Deutschland

„Letzte Generation“: Heftige Kritik nach Störung des Flugbetriebs am BER

Die „Letzte Generation“ hat den Flugbetrieb am Hauptstadtflughafen BER zeitweise lahmgelegt. Die Kritik an der jüngsten Aktion ist groß: Völlig inakzeptabel, hochriskant, skrupellos. Der Ruf nach härteren Konsequenzen wird lauter.
25.11.2022 13:15
Aktualisiert: 25.11.2022 13:15
Lesezeit: 3 min
„Letzte Generation“: Heftige Kritik nach Störung des Flugbetriebs am BER
Die Polizei hat mit der Klimaprotestbewegung „Letzte Generation“ - hier bei einer Sitzblockade in der Prinzregentenstraße in Berlin - alle Hände voll zu tun. (Foto: dpa) Foto: Lennart Preiss

​​​​​Nach der Störaktion von Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ läuft der Betrieb am Hauptstadtflughafen BER nach Angaben eines Sprechers wieder regulär. Zugleich wächst die Kritik an dieser Form des Aktivismus der Klima-Protestgruppe. Wenn Leben gefährdet würden und Menschen nicht in den Urlaub könnten, sei das nicht akzeptabel, sagte der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour dem Fernsehsender Welt. Bundesjustizminister Marco Buschmann warb für harte Strafen für derartige Aktionen. „Bin für die volle Härte des Gesetzes“, schrieb der FDP-Politiker am Freitag auf Twitter. Zugleich machte er aber klar, dass über Strafen Gerichte entschieden und nicht die Politik.

Giffey nennt Aktion „vollkommen inakzeptabel“

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey nannte die Aktion „vollkommen inakzeptabel“. „Ich habe keinerlei Verständnis und Toleranz für solche Aktionen. Den Flugbetrieb derart zu stören, den Luftverkehr zu beeinträchtigen und Menschen zu gefährden, ist strafbar“, sagte die SPD-Politikerin am Freitag dem Tagesspiegel. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach von einer „erneuten Eskalation“. „Diese Aktionen zerstören wichtige gesellschaftliche Akzeptanz für den Kampf gegen den Klimawandel“, sagte die SPD-Politikerin. Bundesverkehrsminister Volker Wissing bezeichnete die Aktionen der Gruppe als „immer skrupelloser“.

„Vieles ist tatsächlich überspannt“, meinte der Grünen-Vorsitzende Nouripour beim Sender Welt zu den Aktionen. Er könne alle verstehen, die davon „hypergenervt“ seien. Die Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Jennifer Lee Morgan, sagte der Berliner Morgenpost: „Wir brauchen das Engagement der jungen Menschen und der Zivilgesellschaft. Aber jeder Einsatz für den Klimaschutz muss im Rahmen der Gesetze unserer Demokratie bleiben.“ Klimaprotest dürfe keine negativen Folgen für andere Menschen haben.

„Letzte Generation“ klebt sich ans BER-Rollfeld

Mitglieder der Gruppe „Letzte Generation“ hatten am Donnerstag den Betrieb am BER in Schönefeld lahmgelegt. Die Aktivisten streamten die Aktion live bei Twitter. Dort war zu sehen, wie sie kurz nach 16.00 Uhr einen Zaun durchknipsten und auf das Flughafengelände gingen. Es war auch zu sehen, wie sich Aktivisten am Boden festklebten und andere Fahrrad fuhren. Der Betrieb auf Start- und Landebahnen wurde zwischenzeitlich gestoppt. Fünf Starts mussten nach Angaben des Flughafens gestrichen werden. 15 geplante Landungen wurden demnach etwa nach Leipzig und Dresden umgeleitet.

Davon betroffen war offensichtlich auch Nordrhein-Westfalens Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU), die bei Twitter schrieb: „Liebe Bauministerkollegen, hätte gerne heute Abend mit Euch besprochen, wie wir das nachhaltige Bauen weiter stärken können. Flieger musste umdrehen, weil diese Vollpf... am #BER kleben!“

Die Flughafengesellschaft kündigte an, das Sicherheitskonzept des Hauptstadtflughafens BER zu überprüfen. „Wir denken da zusammen mit der Polizei nach, die auch die Aufgabe hat, die Flugbetriebsflächen mit zu sichern“, sagte Flughafensprecher Hannes Hönemann am Freitag im RBB-Inforadio. Sollte es Möglichkeiten geben, den Zaun um das Betriebsgelände noch stabiler zu machen, „dann werden wir das selbstverständlich machen“, sagte Hönemann. Das Vorgehen der Klimademonstranten nannte er „hochgefährlich und hochriskant“.

Polizei nimmt Protestgruppe in Gewahrsam

Die Polizei hatte nach der Aktion mehrere Menschen in Gewahrsam genommen. Gegen die Klimaaktivisten werde Anzeige wegen gefährlichen Eingriffs in den Flugverkehr, Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung erstattet, teilte das Polizeipräsidium Brandenburg auf Anfrage mit. Nähere Details, etwa zur Zahl der beteiligten Personen, wollte die Behörde am Freitag nennen. Nach Angaben der „Letzen Generation“ waren sechs Menschen an der Aktion beteiligt. Alle seien in Gewahrsam genommen worden. Fünf seien in der Nacht wieder entlassen worden, ein Demonstrant noch in Polizeigewahrsam, teilte eine Sprecherin am Freitagvormittag mit.

Am BER gab es am Freitagmorgen nach Angaben der Betreiber keine zusätzlichen Ausfälle oder Verspätungen, die auf die Aktion zurückzuführen seien. Allerdings hätten einige Fluggäste, die Donnerstag nicht fliegen konnten, erst am Freitag starten können.

Mitglieder der „Letzten Generation“ hatten in den vergangenen Wochen immer wieder den Straßenverkehr blockiert, sich an Gemälden in Museen festgeklebt und in dieser Woche in der Hamburger Elbphilharmonie an einem Dirigentenpult. Ihr Ziel ist es, öffentliche Aufmerksamkeit auf die Folgen des Klimawandels zu lenken und Politiker zum Handeln aufzufordern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie und Microsoft-Aktie: Anthropic-Deal stärkt Position bei künstlicher Intelligenz
20.11.2025

Microsoft und Nvidia setzen mit Milliardeninvestitionen auf das KI-Start-up Anthropic. Die US-Giganten stärken damit ihre Position im...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Sicht? USA arbeiten an Ideen für Kriegsende in der Ukraine – Kritik von der EU
20.11.2025

Ein angeblicher 28-Punkte-Plan für ein Kriegsende in der Ukraine sorgt für Aufsehen. Kiew sieht sich unter Druck. In der EU regt sich...

DWN
Politik
Politik Trump erhält freie Hand: USA bereiten massive Strafzölle und Sanktionen gegen Russlands Handelspartner vor
20.11.2025

Präsident Donald Trump unterstützt ein Gesetz, das weltweite Schockwellen auslösen könnte: Die USA wollen Staaten bestrafen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen nach Nvidia-Zahlen im Aufwind: Wie Anleger jetzt von KI-Investitionen profitieren
20.11.2025

Die US-Börsen zeigen sich am Donnerstag zum Start mit Zuschlägen. Nachdem die Nvidia-Quartalszahlen deutlich besser als erwartet...

DWN
Immobilien
Immobilien Baukosten: Bund will Bauen günstiger und schneller machen
20.11.2025

Weniger Vorschriften, mehr Wohnraum: Der Gebäudetyp E soll das Bauen nicht nur günstiger, sondern auch flexibler für Bauherren machen.

DWN
Unternehmen
Unternehmen MAN Truck & Bus: LKW-Hersteller baut 2.300 Stellen in Deutschland ab
20.11.2025

Der Lastwagen- und Bushersteller MAN will in Deutschland rund 2.300 Stellen abbauen. Belastend seien hohe Strom- und Arbeitskosten und der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Anpassung an die Klimakrise: EU erhöht Druck beim Ausstieg aus Öl und Gas
20.11.2025

Deutschland hatte sich schon im Vorfeld zusammen mit anderen Staaten in Belém für einen Fahrplan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle stark...

DWN
Politik
Politik Sie gehört zu den mächtigsten Frauen der EU: Jetzt geht sie auf Konfrontationskurs mit Trump
20.11.2025

Die Spannungen zwischen der EU und den USA erreichen einen neuen Höhepunkt. Donald Trump attackiert europäische Digitalgesetze, droht mit...