Für den festgefahrenen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, traditionell eine Einflusssphäre Russlands, interessieren sich zunehmend westliche Länder. US-Außenminister Antony Blinken habe am Mittwoch mit dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan erörtert, wie Gespräche mit Aserbaidschan wieder gestartet werden könnten, teilte sein Ministerium in Washington mit.
Kaukasus-Region im Fadenkreuz der Großmächte
Blinken habe seine Sorge über die Zuspitzung der humanitären Lage in der abgeschnittenen Exklave Bergkarabach ausgedrückt. Russland bekräftigte, es sei bereit Truppen an die armenisch-aserbaidschanische Grenze zu verlegen, wenn die armenische Regierung ihre Haltung ändere. Armenien und Aserbaidschan streiten seit Jahren um Bergkarabach und haben deswegen mehrere Kriege geführt. Die Kaukasusregion ist überwiegend von Armeniern bewohnt und gehört nach internationaler Auffassung zu Aserbaidschan, von dem es sich aber losgesagt hat.
2020 unterzeichneten beide Seiten unter Vermittlung Moskaus eine Waffenruhe, deren Einhaltung von einer russischen Friedenstruppe überwacht werden soll. Im September letzten Jahres kam es dann erneut zu Kampfhandlungen, wobei aserbaidschanische Truppen armenisch-kontrolliertes Gebiet überfielen. Nach zweitägigen Schusswechseln vereinbarten beide Seite eine vorübergehende Waffenruhe.
Russland will nun doch Truppen entsenden
Im Dezember spitzte sich die Lage zu, als Aserbaidschaner, die angaben, Klimaschutzaktivisten zu sein, die einzige Straßenverbindung zwischen Armenien und Bergkarabach blockierten. Armenien sieht die aserbaidschanische Regierung als Drahtzieher und wirft Russland vor, nicht genügend zu unternehmen, um die Blockade aufzuheben.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte am Mittwoch, Armenien wolle, dass in die Vereinbarung zur Entsendung von Truppen eine Verurteilung Aserbaidschans aufgenommen wird. Das lehnt die Regierung in Moskau ab, die zwar mit Armenien verbündet ist, aber auch gute Beziehungen zu der Regierung in Baku unterhält.
Russland sieht die gesamte Region als seinen Hinterhof an. Lawrow reagierte deswegen auch empfindlich auf Vorstöße Armeniens, die Europäische Union könnte in den Konflikt vermitteln. "Trotz der Tatsache, dass wie Verbündete sind (...) zieht es Armenien vor, mit der EU zu verhandeln", merkte Lawrow an.