Politik

Boko Haram & Co zielen auf die Beziehungen zwischen Nigeria und China ab

Boko Haram und andere Terror-Milizen haben es nicht nur auf die nigerianische Zivilbevölkerung, sondern auch auf die Öl-Infrastruktur und weitere Infrastrukturen Nigerias abgesehen. Damit stören die militanten Kämpfer auch den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Nigeria und China.
10.01.2021 09:15
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Boko Haram & Co zielen auf die Beziehungen zwischen Nigeria und China ab
Die Öl- und Gasinfrastruktur und Volksgruppen in Nigeria. (Grafik: Stratfor)

Die Entführungen von Studenten im Nordwesten Nigerias spiegeln die wachsende Stärke krimineller Banden und die Schwäche der nigerianischen Bundesregierung und ihrer Sicherheitsdienste wider. Entführungen sind landesweit weit verbreitet und werden häufig von kleinen Ad-hoc-Gruppen begangen. Der Nordwesten erhält jetzt Aufmerksamkeit, weil die Täter im Gegensatz zu anderen Ländern gut organisierte kriminelle Banden sind und die Zahl der Opfer dramatisch hoch war.

In der Stadt Kankara wurden im Dezember 2020 rund dreihundert Jungen entführt. Nur wenige Tage später waren mehr als achtzig Studenten in Dandume von einer gescheiterten Entführung betroffen. Beide Folgen erinnerten an die Entführung von fast dreihundert Schulmädchen in der nordöstlichen Stadt Chibok im Jahr 2014. Die Schulmädchen gelten nach wie vor als vermisst, berichtet das Council on Foreign Relations (CFR). Die Aktionen von Boko Haram und dem IS in Nigeria führen zu einer gesellschaftlichen Unsicherheit. In der Vergangenheit haben beide Gruppen auch immer wieder Anschläge und Angriffe auf Ölpipelines und Arbeiter im Ölsektor ausgeführt.

Nach der Libyen-Intervention 2011 erfolgte eine umfassende Plünderung der Waffenkammern der libyschen Armee. Nach Angaben des ehemaligen südafrikanischen Botschafters in Libyen, Mohammed Dangor, gelangten jene libyschen Waffen in die Händer der Terror-Miliz Boko Haram. „Es gab viele Waffen, die während des Krieges geplündert wurden”, so Dangor. Die UN hatte bereits 2012 davor gewarnt, dass libysche Waffen in die Hände von Extremisten in Afrika gelangen könnten, so der englischsprachige Dienst von Reuters.

Die nigerianische Regierung möchte seit geraumer Zeit ihre wirtschaftspolitischen Beziehungen mit China ausbauen. Das Ölgeschäft soll dabei eine herausragende Rolle spielen. Voice of America (VoA) berichtete im März 2016, dass China mehr Öl aus Nigeria importieren möchte. Im Jahr 2015 importierte China eine Milliarde Barrel an Öl aus Nigeria. Dieses Volumen erheblich angehoben werden. China war bisher der größte Handelspartner des afrikanischen Kontinents, so VoA. The Sun berichtet, dass vor allem die US-Regierung gegen eine Annäherung zwischen China und Nigeria ist.

Buhari befand sich im April 2016 auf einem Staatsbesuch in China. Es wurden mehrere Wirtschaftsverträge geschlossen. Der chinesische Konzern Sinohydro Corporation Limited soll Nigeria dabei helfen, 300 Solaranlagen zu bauen. Der Vertrag hat einen Wert von etwa 500 Millionen Dollar. Im Granit- und Marmorsektor wurde ein Kooperationsvertrag von 55 Millionen Dollar geschlossen. China soll eine Granit-Bergbau-Anlage bauen. Es soll eine Autobahn entlang der Strecke Abuja-Ibadan-Lagos für etwa eine Milliarde Dollar gebaut werden, berichten die Premium Times. Zudem sollen die Chinesen für 2,5 Milliarden Dollar beim Ausbau der Metro in Lagos helfen. In der nigerianischen Freihandelszone Ogun-Guangdong soll ein High-Tech-Industriepark für rund eine Milliarde gebaut werden. Ein Großteil der Projekte sollen über die chinesische Entwicklungsbank AIIB finanziert werden. Zuvor hatte China Nigeria einen Kredit von sechs Millionen Dollar für den Ausbau der Infrastruktur angeboten, berichtet Reuters.

Wichtig für die Ölproduktion Nigerias ist das Niger-Delta, das sich im Süden des Landes befindet. Dort ist die militante Organisation „Emancipation of the Niger Delta“ (MEND) aktiv. Die MEND-Separatisten fordern die Abspaltung des ölreichen Niger-Deltas vom Rest des Landes. Die Organisation führt insbesondere Attacken auf Öl-Pipelines und Stellungen der Öl-Konzerne aus. In Nigeria sind nach Angaben von Bloomberg die Öl-Konzerne Royal Dutch Shell Plc, Chevron Corp., Exxon Mobil Corp., Total SA und Eni SpA aktiv. Sie fördern im Rahmen von Joint Ventures mit der staatlichen Nigerian National Petroleum Corp. Etwa 90 Prozent des nigerianischen Öls. Bisher hat MEND Förderplattformen von Royal Dutch Shell, Total, Eni SpA, Chevron und Exxon attackiert. Im Jahr 2010 entführte die Organisation Mitarbeiter des Ölkonzerns Exxon, berichtet France 24. La Libertaion berichtet, dass MEND eine Gefahr für Total in Nigeria ist. Stratfor berichtet, dass MEND eine Bedrohung für die nigerianische Ölindustrie ist.

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