Finanzen

Über 20.000 Dollar pro Gold-Unze schwirren auf dem Markt umher

Lesezeit: 2 min
27.10.2021 16:25  Aktualisiert: 27.10.2021 16:25
Aufgrund der ultralockeren Geldpolitik der Fed betragen die Dollar-Gold-Ratio über 20.000 Dollar und die Dollar-Silber-Ratio über 3.000 Dollar. Kommt es im Fall eines monetären „Resets“ zu einer Explosion der Edelmetallpreise?
Über 20.000 Dollar pro Gold-Unze schwirren auf dem Markt umher
Kommen goldene Zeiten auf die Anleger zu? (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Dollar-Silber-Ratio beträgt aktuell (Stand: 27. Oktober 2021) 3.083 US-Dollar pro Unze. Das bedeutet, dass Geldnoten im Wert von 3.083 US-Dollar pro Silber-Unze existent sind. Zu Beginn des Jahres betrug die Ratio etwa 1.000 US-Dollar. Bei der Dollar-Gold-Ratio bietet sich ein ähnliches Bild. Diese Ratio beträgt aktuell 21,596 US-Dollar. Das dramatische Anwachsen der Ratios hängt mit der expansiven Geldpolitik der US-Notenbank Fed zusammen.

An dieser Stelle sollte folgende rhetorische Frage gestellt werden: Was würde mit den Edelmetallpreisen passieren, wenn es zu einem monetären „Reset“ kommt? Mit anderen Worten: Was würde mit den Edelmetallpreisen geschehen, wenn die Zentralbanken das Fiat-Geldsystem einbrechen lassen würden, um beispielsweise die Wiedereinführung des Goldstandards in einem digitalen Umfeld zu unterstützen? Am 18. März 2021 veröffentlichte die „Financial Times“ einen Artikel unter der Überschrift „Time for a great reset of the financial system“ („Zeit für einen ,Great Reset‘ des Finanzsystems“).

Eine weitere Entwicklung, die die Silber- und Goldpreise unter Umständen unterstützen könnte, ist die Inflation. Es ist zwar richtig, dass die expansive Geldpolitik der Zentralbanken im Regelfall die Inflation begünstigt, doch die aktuelle inflationäre Entwicklung ist eben noch (!) nicht auf die Geldpolitik der Zentralbanken zurückzuführen. Vielmehr wird eine Angebotsknappheit an Waren und Gütern durch eine gezielte Störung der Lieferketten erwirkt. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Energiepreise beobachten wir ebenfalls vorsätzliche Störungen, die beispielsweise zur Explosion der Erdgaspreise führen. Das sind die beiden Faktoren, die aktuell die Inflation treiben.

Doch der eigentliche inflationäre Urknall, der sich in eine Hyperinflation verwandeln könnte, kommt erst dann, wenn die großen Korrekturen an den Börsen eintreten. Das Billig-Geld, das von den Zentralbanken gedruckt wird, hat bisher nicht in etwa in der Realwirtschaft, sondern an den Börsen seinen Einschlag gefunden. Bei einem Crash würden all diese Mittel in die Realwirtschaft und in den Edelmetall-Sektor fließen, was einerseits zu einer Hyperinflation und andererseits zu einem Anstieg der Edelmetallpreise führen würde.

Nochmal: Die aktuelle Inflation wird durch die Angebotsseite in der Realwirtschaft erzeugt, nicht durch die Billig-Geldmenge der Notenbanken. Erst in der zweiten Phase wird die Billig-Geldmenge in Verbindung mit einem Börsen-Crash die Inflation weiter anheizen. Aus der Webseite „Sunshine Profits“ geht hervor, dass es eine positive Korrelation zwischen Inflation und Goldpreis und Inflation und Silberpreis gibt. In einem inflationären Umfeld steigen die Preise im Regelfall für beide Edelmetalle, da die Anleger in Edelmetalle flüchten.

Papier-Gold versus physisches Gold

Noch interessanter sind die Papier-Silber-Ratio und die Papier-Gold-Ratio. Diese Ratios geben an, wie viel Papier-Silber im Vergleich zu echtem physischem Silber und wie viel Papier-Gold im Vergleich zu echtem physischem Gold existent sind. Die Papier-Silber-Ratio liegt bei 186,68 und die Papier-Gold-Ratio bei 84,40.

Warum aktuell so viel Papier-Silber und Papier-Gold auf dem Markt herumschwirrt, hängt mit der hohen Nachfrage nach den beiden Edelmetallen zusammen. Die Commodities Exchange (COMEX – Terminbörse für Papier-Gold in New York) betreibt eine interessante Politik. Sie gibt große Mengen an Papier-Gold und Papier-Silber aus, was dazu führt, dass diese Mengen die physische Verfügbarkeit von Gold und Silber übersteigen.

Wenn ein signifikanter Teil der Papier-Edelmetalle-Investoren zu irgendeinem Zeitpunkt die physische Auslieferung von Gold und Silber verlangen sollte, könnte dies die COMEX in große Schwierigkeiten bringen, da dies nicht möglich wäre. Denn Papier-Gold und Papier-Silber ist nur in begrenzten Mengen mit physischem Gold und Silber hinterlegt. Dieses Szenario könnte sich ebenfalls stützend auf die Gold- uns Silberpreise auswirken, weil es im Rahmen einer Kettenreaktion zu einer immensen Nachfrageexplosion bei Gold und Silber kommen würde.

Die aktuelle Atmosphäre wird dominiert von Crash-Propheten, Krisen-Verharmlosern und Scharlatanen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Finanz- und Edelmetallmärkte massiv manipuliert sind. Umso wichtiger ist es, vor einer Investition professionelle und vertrauenswürdige Berater heranzuziehen.

Haftungsausschluss: Dieser Artikel stellt keine Anlage-Beratung dar. Jeder Anleger sollte sich selbstständig informieren und Entscheidungen über den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Edelmetallen und sonstigen Vermögenswerten nur auf Grundlage individueller Chance-Risiko-Abwägungen treffen.

                                                                                ***

Cüneyt Yilmaz ist Absolvent der oberfränkischen Universität Bayreuth. Er lebt und arbeitet in Berlin.


Mehr zum Thema:  

DWN
Immobilien
Immobilien Immoscout: Vorsichtige positive Signale auf dem Immobilienmarkt
19.03.2024

Stark ansteigende Kreditzinsen und Baukosten haben den Kauf eines Eigenheims für viele in den vergangenen Jahren unerschwinglich gemacht....

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...

DWN
Technologie
Technologie Verhandelt Apple mit Google über KI-Technologie?
18.03.2024

Gibt es bald Googles KI auf Apples iPhones? Laut gut informierten Kreisen verhandelt Apple angeblich mit Google über die Integration von...

DWN
Panorama
Panorama ifo-Institut und EconPol Europe: Wirtschaftsforscher fordern mehr Energie-Zusammenarbeit in Europa
18.03.2024

Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die EU, im Zusammenhang mit ihrer Energiepolitik aus der aktuellen Energiekrise zu lernen und mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeiten ohne Grenzen: Was beim Homeoffice im Ausland zu beachten ist
18.03.2024

Arbeiten über Grenzen hinweg: Ein Trend, der immer beliebter wird - und große Chancen bietet, wenn Sie steuer- und...