Finanzen

USA: Inflation steigt auf höchsten Stand seit Februar 1982

Die Inflation in den USA ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Anleger erwarten nun eine dramatische Reaktion der US-Notenbank Fed.
10.02.2022 15:56
Lesezeit: 2 min

Die US-Inflation hat zu Jahresbeginn das höchste Niveau seit 40 Jahren erreicht und befeuert Spekulationen über drastische Zinsschritte der Notenbank Fed. Waren und Dienstleistungen kosteten im Januar 7,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Februar 1982.

Selbst Experten wurden von der Kraft des neuen Inflationsschubs überrascht: Sie hatten lediglich 7,3 Prozent auf dem Zettel nach einem Anstieg von 7,0 Prozent im Dezember. Aus der Corona-Krise resultierende Materialengpässe und rasant steigende Energiekosten treiben die Inflation in immer luftigere Höhen.

Angesichts des starken Preisauftriebs und des zugleich brummenden Arbeitsmarkts steuert die Fed auf eine Zinswende zu. An den Finanzmärkten wird für März mit einem ersten Schritt nach oben gerechnet, dem bis zu fünf weitere Anhebungen folgen könnten.

Womöglich wird die Notenbank nächsten Monat sogar eine ungewöhnlich große Erhöhung um einen halben Punkt vornehmen. Die Wahrscheinlichkeit dafür wurde an den Terminmärkten nach Veröffentlichung der überraschend hohen Inflationsrate nun auf 50 Prozent taxiert. Vor den Zahlen hatte die Quote bei etwa 30 Prozent gelegen.

Eine Anhebung um einen halben Punkt wäre für die US-Notenbank sehr ungewöhnlich: In der Regel belässt sie es bei einen Viertel Prozentpunkt. Zuletzt hatte sie im Mai 2000 die Brechstange ausgepackt und den Schlüsselzins um einen halben Prozentpunkt auf 6,5 Prozent angehoben. Derzeit liegt der Schlüsselsatz noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent.

Mit den Inflationszahlen steige die Möglichkeit aggressiverer Zinserhöhungen, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Er rechne bis Juli mit einer Anhebung um insgesamt einen ganzen Prozentpunkt.

Der Druck auf die Federal Reserve, entschlossen auf die Bremse zu treten, werde immer größer, meint Ökonom Dirk Chlench von der LBBW: "Von einem Abflauen des Preisauftriebes ist nichts zu spüren, die Teuerung steigt auf breiter Front. Den Arbeitnehmern bleibt von ihren üppigen Lohnzuwächsen in realer Rechnung nichts übrig."

Im Januar legten die Stundenlöhne im Schnitt um 5,7 Prozent zum Vorjahr zu. Damit können sie den Kaufkraftverlust durch die rasant steigenden Preise jedoch nicht wettmachen.

"Beim Inflationsanstieg ist der Deckel weiterhin nicht drauf. Nach wie vor kommt Inflationsdruck aus allen Ecken", sagte Chefökonom Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Dies zeige auch der anhaltend hohe Vormonatszuwachs. Gegenüber Dezember legten die Verbraucherpreise im Januar um 0,6 Prozent zu und damit im selben Tempo wie im Vormonat.

Aus Furcht vor drastischeren US-Zinserhöhungen zogen sich Anleger aus den europäischen Aktienmärkten zurück. Staatsanleihen flogen ebenfalls aus den Depots. Dies trieb die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen US-Bonds auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 1,986 Prozent. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, legte bis zu 0,4 Prozent auf 95,989 Punkte zu.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Krise der ostdeutschen Chemieindustrie spitzt sich zu: Insolvenz in Leuna - über 500 Jobs in Gefahr
29.12.2025

Eines der größten Chemieunternehmen Sachsen-Anhalts ist in finanzielle Schieflage geraten. Der Firmenverbund DOMO hat nach eigenen...

DWN
Politik
Politik Endet die Koalition 2026 vorzeitig? Schwarz-Rot steht vor einem Schicksalsjahr
29.12.2025

Fünf Landtagswahlen, umstrittene Reformen: Der Dauerwahlkampf kommendes Jahr hat das Potenzial, die Koalition und die Reformprojekte...

DWN
Politik
Politik Gewalttaten nehmen zu: Über 46.000 Fälle von Gewalt gegen Polizisten
29.12.2025

Angriffe, Widerstand, Körperverletzung: Die Zahl registrierter Gewalttaten gegen Polizisten ist auch 2024 weiter angestiegen. Schwarz-Rot...

DWN
Finanzen
Finanzen Kosten der Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen - Bürgergeld größter Block
29.12.2025

Die Ausgaben für Arbeitslosigkeit waren 2024 so hoch wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Warum die Kosten explodieren und was das für...

DWN
Politik
Politik Ökonom Fratzscher: Feiertagsdiskussion ist „Phantomdebatte“
29.12.2025

Wegfallende Feiertage: Aus Arbeitnehmersicht liegen einige Feiertage 2026 ungünstig. Linke und Grüne fordern Ersatz unter der Woche. Ein...

DWN
Politik
Politik BKA-Chef: Russland will unsere Demokratie schwächen
29.12.2025

Russische Sabotage und Spionage nehmen laut BKA-Präsident Münch zu. Er fordert: Deutschland braucht bessere Daten zu Drohnenüberflügen.

DWN
Finanzen
Finanzen Änderungen 2026: Rente, Mindestlohn, Familienleistungen – das ändert sich im neuen Jahr
29.12.2025

Im neuen Jahr 2026 gibt es einige neue Regelungen, die Verbraucher kennen sollten. In den Bereichen Steuern, Strompreise, Kfz-Versicherung...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkauf: Eigentumswohnungen werden erschwinglicher aber nicht für alle
29.12.2025

Eigentumswohnungen sind in Deutschland laut Kreditvermittler Interhyp wieder für mehr Menschen bezahlbar geworden. In fünf Metropolen ist...