Politik

Russische und chinesische Bomber führen gemeinsame Übungsflüge durch / Frage stellt sich immer mehr: Wer ist Freund, wer Feind?

Die Kooperation zwischen China und Russland nimmt Konturen an. Aber wer stellt sich Ihnen entgegen? Und sind Peking und Moskau wirklich Verbündete?
26.05.2022 20:43
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Russische und chinesische Bomber führen gemeinsame Übungsflüge durch / Frage stellt sich immer mehr: Wer ist Freund, wer Feind?
Auf diesem von der britischen Luftwaffe zur Verfügung gestellten Bild verfolgen britische Kampfflugzeuge zwei russische Bomber vom Typ Tupolew TU-160 Blackjack über der Nordsee. (Foto: dpa) Foto: -

Die Situation in Ostasien verschärft sich weiter: China und Russland haben gemeinsam die Gewässer rund um Japan und um Südkorea mit strategischen Bombern überflogen. Beteiligt waren vier chinesische Flugzeuge vom Typ Xiang H-6 sowie zwei russische vom Typ Tupolev Tu-95, wie das Japanische Verteidigungsministerium in einer Pressekonferenz mitteilte. Sowohl japanische als auch südkoreanische Kampfflieger stiegen auf und begleiteten die Bomber. Weder der japanische noch der südkoreanische Luftraum wurden verletzt.

Der japanische Verteidigungsminister Nobuo Kishi wertete den Flug der Bomber als „Provokation“, Regierungssprecher Hirokazu Matsuno sprach von einer „Machtdemonstration“. Weiter sagte er, dass es unübersehbar sei, dass Russland die Spannungen in Ostasien weiter verschärfe - trotz der Situation in der Ukraine.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS zitierte das Russische Verteidigungsministerium mit den Worten, man habe sich strikt an internationales Recht gehalten, und es habe „keine Verletzung des Luftraums ausländischer Staaten gegeben.“

Das chinesische Verteidigungsministerium gab folgende Erklärung ab: „Gemäß des Jahresplans für die militärische Zusammenarbeit zwischen dem chinesischen und dem russischen Militär haben die Luftstreitkräfte beider Länder routinemäßige gemeinsame strategische Luftpatrouillen … durchgeführt.“ Ein Sprecher des Verteidigungsministers ergänzte diese Erklärung mit der Aussage, Zweck der Operation sei es gewesen, die Zusammenarbeit zwischen den Militärs der beiden Länder zu verbessern. Die Flüge hätten sich nicht gegen Dritte gerichtet und „nichts mit der aktuellen internationalen und regionalen Situation zu tun“.

Das wurde in Japan allerdings anders gesehen. Dort herrscht die Meinung vor, der Flug sei eindeutig als Reaktion auf den Quad-Gipfel zu werten, der am gleichen Tag in Tokio stattfand, und an dem die Regierungs-Chefs aller vier Quad-Staaten teilnahmen. Hintergrund: Quad (englisch für „Quadrilateral Security Dialogue“, zu Deutsch „quadrilateraler Sicherheitsdialog“) ist ein Zusammenschluss (kein Bündnis wie beispielsweise die NATO) von USA, Japan, Australien und Indien, dessen Ziel es ist, einen „freien und offenen Indopazifik zu gewährleisten“. Es steht außer Zweifel, dass sich Quad gegen eine weitere Expansion Chinas im indopazifischen Raum richtet.

Der Zwischenfall kann als weitere Bestätigung für zwei Entwicklungen gesehen werden, auf die die DWN erst kürzlich hingewiesen haben:

Und noch eines wird immer mehr deutlich: Das alte Freund/Feind-Schema muss immer mehr als überholt angesehen werden. In der Ukraine hat sich Peking verbal tendenziell auf Seiten Russlands geschlagen, gleichzeitig aber auch immer wieder eine rasche Beendigung des Krieges angemahnt. Im äußersten Osten Russlands verfolgt China allerdings Interessen, die man - ohne zu übertreiben - als „von territorialem Zugewinn inspiriert“ beschreiben kann. Gleichzeitig finden in den Gewässern östlich der asiatischen Küste gemeinsame Flugoperationen der beiden Mächte statt.

Und was das indisch-chinesische Verhältnis angeht: Ihr Verhältnis kann man bestenfalls als „angespannt“ bezeichnen, im Grunde ist wohl „feindlich“ der bessere Ausdruck. Indien ist dann ja auch, wie oben bereits erwähnt, Quad-Mitglied. Es macht allerdings mit Russland beste Geschäfte - was bei den anderen Quad--Mitgliedern, allen voran den USA, mehr als nur ein Stirnrunzeln auslösen dürfte.

LESEN SIE AUCH:

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/518879/Nach-Ukraine-und-Kurilen-Stellt-Russland-jetzt-auch-die-Machtfrage-in-Suedostasien

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/518823/Nach-Ukraine-Russland-eroeffnet-neue-zweite-Front

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/519546/DWN-AKTUELL-China-haelt-Manoever-vor-Taiwan-ab-USA-bringen-Flugzeugtraeger-und-Lenkwaffen-Schiffe-in-Stellung

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/519531/Spannungen-nehmen-weiter-zu-China-entsendet-Zerstoerer-und-Flugzeugtraeger-Sorge-auf-Okinawa

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/519576/Zwei-Brueder-im-Geiste-Russland-kaempft-in-der-Ukraine-China-probt-den-Krieg

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen US-Investoren strömen zu EARN Mining Cloud Mining und erzielen über 1.000 XRP pro Tag

Onchain-Daten zeigen, dass große Investoren bei einem XRP-Anstieg auf 3,10 US-Dollar Gewinne mitgenommen haben. Adressen mit Beständen...

DWN
Politik
Politik Finanzloch im Verkehrsetat: Länder warnen vor Baustopp
18.09.2025

Milliarden für Straßen und Schienen sind zwar eingeplant, doch sie reichen nicht aus. Länder und Bauindustrie schlagen Alarm, weil...

DWN
Politik
Politik Suwalki-Korridor: Europas Achillesferse zwischen NATO und Russland
18.09.2025

Der Suwalki-Korridor gilt als Achillesferse der NATO. Moskau und Minsk üben die Einnahme des Gebiets – Polen warnt, Deutschland blickt...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Milliarden gegen US-Dominanz
18.09.2025

SAP-Vorstand Thomas Saueressig gibt den Ton an: Mit einer Milliardenoffensive will er Europas digitale Selbstständigkeit sichern – von...

DWN
Politik
Politik Frankreich-Proteste: Hunderttausende gegen Sparpläne und Regierung
18.09.2025

Hunderttausende Menschen ziehen durch Frankreichs Straßen, Schulen und Bahnen stehen still. Die Wut über Macrons Personalentscheidungen...

DWN
Politik
Politik Draghi warnt: EU verliert geopolitische Bedeutung – welcher Reformplan für Europa dringend nötig ist
18.09.2025

Mario Draghi rechnet ab: Die EU habe ihre geopolitische Bedeutung überschätzt und sei heute schlecht gerüstet für die globalen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Amazon fährt Investitionen in Deutschland hoch
18.09.2025

Amazon baut seine Dominanz in Deutschland massiv aus. Milliarden fließen in neue Standorte, Cloud-Infrastruktur und Künstliche...

DWN
Politik
Politik USA liefern wieder Waffen mit europäischem Geld
18.09.2025

Die USA nehmen Waffenlieferungen an die Ukraine wieder auf – doch diesmal zahlt Europa. Für Deutschland könnte das teuer und politisch...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...