Der russische Staatskonzern Gazprom will noch dieses Jahr 5,6 Milliarden Kubikmeter Gas über die fast fertiggestellte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 nach Deutschland transportieren. Das Unternehmen teilte am Donnerstag mit, über die bereits existierende Pipeline Nord Stream seien in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres 33,7 Milliarden Kubikmeter Gas nach Deutschland gepumpt worden, meldet Reuters. Die zu 99 Prozent fertigstellte Nord Stream 2 soll eine Transportkapazität von 110 Milliarden Kubikmeter pro Jahr haben.
Am Freitag wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin unter anderem über das international umstrittene Projekt sprechen. Die USA und europäische Staaten werfen der Bundesregierung vor, die Abhängigkeit von russischen Gas-Lieferungen in Kauf zu nehmen. Zudem werde die Position der Ukraine gegenüber Russland geschwächt. Bislang ist die Ukraine das wichtigste Transitland für die Gaslieferungen nach Europa.
Zu einer endgültigen Lösung im Streit über die Ostsee-Erdgaspipeline während der Reisen der Kanzlerin nach Moskau an diesem Freitag und in die ukrainische Hauptstadt Kiew an diesem Sonntag äußerte sich Regierungssprecher Steffen Seibert zurückhaltend.
Seibert sagte nach Angaben der dpa, bei Merkels Gespräch mit Putin werde es um die großen internationalen Fragen wie die Lage in Afghanistan gehen sowie um den Konflikt in der Ostukraine, „zu dessen Lösung, Beilegung Russland sehr viel mehr tun könnte, als es tut“. Auch die Situation in Belarus, wo ein Diktator in schlimmster Weise gegen seine eigene Bevölkerung vorgehe und auf den die russische Führung Einfluss habe, werde Thema sein. Merkel war zuletzt im Januar 2020 in Moskau.