Weltwirtschaft

Denkfabrik warnt Ölfirmen: Neue Klimaschutz-Gesetze machen vorausschauende Investitionen unmöglich

Lesezeit: 2 min
09.02.2020 14:22  Aktualisiert: 09.02.2020 14:22
Spätestens 2025 werden radikale Klimaschutz-Gesetze der Öl- und Gasindustrie die Geschäfte deutlich erschweren, warnt eine aktuelle Studie. Demnach drohen derzeit erhebliche Fehlinvestitionen, weil die Unternehmen nicht abschätzen können, was ab 2025 noch erlaubt ist und was nicht.
Denkfabrik warnt Ölfirmen: Neue Klimaschutz-Gesetze machen vorausschauende Investitionen unmöglich
Massive politische Eingriffe in die Energiebranche im Namen des Klimaschutzes sind unausweichlich. (Foto: dpa)
Foto: Mohssen Assanimoghaddam

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Ungewissheiten im Hinblick auf die bevorstehenden politischen Maßnahmenn zum Klimaschutz erschweren in vielen Unternehmen die Planung. Infolge der bisher schleppenden Klima-Regulierung erwartet eine aktuelle Studie der Finanz-Denkfabrik "Carbon Tracker", dass die unausweichlichen politischen Änderungen, wenn sie schließlich kommen, abrupt sein werden.

"Wir wissen nicht, wann und wie eine unausweichliche politische Reaktion kommen wird, und genau dies macht es den Unternehmen schwer, zu planen. Die Firmen riskieren jedoch, mit gestrandeten Vermögenswerten zurückzubleiben, wenn sie davon ausgehen, dass die Regierungen keine energischen Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels ergreifen werden", sagt Studienautor Andrew Grant, ein Analyst im Bereich Öl und Gas.

Dass bis zum Jahr 2025 massive politische Eingriffe zum Klimaschutz zu erwarten sind, wird der Studie zufolge durch drei wichtige Faktoren bewirkt: durch öffentlichen Druck, durch extreme Wetterereignisse und durch zunehmend wettbewerbsfähige alternative Energien. Von der Politik fordert die Studie ein schnelles Handeln, da die Unternehmen andernfalls viele länger falsche Investitionen tätigen werden und dadurch gewaltige Werte vernichtet werden.

Auch wenn Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Senkung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe bereits als "unvermeidlich" gelten, gehen die Szenarien der Öl- und Gasindustrie in der Regel unverantwortlicherweise weiterhin von einem kontinuierlichen Anstieg des Öl- und Gasverbrauchs aus, der in etwa auf einer sanften Geraden verläuft, so die Studie.

Wenn sich die Unternehmen im Voraus auf die kommenen Einschnitte vorbereiten und ihre Investitionen an den Klimazielen ausrichten, werden sie der Studie zufolge die höchsten Erträge bei geringstem Risiko erzielen. Wenn die Unternehmen sich hingegen nicht auf die kommenden politischen Maßnahmen einstellen, werden ihre Ölprojekte möglicherweise nie den erwarteten Wert erwirtschaften.

Die Auswirkungen werden wahrscheinlich für jene Projekte am negativsten sein, die kurz vor den erwarteten politischen Eingriffen in Betrieb genommen werden. Wenn die Produzenten im Vorfeld eines solchen Geschehens konservativ planen würden, werde dies die Auswirkungen verringern.

Die Studie erwartet, dass die Ölnachfrage in den kommenden fünf Jahren um 0,6 Prozent pro Jahr wächst. Anschließend, im Zeitraum von 2025 bis 2040, werde es zu einem dramatischen Rückgang des Ölpreises kommen. Je länger diese Preissignale zu Überinvestitionen führen, desto mehr Störungen wird die Industrie für fossile Brennstoffe später erleben, wenn - aufgrund neuer Gesetze - immer drastischere Maßnahmen erforderlich sind.

Amerikanische Ölgiganten und europäische Unternehmen wie BP und Repsol sind diesen Risiken am stärksten ausgesetzt, während Shell, Total und Eni aufgrund des Kostenprofils ihrer jüngsten Projekte weniger exponiert sind, heißt es in der Studie. Der saudi-arabische Öl- und Gaskonzern Saudi Aramco sei dank seiner kostengünstigen Ölförderung den geringsten finanziellen Risiken im Zusammenhang mit dem Rückgang der Ölpreise ausgesetzt.

"Wir glauben, dass die Ölgesellschaften, die höhere Kosten und ein höheres Risiko aufweisen, bei der Energiewende mit höherer Wahrscheinlichkeit unterdurchschnittlich abschneiden werden und daher ein größeres Potenzial haben, Aktionärsvermögen zu zerstören", heißt es in der Studie.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...