Die deutschen Mieter geben mehr als ein Viertel ihres Einkommens für Wohnen aus. 2022 haben die rund 19,9 Millionen Hauptmieterhaushalte durchschnittlich 27,8 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufgebracht, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Für die rund 6,6 Millionen Haushalte, die ihre Wohnung 2019 oder später angemietet haben, lag die Belastung mit 29,5 Prozent besonders hoch. Zum Vergleich: Bei den rund 2,7 Millionen, die ihren Vertrag bereits vor 1999 abgeschlossen haben, waren es 26,8 Prozent.
"Die Mietbelastung insbesondere von Haushalten mit geringen Einkommen und in den Großstädten ist dramatisch", kommentierte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, die Entwicklung. "Es ist ein Alarmzeichen, dass der Anteil der Einkommen, der für Wohnkosten aufgewendet werden muss, in den vergangenen Jahren noch weiter gestiegen ist." Bei Geringverdienern liege die Mietbelastung sogar im Schnitt bei über 40 Prozent der Einkommen.
Rund 1,5 Millionen Mieterhaushalte weisen sogar eine Mietbelastung von 50 Prozent oder mehr auf. Etwa 1,6 Millionen wendeten für die Bruttokaltmiete zwischen 40 und 50 Prozent ihres Einkommens auf. Insgesamt hatten somit 16 Prozent der Mieter eine Belastung von mehr als 40 Prozent. Besonders Einpersonenhaushalte müssen ein Großteil ihres Geldes für das Wohnen berappen. In Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern ist es für Mieter besonders teuer: Hier mussten 28,9 Prozent für die Bruttokaltmiete hingeblättert werden. In Kleinstädten beziehungsweise Orten mit bis zu 20.000 Einwohnern sind es 25,9 Prozent.
"Das Problem des Wohnungsmangels dürfte sich in den kommenden Jahren noch verschärfen", warnte IMK-Forscher Dullien. "Durch gestiegene Baupreise und gestiegene Zinsen der Europäischen Zentralbank befindet sich der Wohnungsbau derzeit im freien Fall." Zugleich leben in Deutschland vor allem durch die Geflüchteten aus der Ukraine inzwischen fast eine Million Menschen mehr, als man es vor Corona für 2023 erwartet habe. Viele dieser Menschen dürften hier bleiben. "Da schon vor Corona Wohnraum knapp war, verschärft dies den Wohnungsmangel", sagte Dullien. (Reuters)