Politik

Medwedew: Mehr US-Waffen bedeuten, „ganze Ukraine wird brennen“

Lesezeit: 3 min
04.02.2023 15:47  Aktualisiert: 04.02.2023 15:47
Mehr US-Waffenlieferungen an die Ukraine würden bedeuten, dass „das gesamte Herrschaftsgebiet Kiews brennen wird“, sagte der frühere Präsident Dmitri Medwedew.
Medwedew: Mehr US-Waffen bedeuten, „ganze Ukraine wird brennen“
Dmitri Medwedew, stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, warnt vor mehr US-Waffenlieferungen. (Foto: dpa)
Foto: Ekaterina Shtukina

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew sagte, die Lieferung modernerer US-Waffen an die Ukraine werde nur weitere Vergeltungsschläge Russlands auslösen, und zwar bis zum Umfang der russischen Nukleardoktrin. "Die gesamte Ukraine, die unter der Herrschaft Kiews steht, wird brennen", sagte er im Interview mit der Journalistin Nadana Fridrikhson.

Medwedew ist stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrats der Russischen Föderation. Auf die Frage, ob der Einsatz von Waffen mit größerer Reichweite Russland zu Verhandlungen mit Kiew zwingen könnte, sagte er: "Das Ergebnis wird genau das Gegenteil sein, nur Moralapostel, von denen es sowohl im Weißen Haus als auch im Kapitol genug gibt, können so argumentieren", zitiert ihn Reuters.

USA liefern Raketen mit größerer Reichweite

Das Pentagon teilte am Freitag mit, dass das jüngste 2,175 Milliarden Dollar schwere US-Militärhilfepaket auch eine neue Rakete mit höherer Reichweite enthält. Die Ground Launched Small Diameter Bomb (GLSDB) wird es dem ukrainischen Militär ermöglichen, Ziele in einer doppelt so großen Entfernung zu treffen wie mit den Raketen des von den USA gelieferten High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS).

Das 151 Kilometer reichende GLSDB kann alle russischen Versorgungsstrecken in der Ostukraine sowie einen Teil der Krim erreichen, die Russland im Jahr 2014 von der Ukraine annektiert hat. "Als Teil des USAI-Pakets werden wir der Ukraine bodengestützte Kleinbomben zur Verfügung stellen", zitiert Reuters Brigadegeneral Patrick Ryder. USAI steht für Ukraine Security Assistance Initiative.

Die Hilfszusage vom Freitag öffnet die Tür für viele weitere Lieferungen der bodengestützten Bomben kleinen Durchmessers (GLSDB).

Die HIMARS-Raketen, welche die USA Ende Juni 2022 lieferten, haben eine Reichweite von nur 77 Kilometer. Sie waren maßgeblich an der Gegenoffensive der Ukraine beteiligt.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte daraufhin der Nachrichtenagentur RIA, man dürfe nicht vergessen, was Präsident Wladimir Putin am Donnerstag in Wolgograd gesagt habe. In einer Rede hatte Putin gesagt: "Wir haben die Mittel, um zu reagieren, und es wird nicht mit dem Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen enden, das muss jeder verstehen."

Die GLSDB wird gemeinsam mit dem schwedischen Unternehmen SAAB hergestellt. Reuters hatte im November als erstes über einen Vorschlag von Boeing berichtet, GLSDB für die Ukraine einzusetzen. Damals wurde erwartet, dass die Raketen bis zum Frühjahr in der Ukraine einsatzbereit sein könnten.

"Dies zeigt das Engagement von Boeing, dem Ruf der Nation nach schnellen, effektiven Fähigkeiten für die Vereinigten Staaten und ihre internationalen Partner zu folgen", sagte ein Boeing-Sprecher. "Unser Team und Saab arbeiten weiterhin eng mit der US-Regierung zusammen, um drängende Sicherheitsfragen schnell und flexibel zu lösen."

Ein Teil der am Freitag zugesagten weiteren Militärhilfe in Höhe von 1,725 Milliarden Dollar stammt aus den zugesagten USAI-Mitteln, mit denen auch zwei HAWK-Luftabwehrgeschütze, Drohnenabwehrsysteme, Artillerieabwehr- und Luftüberwachungsradare, Kommunikationsausrüstung, PUMA-Drohnen und medizinische Hilfsgüter gekauft werden sollen.

Zusätzlich wird Waffenhilfe im Wert von 425 Millionen Dollar aus Mitteln der Presidential Drawdown Authority bereitgestellt, die es dem Präsidenten ermöglicht, in Notfällen auf die vorhandenen US-Bestände zurückzugreifen.

Diese Hilfe umfasst mehr präzisionsgelenkte Munition für HIMARS-Werfer, 190 schwere Maschinengewehre mit Wärmebildzielgeräten und die dazugehörige Munition zur Abwehr von Drohnen, minenresistente, hinterhaltgeschützte Fahrzeuge, Claymore-Antipersonenminen und Javelin-Panzerabwehrwaffen.

Seit der Beginn des Ukraine-Kriegs haben die USA der Ukraine Sicherheitshilfe im Wert von mehr als 29,3 Milliarden Dollar zugesagt.

Medwedew erinnert an Russlands Nukleardoktrin

Kurz vor dem ersten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar kontrollieren die russischen Streitkräfte noch immer keine der vier ukrainischen Provinzen, die Moskau zu einem Teil Russlands erklärt hat, vollständig. Derzeit bemühen sich russische Truppen und Söldner der Wagner-Gruppe, die Stadt Bachmut einzukesseln.

Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnet den russischen Feldzug in der Ukraine als existenzielle Verteidigung gegen einen aggressiven Westen. Wie Medwedew hat er mehrfach mit einem nuklearen Gegenschlag gedroht und erklärt, Russland werde alle verfügbaren Mittel einsetzen, um sich und seine Bevölkerung zu schützen.

Auf die Frage, was passieren würde, wenn die Waffen, die Washington der Ukraine versprochen hat, auf der Krim oder tief in Russland einschlagen würden, sagte Medwedew, Putin habe das Thema klar angesprochen. "Wir setzen uns keine Grenzen, und je nach Art der Bedrohung sind wir bereit, alle Arten von Waffen einzusetzen."

Medwedew sagte: "Ich kann Ihnen versichern, dass die Antwort schnell, hart und überzeugend sein wird". Er erwähnte zudem Russlands Nukleardoktrin, die einen Atomschlag auch dann zulässt, "wenn nach einer Aggression gegen die Russische Föderation mit konventionellen Waffen die Existenz des Staates selbst bedroht ist".


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...