Deutschland

Deutsche Bahn verdoppelt Kohle-Transporte

Die Energieversorgung des Landes stützt sich wieder zunehmend auf die Kohle.
03.03.2023 16:00
Lesezeit: 2 min
Deutsche Bahn verdoppelt Kohle-Transporte
Ein Schaufelradbagger fördert im Braunkohletagebau bei Garzweiler Kohle. (Foto: dpa) Foto: Marius Becker

„Die Deutsche Bahn hat eine positive Zwischenbilanz der verstärkten Energietransporte mit Vorrang auf der Schiene gezogen. Seit Oktober würden täglich im Durchschnitt 30 000 Tonnen Kohle von den Seehäfen der Nordsee zu rund 15 großen Kraftwerken in ganz Deutschland transportiert. Die Güterzüge nutzten dabei zum Teil auch sogenannte Energiekorridore und könnten vorrangig durchs Schienennetz fahren. „Nennenswerte Wechselwirkungen auf den übrigen Zugverkehr, wie ICE & Co., blieben aus“, teilte die Bahn mit.

Der vermehrte Energietransport auf der Schiene ist eine Folge des Kriegs in der Ukraine und der Russland-Sanktionen. Statt auf Gas wird wieder mehr auf Kohle oder Öl gesetzt. Damit diese zusätzlichen Transporte auf dem ohnehin stark ausgelasteten Schienennetz rechtzeitig das Ziel erreichen und die Energieversorgung gesichert ist, werden diese vorübergehend mit Vorrang behandelt.

Nach Bahn-Angaben wurde die Kohle-Transportmenge verdoppelt. Zuvor waren wöchentlich 50 Züge mit Steinkohle unterwegs. Verglichen mit den 20.000 Güterzügen der Tochter DB Cargo insgesamt fallen die 50 Kohlezüge nicht sehr ins Gewicht - auch nicht nach der Verdopplung der Transportmenge.

Um die Kohletransporte zu gewährleisten, hat DB Cargo den Angaben zufolge mehr als 1.000 entsprechende Waggons, die bereits auf dem Abstellgleis standen, wieder technisch fit gemacht. Empfangshäfen waren zumeist Rotterdam und Amsterdam. Ein Schwerpunkt der Routen führte zu Kraftwerken in Süddeutschland und im Saarland.

Kohlebezug aus der ganzen Welt

In der Energiekrise hat Deutschland im vergangenen Jahr mehr Steinkohle importiert. Die Menge stieg um 8 Prozent auf 44,4 Millionen Tonnen, wie eine Auswertung des Vereins der Kohlenimporteure (VDKI) ergab. Wichtigster Lieferant war demnach noch Russland mit 13 Millionen Tonnen, was ein Rückgang um 37 Prozent bedeutete. Seit August ist der Import russischer Kohle in die EU wegen des Ukraine-Krieges verboten.

Das zweitwichtigste Lieferland waren dem VDKI zufolge die USA mit 9,4 Millionen Tonnen. Die Menge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 32 Prozent. Dahinter folgen Kolumbien und Australien.

Wegen der Energiekrise infolge ausbleibender Gaslieferungen aus Russland setzt Deutschland mehr Kohle zur Stromerzeugung ein und hat dafür Kraftwerke aus der Reserve geholt. Der Energieträger wird auch in der Stahlherstellung gebraucht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Innovation Neuro-Webdesign: „Die meisten Firmenwebsites scheitern am Menschen“
13.05.2025

Viele mittelständische Websites wirken modern, funktionieren aber nicht. Warum? Sie ignorieren die Psychologie der Nutzer. Jonas Reggelin,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession 2025: Düstere Aussichten für Deutschland
13.05.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – und das ausgerechnet in einer Phase, in der neue Impulse dringend nötig wären. Der...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...