Politik

Europas Stahlindustrie bittet EU-Kommission um mehr CO2

Lesezeit: 2 min
02.06.2021 12:00  Aktualisiert: 02.06.2021 12:00
Europas Stahlindustrie fürchtet den von Brüssel geplanten Umbau des Emissionshandels. In einem Brief bittet der Branchenverband Eurofer die EU-Kommission um mehr CO2.
Europas Stahlindustrie bittet EU-Kommission um mehr CO2
Dampf steigt vom Thyssen-Krupp Stahlwerk Duisburg auf. (Foto: dpa)

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Die European Steel Association (Eurofer) hat in der letzten Woche einen Brief an die EU-Kommission geschickt. Darin bittet sie die EU, im Rahmen der geplanten CO2-Steuer die Zuteilung von kostenlosen Kohlenstoffzertifikaten für Europas Stahlindustrie nicht zu schnell zu reduzieren. Die Kommission erarbeitet derzeit Vorschläge, um das Emissionshandelssystem (ETS) im Juli auf weitere Branchen auszuweiten und die kostenlosen Zertifikate für alle Sektoren schrittweise abzuschaffen.

Zudem wird Brüssel einen Vorschlag für einen Kohlenstoff-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) vorlegen, um Importe auf der Grundlage ihres CO2-Fußabdrucks zu besteuern. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Regelung vor 2023 in Kraft treten wird. Europas Stahlproduzenten sagen, dass eine zu schnelle Abschaffung der kostenlosen CO2-Zertifikate zu einem steilen Anstieg ihrer Betriebskosten führen würde. Dies würde ihre Bemühungen untergraben, in CO2-schonende Technologien zu investieren.

"Eine abrupte Einführung einer ungetesteten CBAM, die die kostenlose Zuteilung und Kompensation vollständig oder zu einem großen Teil sofort ersetzt [...] würde sich störend auf die EU-Stahlindustrie auswirken", heißt es in dem Eurofer-Schreiben. "Es würde den EU-Stahlproduzenten und den nachgelagerten Sektoren die vollen CO2-Kosten aufbürden und die finanzielle Fähigkeit unserer Unternehmen untergraben, in kohlenstoffarme Technologien zu investieren."

Weiter heißt es in dem Schreiben, die europäischen Stahlproduzenten hätten "zehn bis hundert mal so hohe CO2-Kosten wie ihre globalen Konkurrenten, da die Kosten auf jede einzelne Tonne EU-Stahl anfallen, während die Konkurrenten nur Kosten für jenen Anteil ihrer Produktion haben, den sie in die Europäische Union exportieren". Diese Schlechterstellung der europäischen Unternehmen würde zu einem "schädlichen und erheblichen Missverhältnis" führen.

Die European Steel Association (Eurofer) hat vorgeschlagen, dass das bestehende europäische Emissionshandelssystem (ETS) nach Einführung des geplanten Kohlenstoff-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) zunächst für eine Übergangszeit von acht Jahren weitergeführt wird. Diese Übergangszeit sollte nach Ansicht der Branchenvereinigung so lange laufen, bis im Jahr 2030 ein nachhaltiger europäischer Markt für "grünen Stahl" vollständig herangereift ist.

Interne Schätzungen der Europäischen Kommission deuten darauf hin, dass Brüssel darauf hinarbeitet, die kostenlosen Kohlenstoffzertifikate für jene Sektoren, die unter die CBAM fallen, bis 2030 oder 2035 auslaufen zu lassen, je nachdem, wann die CO2-Abgabe auf Importe eingeführt wird. "Unsere Stahlindustrie steht unter großem Druck, aber das wird uns nicht daran hindern, sie zu Veränderungen zu drängen", zitiert die Financial Times einen EU-Beamter.

In einer Erklärung sagte die EU-Kommission, der CBAM-Mechanismus würde "sicherstellen, dass der Preis von Importen das Niveau der CO2-Emissionen, die in diesen Produkten für ausgewählte Sektoren enthalten sind, genauer widerspiegelt". Der Mechanismus werde sicherstellen, dass die "Bemühungen der EU um Klimaneutralität nicht durch das Risiko einer Verlagerung der Produktion in andere Länder mit weniger strengen Emissionsbeschränkungen untergraben werden".

Mehr zum Thema: Preise im Co2-Emissionshandel steigen kräftig – Europas Industrie warnt vor Verlust ihrer Wettbewerbsfähigkeit


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