Der Groß-Investor Carl Icahn blickt mit Sorge auf die Verfassung der amerikanischen Volkswirtschaft, welche sich aus seiner Sicht an einer „Bruchstelle“ befindet. „Das System bricht zusammen und wir haben heute absolut ein großes Problem in unserer Volkswirtschaft“, sagte Icahn gegenüber dem Sender CNBC. „Vielen Menschen geht es offenbar in unserer Wirtschaft nicht gut. Ich meine, schauen Sie sich nur das Median-Vermögen der Haushalte an – es ist praktisch nichts.“
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Icahn beklagt, dass die Qualität sowohl der politischen als auch der wirtschaftlichen Führungspersönlichkeiten nachgelassen habe – eine Entwicklung, die ebenfalls ein „großes Problem für die Wirtschaft“ darstelle. „Ich werde jetzt nicht in die Tagespolitik einsteigen, aber Sie fühlen, dass in Washington keiner wirklich weiß, was gerade vor sich geht.“
Bemerkenswert ist auch Icahns Kritik am Zustand des Top-Managements in vielen Unternehmen, weil er als Investor seit Jahrzehnten tiefe Einblicke in die Unternehmenswelt sammelt und große Entwicklungen deshalb besser registrieren kann als andere Beobachter. Die Führungsqualitäten seien in vielen Firmen des Landes „schlechter als mittelmäßig“, obwohl es selbstverständlich zahlreiche Ausnahmen gebe. „Wenn Sie heute eine Firma besuchen – und das machen wir immer und immer wieder – dann ist das echt schrecklich, was Sie dort in vielen Firmen vorfinden.“ Der Investor führte in dem Interview nicht näher aus, was er genau damit meint.
In einem Interview mit der Financial Times jedoch wurde Icahn klarer. Die lange Zeit der ultraniedrigen Leitzinsen und die daraus resultierenden billigen Kredite sind aus seiner Sicht offenbar von vielen Unternehmen dazu verwendet worden, um unproduktive Investitionen zu tätigen. Nun sitzen diese Firmen mit hohen Schulden und unproduktiven Geschäftsbereichen in der Falle. „Viele Firmen haben das Geld angesichts der niedrigen Zinsen einfach verschleudert – sie waren plötzlich in der Lage, Übernahmen zu tätigen und andere Dinge zu tun“, sagte er.
Inflation und Hegemonie
Als größtes Risiko identifiziert Icahn die anhaltend hohe Inflation in den USA – diese berge Gefahren nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Macht und den Einfluss der Vereinigten Staaten in der Welt.
„Inflation ist das Schlimmste für eine Volkswirtschaft und ich denke, dass die Leute das unterschätzen.“ Icahn verwies dazu auf die prekäre Lage der Haushalte mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, von denen sehr viele hoch verschuldet sind und angesichts der steigenden Zinsen nun verstärkt unter Druck geraten.
Im Februar lag die offizielle Rate der Geldentwertung in den USA bei etwa 6 Prozent pro Jahr. Bereiche jedoch, für die Haushalte mit geringem Einkommen gewöhnlich einen höheren Anteil ihres Geldes ausgeben als wohlhabende Haushalte, weisen deutlich höhere Inflationsraten auf. So stiegen die Preise für Nahrungsmittel und Wohnraum in den USA in den vergangenen 12 Monaten um 10 beziehungsweise 8 Prozent.
Interessant sind Icahns Ansichten zu den möglichen geopolitischen Auswirkungen einer anhaltend hohen Inflation. Die Geschichte habe gezeigt, dass „jede Hegemonie von der Inflation zerstört wurde – zumindest fast jede“, sagte der Investor. Die Strategie der Zentralbank, die Leitzinsen zu erhöhen und damit die Finanzierungsbedingungen zu verschärfen, sei deshalb richtig.