Ratgeber

Verbrenner-Aus: 10 Fragen und Antworten für Verbraucher

Lesezeit: 3 min
10.06.2022 11:10  Aktualisiert: 10.06.2022 11:10
Das EU-Parlament will neue Autos mit Verbrennungsmotor ab 2035 verbieten. Das sorgt für viel Wirbel. Auch wenn ein Verkaufsverbot noch nicht beschlossen ist, gibt es viele Fragen.
Verbrenner-Aus: 10 Fragen und Antworten für Verbraucher
Das von dem EU-Parlament beschlossene Verbrenner-Aus trifft einerseits auf breite Kritik, wirft andererseits aber auch viele konkrete Fragen für die Eigentümer auf. (Foto: dpa)

Geht es nach dem Willen des EU-Parlaments, dürfen Hersteller aus Klimaschutzgründen ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr verkaufen. Einem Verbot müssten noch die EU-Länder zustimmen, bevor es in Kraft treten kann. Sowohl Verbraucher als auch die Industrie sorgen sich bereits vor den Folgen der Entscheidung. Das würde passieren, wenn das Vorhaben wie vom Parlament beschlossen in Kraft tritt:

Kann ich nach 2035 noch mit meinem Verbrennerauto fahren?

Ja. Verboten würde nur der Verkauf von Neuwagen. Konkret werden in dem Gesetzesvorhaben die sogenannten Flottengrenzwerte geregelt. Das sind Vorgaben für die Hersteller, wie viel CO2 ihre produzierten Autos und Transporter im Betrieb ausstoßen dürfen. Dieser Wert soll bis 2035 auf null gesenkt werden. Wird ein Auto mit Benzin oder Diesel betrieben, stößt es CO2 aus.

Was passiert mit meinem alten Verbrenner?

Der ist von dem Gesetz nicht betroffen. Verbrennerautos dürften auch nach 2035 weiter gefahren und Gebrauchtwagen weiterverkauft werden. Wie sich eine Entscheidung auf die Preise für gebrauchte Verbrenner auswirkt, hängt von vielen Faktoren ab. Das zeigt sich auch daran, dass die Preise für Gebrauchte in jüngerer Vergangenheit enorm gestiegen sind. Treiber waren und sind vor allem Corona, ein Mangel an Mikrochips und weiteren Teilen.

Kommt das Verbrennerverbot auf jeden Fall in dieser Form?

Das ist unklar. Die EU-Staaten wollen sich Ende des Monats auf ihre Position einigen, bevor finale Verhandlungen mit dem Parlament aufgenommen werden. Theoretisch könnte das Verbot also noch gekippt werden. Beobachter, etwa der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke, gehen aber davon aus: "Das Verbrennerverbot 2035 wird wohl nicht mehr zu verhindern sein."

Kann die Bundesregierung die Entscheidung noch blockieren?

Nicht im Alleingang. Der Beschluss der EU-Staaten muss nicht einstimmig getroffen werden. Selbst wenn Deutschland sich gegen ein Verbrenner-Aus ab 2035 stellt, würde nicht automatisch eine Mehrheit gegen diese Entscheidung zusammenkommen. Eine Mehrheit gegen ein Verbrenner-Aus gilt derzeit als unrealistisch.

Ist der nächste Schritt ein Fahrverbot für Verbrenner?

Davon ist nicht auszugehen. Pläne, um Autos mit Verbrennungsmotor komplett von Straßen zu verbannen, sind nicht bekannt. Realistischer ist es, dass durch ein Verkaufsverbot Verbrenner automatisch immer seltener werden.

Wie sieht es mit der Ladeinfrastruktur aus?

Der Bundesnetzagentur wurden zum 1. Mai gut 60 000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos in Deutschland gemeldet. Anfang 2021 gab es knapp 41 600. Der Verband der Automobilindustrie schätzt, dass 2030 im öffentlichen Bereich ein Bedarf von rund einer Million Ladepunkte besteht. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist dennoch optimistisch: "Der Ladesäulenausbau kommt gut voran", sagt Kerstin Andreae vom BDEW. Sie betont, Ladesäulen würden immer leistungsfähiger und verweist auf prozentual gutes Wachstum beim Ausbau. Ladesäulenbetreiber sorgten für ein auf den Bedarf zugeschnittenes Ladenetz - "heute, morgen und im Jahr 2030".

Sind synthetische Kraftstoffe keine Option für klimafreundliche Verbrenner?

Prinzipiell schon. Mit diesen alternativen Kraftstoffen können auch Autos und Transporter klimaneutral betrieben werden. Wenn sie "richtig" - also mit grünem Strom - hergestellt werden, entstehen durch diese Energieträger unterm Strich keine zusätzlichen Treibhausgase. Kritiker merken jedoch an, dass es schon zu wenig dieser "grünen" Kraftstoffe für Luft- und Schifffahrt gibt, die weniger leicht als Autos oder Transporter elektrisch betrieben werden können. Außerdem braucht es auf den Kilometer gerechnet mehr Strom, um die sogenannten E-Fuels herzustellen, als Autos direkt elektrisch zu betreiben.

Welche Länder wollten schon vor dem EU-Parlamentsbeschluss aus Verbrennungsmotoren aussteigen?

In manchen Ländern gibt es bereits seit einiger Zeit ein Ausstiegsdatum: Norwegen zum Beispiel will ab 2025 keine Verkäufe von Fahrzeugen mit klassischen Benziner- oder Dieselantrieben mehr zulassen. Großbritannien, Schweden, Dänemark, die Niederlande und Belgien peilten dafür zuletzt das Jahr 2030 an, Frankreich wollte spätestens 2040 nachlegen. Sogar das riesige Schwellenland Indien will mittelfristig aus der herkömmlichen Kraftstofftechnik aussteigen. In Deutschland ist die Regierung uneins.

Wann wollen Autohersteller aussteigen?

Eine konkrete Ausstiegsstrategie haben etwa der US-Branchenriese General Motors sowie Volvo, Jaguar oder in Europa auch Ford. Die VW-Gruppe hat bislang kein fixes Datum für einen generellen Ausstieg aus Verbrennerantrieben festgelegt - einige Marken der Gruppe haben jedoch angekündigt, sich schrittweise und örtlich abgestuft aus der Benziner- und Dieseltechnologie zu verabschieden. Mercedes-Benz forderte im vergangenen November auf der Weltklimakonferenz in Glasgow einen Verkaufsstopp für Verbrenner in den führenden Märkten ab 2035.

Wie sollen Emissionen im Straßenverkehr noch gesenkt werden?

Es gibt den Vorschlag, den Verkehr mit in den EU-Emissionshandel (ETS) aufzunehmen. Im Emissionshandel müssen bestimmte Firmen bereits für den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid (CO2) bezahlen. Ein Kompromiss dazu, der zunächst nur kommerzielle Fahrzeuge in der EU betroffen hätte, scheiterte aber am Mittwoch im Europaparlament. Die Abgeordneten wollen in zwei Wochen noch einmal versuchen, eine Einigung zu erzielen. In Deutschland ist der Verkehr bereits Teil des Emissionshandels.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg aktuell: Russische Angriffe auf Ukraine während orthodoxem Osterfest
06.05.2024

Russische Einheiten setzen ihre Angriffe entlang der ukrainischen Fronten fort, auch während des orthodoxen Osterfests. Am Sonntag...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Anleger erwarten Impulse für den Deutschen Aktienindex
06.05.2024

Der DAX hat zuletzt um die Marke von 18.000 Punkten geschwankt, jetzt warten Anleger gespannt auf neue Impulse. Im als herausfordernd...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?