Finanzen

Erhebliche Verluste: Zins- und Konjunktursorgen verprellen Dax-Anleger

Lesezeit: 2 min
22.04.2022 12:34
Investoren fürchten derzeit zu schnell steigende Zinsen in den USA. Der Dax und andere europäische Indizes verzeichnen am Freitag erhebliche Verluste. Der Dollar steigt.
Erhebliche Verluste: Zins- und Konjunktursorgen verprellen Dax-Anleger
Der Dax geht am Freitag deutlich zurück. (Foto: dpa)

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Die Furcht vor deutlichen US-Zinserhöhungen vertreibt Anleger aus den europäischen Finanzmärkten. "Aktien und Anleihen werden simultan verkauft", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Alles, was in irgendeiner Weise Zinsrisiko hat, fliegt aus den Depots."

Dax und EuroStoxx50 fielen am Freitag um jeweils 1,6 Prozent auf 14.266 beziehungsweise 3867 Punkte. Der Verkaufswelle am Bondmarkt trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 0,973 Prozent. Ihre US-Pendants blieben mit 2,974 Prozent auf Tuchfühlung mit ihrem jüngsten Dreieinhalb-Jahres-Hoch.

Genährt wurden die Zinsspekulationen von den jüngsten Aussagen des US-Notenbankchef Jerome Powell, der für Mai eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt signalisiert hatte. Die scharfe Reaktion der Börse sei aber etwas seltsam, da keine seiner Äußerungen überrascht hätten, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Offenbar werteten Anleger den Tenor seiner Rede als Hinweis auf eine Serie von Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte. Die Experten der Investmentbank Nomura erwarten für Mai sogar einen Schritt von 0,75 Prozentpunkten.

Vor diesem Hintergrund stieg der Dollar-Index=USD, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um bis zu 0,4 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 101,06 Punkten. Der Euro notierte dagegen vergleichsweise knapp im Minus bei 1,0816 Dollar, da die Kurse an den Terminmärkten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) signalisierten. Anleger wetteten auf eine Anhebung des Einlagensatzes, der aktuell bei minus 0,5 Prozent liegt, um 25 Basispunkte bis Juli. Monica Defend, Chefin der Denkfabrik Amundi Institute, bezweifelte dies angesichts der schwächelnden Konjunktur jedoch. "Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Deutschland und Italien ist groß."

LOCKDOWNS IN CHINA TRÜBEN KONJUNKTURAUSSICHTEN

Sorgen bereitete Börsianern neben dem Krieg in der Ukraine die Pandemie-Beschränkungen in China. "Ursprünglich sollte es nur ein kurzer Lockdown für Shanghai sein", sagte Analyst Wenyu Yao von der Bank ING. "Jetzt dauert er schon über einen Monat und niemand weiß, wann er endet."

Ein möglicher Rückgang der China-Nachfrage schlug sich in den Rohstoffpreisen nieder. Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 10.238 Dollar je Tonne. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee gab 1,4 Prozent auf 106,91 Dollar je Barrel (159 Liter) nach. Für Letztere sei dies aber nur ein kurzfristiger Rücksetzer, gab Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates zu bedenken. "Ein EU-Boykott russischer Energielieferungen wird zwangsläufig zu höheren Preisen führen."

SAP ENTTÄUSCHT MIT GEWINN - "ZEWA"-MACHER ESSITY IM PLUS

Am deutschen Aktienmarkt gehörte SAP zu den Verlierern. Die Titel des Software-Konzerns fielen wegen eines rückläufigen operativen Gewinns um bis zu 5,5 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 94,04 Euro. "Allerdings sieht das Bild unter Herausrechnung der Belastungen durch die Schließung des Russland-Geschäfts besser aus", gab DZ Bank-Analyst Armin Kremser zu bedenken. Positiv seien außerdem die trotz dieser Ausfälle bekräftigten Gesamtjahresziele.

In Stockholm stiegen die Papiere von Essity mit einem Plus von zeitweise fast 15 Prozent so stark wie nie. Der Anbieter von "Zewa"-Küchentüchern habe mit einem Betriebsergebnis von umgerechnet 275 Millionen Euro im Quartal die Markterwartung um 20 Prozent übertroffen, lobte Analyst Martin Deboo von der Investmentbank Jefferies.


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