Ungefähr die Hälfte der großen multinationalen Firmen plant in den nächsten drei Jahren ihre Büroflächen abzubauen - ein wachsender, globaler Trend angesichts den zunehmenden Homeoffice-Arbeitsoptionen, die Firmen nach der Pandemie für ihre Mitarbeiter bereitgestellt haben.
Eine Knight Frank-Umfrage unter leitenden Führungskräften, die in 350 Unternehmen weltweit für Immobilien zuständig sind und zusammen 10 Millionen Menschen beschäftigen, ergab, dass größere Konzerne ihre Büroflächen zwischen 10 Prozent und 20 Prozent reduzieren wollen.
Lee Elliott, ein Experte für Gewerbeimmobilien bei der einer britischen Immobilienfirma Knight Frank, sagte gegenüber der Financial Times: „Besserer, aber weniger Platz ist die Devise für die größeren Unternehmen“. Aktuell sei der US-Büromarkt gekennzeichnet von einer Verknappung des Angebots für erstklassige Gebäude. Die Mieten für diese Immobilien stiegen daher an.
Elliot zufolge haben viele Unternehmen Immobilienentscheidungen in den letzten drei Jahren pausiert, um Arbeitsgewohnheiten nach der Pandemie zu beurteilen. „Viele müssen noch den Auslauf ihrer Mietverträge abwarten, bevor sie Änderungen vornehmen können“, fügte er hinzu.
Sorge nach starken Marktschwankungen
Die Aussicht, dass große Konzerne ihren Fußabdruck im Büroimmobilienmarkt verkleinern wollen, hat Sorgen über die Zukunft älterer Gebäude und unbeliebter Standorte ausgelöst, berichtet die Financial Times.
Der US-Gewerbeimmobilienmarkt erlebt aktuell einen schmerzhaften Abschwung, der durch höhere Zinsen ausgelöst wurde. Investmentmanager warnten diesen Monat vor wachsenden Problemen in dem 5,6 Milliarden US-Dollar Gewerbeimmobilien-Sektor. Charlie Munger, stellvertretende Vorsitzender bei Berkshire Hathaway, sprach von einem „herannahenden Sturm“ auf dem Markt. Munger sagte, die Banken seien „voll mit faulen Krediten“ und es gäbe eine Menge Bürogebäude, Einkaufszentren und andere Immobilien, die problematisch wären.
Wo der Büro-Überschuss sein wird
Firmen verfolgen unterschiedliche Strategien für die Heimarbeit. Der Vermögensverwalter BlackRock hat im vergangenen Monat alle Mitarbeiter aufgefordert, vier Tagen in der Woche ins Büro zurückzukehren. JPMorgan hat im April beschlossen hatte, dass leitende Angestellte fünf Tage pro Woche im Büro arbeiten müssen.
Rund ein Drittel der Konzerne hat sich für eine vollständige oder überwiegende Präsenzarbeit entschieden und die Mehrheit für eine Mischform, so die Knight Frank-Umfrage.
Laut der Financial Times prognostiziert eine Savills-Studie, dass US-Städte wie San Francisco und Washington DC in den nächsten zehn Jahren den größten Überschuss an Büroflächen haben werden, während der asiatische Markt knapper sein wird und Europa "im Mittelfeld" liegen wird.
In Deutschland befinden sich offene Immobilienfonds aktuell in unruhigem Fahrwasser: Denn diese Fonds investieren zu einem überwiegenden Teil in gewerblich genutzte Immobilien in Westeuropa wie Einkaufscenter, Hotels oder Büros. Nur 4,3 Prozent der angelegten Gelder stecken laut dem Fondsverband BVI in Wohnimmobilien. Die Preise von Gewerbeimmobilien sind aber in Deutschland aufgrund der steigenden Leitzinsen deutlich gefallen. Außerdem gibt es weniger Nachfrage nach Büros aufgrund des Trends zum Homeoffice.