„In Deutschland gibt es eine Vielzahl von weltweit anerkannten Marken, von Automobilunternehmen bis hin zu Telekommunikations- und IT-Technologien. Ab 2019 zählten die Automobilhersteller zu den wertvollsten deutschen Marken wie Mercedes-Benz und BMW, den beiden konkurrierenden Kräften, die auch zu den wertvollsten Automobilmarken weltweit gehören (…) Eine weitere bemerkenswerte Marke aus Deutschland ist die Deutsche Telekom, das führende Telekommunikationsunternehmen des Landes, das 1996 nach der Auflösung der staatlichen Bundespost privat gegründet wurde. Zusammen mit seinen Tochtergesellschaften auf der ganzen Welt wie T-Mobile hat der deutsche Anbieter aufgrund seiner globalen Reichweite und Wirkung zu den wertvollsten Telekommunikationsmarken weltweit gezählt“, so Tuğba Şabanoğlu in einem Artikel von Statista.com.
Spitzenreiter beim Markenwert im Jahr 2019 war Mercedes Benz. Der Markenwert belief sich auf 60,3 Milliarden Dollar. Darauf folgten die Telekom mit 46,3 Milliarden Dollar, Volkswagen mit 41,7 Milliarden Dollar, BMW mit 40,5 Milliarden Dollar, Porsche mit 29,3 Milliarden Dollar, Allianz mit 23,1 Milliarden Dollar, Bosch mit 22,9 Milliarden Dollar, Siemens mit 21,6 Milliarden Dollar, Audi mit 19,6 Milliarden Dollar und Adidas mit 16,6 Milliarden Dollar.
Daraus folgt, dass sich unter den zehn wertvollsten deutschen Marken sieben Autobauer, ein Telekommunikationsunternehmen, eine Versicherung und ein Sportwarenhersteller befinden.
Die Autobranche in Deutschland gilt als „Schlüsselindustrie“. Mehr als 800.000 Beschäftigte arbeiten hier, direkt und indirekt hängen geschätzt zwei Millionen Menschen von Wohl und Wehe des wichtigen Wirtschaftszweigs ab. Doch zu dem ohnehin schwierigen Umbruch von der alten Verbrenner-Welt in die neue Zeit der Alternativantriebe und Vernetzung kommt jetzt die tiefe Absatzkrise wegen der Pandemie, bei der noch kein Ende absehbar ist. Dabei liefen schon vorher Sparpläne in etlichen Unternehmen. Wie sieht die aktuelle Lage aus?
Volkswagen: Eine Verschärfung laufender Einsparungen explizit infolge von Corona ist bei der Kernmarke des weltgrößten Autokonzerns bisher nicht vorgesehen. Aber es besteht ein Einstellungsstopp - und VW baut auch so schon seine Strukturen radikal um. 2016 startete ein zunächst heftig umstrittener „Zukunftspakt“, mit dem bis Ende 2019 bereits fast 11.000 Stellen gestrichen und knapp drei Milliarden Euro an Ausgabenkürzungen erreicht wurden. Im Laufe der kommenden Jahre dürften insgesamt bis zu 20.000 Jobs weggefallen sein. Kündigungen will VW dabei vermeiden, im Kern gilt eine Beschäftigungsgarantie bis 2029. Parallel dazu entstehen neue Arbeitsplätze: Für die E-Mobilität werden auch Beschäftigte umgeschult, für Digitalisierung und Vernetzung baut der Konzern unter anderem eine interne Software-Sparte mit mittelfristig mehr als 10.000 Beschäftigten auf.
Daimler: Die Corona-Krise sorgt für tiefrote Zahlen und zwingt den Autobauer zur Verschärfung seines sowieso geplanten Sparkurses. Obendrein beschleunigt sie die Transformation von Verbrenner- zu E-Motoren. Standortübergreifend war zuletzt der Abbau von 10.000 bis 15.000 der weltweit rund 300.000 Stellen kolportiert worden. Medien hatten sogar von bis zu 30.000 Stellen berichtet. Die Zahlen kommentiert Daimler nicht - man strebe möglichst sozialverträgliche Lösungen an. Nach Betriebsratsangaben sollen beispielsweise am Stammsitz in Stuttgart-Untertürkheim bis 2025 rund 4.000 von 19.000 Stellen gestrichen werden. In Berlin, wo das älteste produzierende Werk steht, sollen demnach rund 1.000 von 2.500 Jobs wegfallen.
BMW: Der bayerische Autobauer streicht 6.000 seiner 126.000 Stellen, verzichtet aber auf betriebsbedingte Kündigungen. Stattdessen bekommen freiwillig ausscheidende Mitarbeiter und Frührentner Abfindungen. Auch die Altersteilzeit-Angebote sind laut Betriebsrat „sehr attraktiv“. Junge Beschäftigte, die studieren wollen, unterstützt BMW finanziell und garantiert ihnen nach dem Abschluss die Rückkehr in ein Arbeitsverhältnis. Personalchefin Ilka Horstmeier sprach von einem Paket, „das uns kurzfristig hilft, das Unternehmensergebnis zu verbessern, uns aber langfristig die Innovationskraft erhält“. Die Autoverkäufe brachen im zweiten Quartal ein, BMW schrieb zum ersten Mal seit elf Jahren rote Zahlen. Der Autobauer investiert Milliarden in E-Mobilität und Digitalisierung.
Audi: Die VW-Tochter hatte schon im November 2019 beschlossen, in Ingolstadt und Neckarsulm 9.500 der 61.000 Stellen abzubauen, aber ohne Kündigungen. Die Fertigungskapazität der beiden Werke wird um ein Sechstel verkleinert. Knapp 2.000 Jobs sollen bei Elektromobilität und Digitalisierung neu entstehen. Audi will sechs Milliarden Euro einsparen, die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte langfristig sichern und wieder profitabler werden. Der Hersteller ist seit der Aufdeckung des Dieselskandals 2015 deutlich hinter die Konkurrenten Daimler und BMW zurückgefallen und schreibt wegen Corona jetzt rote Zahlen. Der neue Chef Markus Duesmann sagte, der geplante Stellenabbau reiche - mehr sei nicht geplant.
Opel: Seit der Übernahme im Sommer 2017 durch den französischen PSA-Konzern hat Opel massiv Arbeitsplätze mit Abfindungsprogrammen abgebaut. Die verbleibenden Beschäftigten sind per Tarifvertrag bis Sommer 2025 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Umso größer war daher die Empörung von IG Metall, Betriebsrat und politischen Parteien in Hessen, als Arbeitsdirektor Ralph Wangemann wegen der coronabedingten Absatzkrise mit betriebsbedingten Kündigungen drohte, sollten sich für die nächste Abfindungsrunde nicht genug Freiwillige finden. In der Folge einigten sich die Beteiligten dann auf eine Verlängerung der Kurzarbeit in Rüsselsheim bis Ende 2021 und die Gründung von Transfergesellschaften, in denen Opelaner fit gemacht werden sollen für andere Jobs. Von Entlassungen ist derzeit nicht mehr die Rede.