Finanzen

Britische Notenbank leitet überraschend Zinswende ein, Pfund steigt

Als erste große Notenbank erhöht die Bank of England überraschend ihren Leitzins von 0,1 auf 0,25 Prozent. Grund ist hohe Inflation.
16.12.2021 15:57
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Britische Notenbank leitet überraschend Zinswende ein, Pfund steigt
Hauptsitz der Bank of England in London. (Foto: dpa) Foto: Alberto Pezzali

Die Bank von England (BoE) erhöht als erste der großen Zentralbanken weltweit die Zinsen seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Der geldpolitische Schlüsselsatz wurde am Donnerstag überraschend von 0,1 auf 0,25 Prozent angehoben. Die Währungshüter reagieren bei einem Votum von 8:1 damit auf den rasanten Preisanstieg auf der Insel.

Die Inflation schoss zuletzt mit 5,1 Prozent weit über das Ziel der Notenbank hinaus und lag auf dem höchsten Stand seit über zehn Jahren. Die BoE rechnet nun für April sogar mit sechs Prozent. Viele Fachleute hatten wegen der verschärften Corona-Lage noch nicht mit einer strafferen Geldpolitik gerechnet. "Angesichts der hohen Neuinfektionen ist der Zinsschritt mutig", sagte Chefökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe.

LBBW-Experte Elmar Völker sieht die britische Notenbank hier im Dilemma: "Der steile Anstieg der Inflation im Königreich drängt zum geldpolitischen Gegensteuern, während die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus die Konjunkturrisiken vergrößert und die Erholung schlimmstenfalls aus der Spur werfen könnte."

Die britische Notenbank erklärte, dass die neue Corona-Mutante zwar kurzfristig die Wirtschaft belasten werde, die mittelfristigen Auswirkungen auf die Inflation aber unklar seien. Die BoE-Spitze sei weiter der Ansicht, "dass eine leichte Straffung der Geldpolitik im Prognosezeitraum notwendig sein dürfte, um das Inflationsziel von zwei Prozent nachhaltig zu erreichen". Das Pfund kletterte nach dem überraschenden Beschluss zum Dollar und zum Euro. Das Wertpapier-Kaufprogramm der BoE bleibt bei 895 Milliarden Pfund.

Angetrieben werden die Preise unter anderem durch die stark gestiegenen Energiekosten sowie aus der Pandemie-Krise resultierendem Materialmangel und Lieferengpässen.

Diese Faktoren heizen auch die Inflation in den USA kräftig an, sodass die US-Notenbank Fed mehrere Zinserhöhungen für nächstes Jahr ins Auge fasst. Die monatlichen Konjunkturspritzen sollen bis März komplett eingestellt werden - ab Mitte Januar wird das Abbautempo bei den Wertpapierkäufen dazu auf 30 Milliarden Dollar monatlich verdoppelt, hatte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch angekündigt.

EZB LÄSST CORONA-NOTPROGRAMM PEPP AUSLAUFEN

Die Europäische Zentralbank beließ derweil ihren Leitzins von 0,0 Prozent für die Euro-Zone wie erwartet auf dem rekordniedrigen Niveau. Die EZB wagt aber die schrittweise Abkehr vom Krisenmodus und lässt ihr billionenschweres Pandemie-Notprogramm PEPP auslaufen. Der EZB-Rat um Notenbankchefin Christine Lagarde beschloss am Donnerstag das Aus für die Anleihenzukäufe für Ende März 2022. Fällige Tilgungsbeträge sollen jedoch noch bis mindestens Ende 2024 reinvestiert werden.

Norwegens Notenbank erhöhte den Leitzins weiter, um einen Viertelpunkt auf 0,50 Prozent. Zugleich signalisierte die Zentralbank, dass sie im März nachlegen könnte. Gegen den Trend senkte die türkischen Zentralbank erneut ihren Leitzins - und zwar trotz hoher Inflation und Währungskrise. Der Zins wird von bislang 15,0 auf nunmehr 14,0 Prozent gekappt, wie die Währungshüter ebenfalls am Donnerstag mitteilten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen US-Investoren strömen zu EARN Mining Cloud Mining und erzielen über 1.000 XRP pro Tag

Onchain-Daten zeigen, dass große Investoren bei einem XRP-Anstieg auf 3,10 US-Dollar Gewinne mitgenommen haben. Adressen mit Beständen...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Finanzloch im Verkehrsetat: Länder warnen vor Baustopp
18.09.2025

Milliarden für Straßen und Schienen sind zwar eingeplant, doch sie reichen nicht aus. Länder und Bauindustrie schlagen Alarm, weil...

DWN
Politik
Politik Suwalki-Korridor: Europas Achillesferse zwischen NATO und Russland
18.09.2025

Der Suwalki-Korridor gilt als Achillesferse der NATO. Moskau und Minsk üben die Einnahme des Gebiets – Polen warnt, Deutschland blickt...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Milliarden gegen US-Dominanz
18.09.2025

SAP-Vorstand Thomas Saueressig gibt den Ton an: Mit einer Milliardenoffensive will er Europas digitale Selbstständigkeit sichern – von...

DWN
Politik
Politik Frankreich-Proteste: Hunderttausende gegen Sparpläne und Regierung
18.09.2025

Hunderttausende Menschen ziehen durch Frankreichs Straßen, Schulen und Bahnen stehen still. Die Wut über Macrons Personalentscheidungen...

DWN
Politik
Politik Draghi warnt: EU verliert geopolitische Bedeutung – welcher Reformplan für Europa dringend nötig ist
18.09.2025

Mario Draghi rechnet ab: Die EU habe ihre geopolitische Bedeutung überschätzt und sei heute schlecht gerüstet für die globalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Amazon fährt Investitionen in Deutschland hoch
18.09.2025

Amazon baut seine Dominanz in Deutschland massiv aus. Milliarden fließen in neue Standorte, Cloud-Infrastruktur und Künstliche...

DWN
Politik
Politik USA liefern wieder Waffen mit europäischem Geld
18.09.2025

Die USA nehmen Waffenlieferungen an die Ukraine wieder auf – doch diesmal zahlt Europa. Für Deutschland könnte das teuer und politisch...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...