Unternehmen

Wie Mittelständler Milliarden-Verluste durch Missachtung von Normen und Standards vermeiden

Die Mittelständler verlieren pro Jahr insgesamt 15 Milliarden Euro allein dadurch, dass sie Normen und Zertifizierungen missachten. Das hat einmal die Technische Universität in Berlin errechnet. Jetzt hat das Fraunhofer-Institut eine Studie mit Handlungsempfehlungen erstellt.
21.12.2020 18:03
Lesezeit: 1 min

Eine Strategie für Normen und Standardisierung entwickeln, die Mitarbeiter schulen und die hauseigene Technologie regelmäßig auf ihre Eignung prüfen lassen:

Das sind sehr wichtige Handlungsempfehlungen für Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die das Fraunhofer-Institut gerade gegeben hat. Dafür hat das wissenschaftliche Institut die aktuelle Studie „Relevanz der Normung und Standardisierung für Wissens- und Technologietransfer“ erstellt, die auf das Problem hinweist, das nach wie vor viele Firmen missachten.

Die Autorinnen und Autoren des Beitrages haben ihre Erkenntnisse aus umfangreichen Recherchen sowie Interviews mit Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Verbänden und Normungsorganisationen gewonnen.

Volkswirtschaftliche Verluste schon seit 20 Jahren bekannt

Ein Grund, warum die Unternehmen bislang so wenig unternommen haben: Die Normen, Standards und Zertifikate sind in der Regel im Alltag unsichtbar, leisten aber aus der Sicht von Fraunhofer entscheidende Beiträge, damit aus technologischen Innovationen erfolgreiche Produkte oder Dienstleistungen für den Markt werden.

Sie ermöglichen die Systemfähigkeit der Technik und die Entwicklung kompatibler Produkte. In Medizin, Verkehr oder digitaler Kommunikation definieren Standards und Normen Mindestanforderungen an Qualität und Sicherheit. „Sie genießen bei der Bevölkerung großes Vertrauen“, heißt es sinngemäß in der Erklärung des Instituts.

Die Normen und Zertifizierungen spielen mittlerweile eine so große Rolle, dass für die Unternehmen erhebliche Mehrkosten entstehen, wenn sie diese nicht beachten. Eine Firma kann auf diese Weise Verluste in Millionen Euro-Höhe erleiden, die sich empfindlich auf die Geschäfte auswirken.

Die Technische Universität hat einmal errechnet, dass alle deutschen Unternehmen insgesamt dadurch pro Jahr ein Schaden von 15 Milliarden Euro entsteht. Dabei ist Rechnung schon alt. Bereits vor 20 Jahren - im Jahr 2000 - gab es ähnliche Statistiken, die sich bis heute im Prinzip nicht verändert haben.

International wächst die Bedeutung von Normen und Standards

Die Summe ist so hoch, dass die Verluste sogar auf der gesamtwirtschaftlichen Rechnung einen spürbaren Abdruck hinterlassen. Folglich beschäftigt das Thema nicht nur die Manager, sondern auch die Volkswirte. Und somit auch wissenschaftliche Einrichtungen wie Fraunhofer, die versuchen, den Mangel zu mildern, der dadurch entsteht.

„Standards und Normen sind ein Katalysator bei der Umsetzung von Technologien und Forschungsergebnissen in nützliche Produkte und gewinnen auch international immer mehr an Bedeutung. Hier liegt ein enormes Potenzial für viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen“, sagte Professor Ralf Wehrspohn, Vorstandsmitglied bei der Fraunhofer-Gesellschaft.

„Eine Hauptursache ist fehlendes Normungs- und Standardisierungswissen in den Organisationen. Sowohl Unternehmen als auch Forschungseinrichtungen sind sich gar nicht bewusst, welchen enormen Mehrwert eine Beteiligung bietet“, erklärt Professor Knut Blind vom Fraunhofer ISI, der gemeinsam mit Philipp Hermann vom Fraunhofer IMW die Projektleitung bei der Studie übernommen hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schiene unter Druck: Expertenrunde soll Bahnverkehr stabilisieren
06.12.2025

Wegen anhaltender Probleme im Zugverkehr arbeitet eine neue Taskforce an kurzfristigen Lösungen für mehr Pünktlichkeit und Stabilität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie erholt sich: Nachfrage kehrt zurück
06.12.2025

Die europäischen Neuzulassungen ziehen spürbar an und signalisieren eine langsame, aber stabile Erholung der Automobilindustrie. Doch...

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...