar erleichtern würde. "Die Außenhandelsabwicklung mit unseren europäischen Partnern wechselt in den meisten Fällen vom Dollar auf den Euro, auch bei Waren, bei denen die Preise traditionell immer in Dollar notiert waren, wie bei Öl und Gas."

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...