Die billionenschweren Forderungen der Bundesbank im Zahlungsverkehr der Euro-Zone steigen weiter an. Die sogenannten Target-Forderungen erhöhten sich im Juni um rund 25 Milliarden Euro auf 1,102 Billionen Euro, wie auf der Webseite der deutschen Notenbank am Mittwoch einsehbar war. Über das „Target 2“ genannte Verrechnungssystem verläuft im Währungsgebiet der gesamte grenzüberschreitende Zahlungsverkehr der Finanzinstitute. Die Target-Salden zeigen die Forderungen und Verbindlichkeiten an, die bei den nationalen Notenbanken dadurch anfallen.
Der größte Gläubiger in dem System ist die Bundesbank. Die Notenbanken Spaniens und Italiens wiesen zuletzt die höchsten Verbindlichkeiten aus. Ökonomen blicken auf die Daten genau, denn große Veränderungen bei den Zahlen könnten auf Verschiebungen bei den Kapitalströmen hinweisen. Dies war vor rund zehn Jahren der Fall, als es im Zuge der Euro-Schuldenkrise zu Kapitalabflüssen aus schuldengeplagten südeuropäischen Ländern gekommen war. Aktuell stehen hinter den hohen Target-Salden aber laut Europäischer Zentralbank (EZB) vor allem die umfangreichen Anleihenkäufe der Währungshüter.
Die Bundesbank führt auf ihrer Webseite aus: „Isoliert betrachtet führt die beschriebene Transaktion am Ende des Geschäftstages zu einer Verbindlichkeit der Banque de France und zu einer Forderung der Bundesbank gegenüber der EZB. Diese Forderungen oder Verbindlichkeiten gegenüber der EZB werden allgemein als Target2-Salden bezeichnet.“
Sogar „Tagesschau.de“ gesteht ein: „Solange die Währungsunion besteht, würden diese Target-Salden (…) auch keine Probleme bereiten. Mit einem Risiko wären Target2-Salden der Bundesbank nur dann verbunden, wenn ein Land mit negativem Saldo – zum Beispiel Italien - die Eurozone verlässt. In diesem sehr hypothetischen Fall, bestünde die Forderung der EZB gegenüber der betreffenden Zentralbank Banca d’Italia fort und die anderen Notenbanken müssten anteilig für den verbleibenden Verlust einstehen. Denn Gewinne und Verluste werden jährlich im Rahmen der Bilanz des Eurosystems zusammengefasst und anschließend auf die einzelnen Notenbanken entsprechend deren Anteil am Eigenkapital der EZB verteilt. Auf die Bundesbank entfallen rund 26 Prozent der Gewinne, beziehungsweise Verluste, des Eurosystems. Das heißt für diesen Anteil müssten die deutschen Steuerzahler dann haften.“