Unternehmen

Diesel-Skandal: Gericht will im VW-Anlegerprozess 86 Zeugen vernehmen

Lesezeit: 1 min
07.07.2023 14:01  Aktualisiert: 07.07.2023 14:01
Der milliardenschwere VW-Anlegerprozess geht in die Phase der Beweisaufnahme. Dabei sollen 86 Zeugen gehört und diverse Dokumente verlesen werden. Vor allem institutionelle Anleger hatten VW im Abgasskandal auf Schadenersatz verklagt.
Diesel-Skandal: Gericht will im VW-Anlegerprozess 86 Zeugen vernehmen
Der Wolfsburger Automobilkonzern VW sieht sich mit einer millionenschweren Klage von Anlegern konfrontiert. (Foto: iStock / typhoonski)
Foto: typhoonski

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im milliardenschweren VW-Anlegerprozess hat das Oberlandesgericht Braunschweig den Eintritt in die Beweisaufnahme beschlossen. 86 Zeugen und eine Vielzahl von Dokumenten, die von den Beteiligten vorzulegen seien oder von dritter Seite angefordert würden, sollten Aufschluss über die Abläufe vor Bekanntwerden des Dieselskandals vor fast acht Jahren geben, teilte das Gericht am Freitag mit.

Der Beschluss umfasse 85 Beweisfragen. Diese beträfen vor allem die gegensätzlichen Behauptungen der Beteiligten zur Kenntnis der Mitglieder des Vorstands oder anderer Ad-hoc-Verantwortlicher der Volkswagen AG vom Einbau der unzulässigen Abschalteinrichtung vor Mitte 2015. Die Beweisaufnahme soll im September beginnen.

Institutionelle Anleger wollen Schadenersatz

Die Namen der Zeugen nannte das Gericht in seiner Pressemitteilung nicht. Im Mai hatte der 3. Zivilsenat bereits mitgeteilt, er wolle Mitglieder des ehemaligen Konzernvorstands vernehmen. Angesichts der zu erwartenden umfangreichen Zeugenvernehmungen hatte das Gericht den Verfahrensbeteiligten im Vorfeld empfohlen, einen Vergleich zu prüfen. Der nun gefasste Beweisbeschluss lässt vermuten, dass solche Gespräche bisher zu keinem Ergebnis geführt haben.

Das Oberlandesgericht verhandelt seit mehr als vier Jahren über eine Musterklage der Fondsgesellschaft Deka Investment der Sparkassen wegen erlittener Kursverluste durch den VW-Dieselskandal. Die Kläger – zumeist institutionelle Anleger – werfen Volkswagen und dessen ebenfalls beklagtem Hauptaktionär Porsche SE vor, die Information über den Abgasskandal lange geheim gehalten und ihnen dadurch einen Wertverlust ihrer Aktien eingebrockt zu haben. Dem hält Volkswagen entgegen, die Kursrelevanz sei erst durch die Veröffentlichung der US-Umweltbehörde EPA am 18. September 2015 erkennbar geworden.

Die Summe der Anleger-Forderungen beläuft sich auf insgesamt neun Milliarden Euro. Davon liegen Forderungen von etwa der Hälfte beim Landgericht Braunschweig. Die Kläger können im Fall eines Urteils zugunsten der Deka ihre Ansprüche dort durchsetzen. Die EPA hatte dem Konzern damals eine Strafe von bis zu 18 Milliarden Dollar angedroht. Die Wiedergutmachung des Abgasskandals, vor allem Bußgelder, Schadensersatz und Rechtsanwaltskosten, hat Volkswagen bisher mehr als 32 Milliarden Euro gekostet.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview zur Mafia in Deutschland: „Hier gehe ich von Strafvereitelung im Amt aus“
09.05.2024

Italienische Mafia-Organisationen gewinnen in Deutschland zunehmend an Einfluss – und können dabei teilweise auf das stillschweigende...

DWN
Technologie
Technologie Luftfahrt: Klimaneutralität bis 2050 wohl unrealistisch
09.05.2024

Der Luftverkehr gilt als ein starker Treiber zur Klimakrise. Mit technischen Lösungen klimaschonendes- oder gar klimaneutrales Fliegen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien: Warum die Kapitalrendite eines Unternehmens wichtiger als die Bewertung ist
09.05.2024

Was bestimmt eigentlich den Wert einer Aktie? In der Berichterstattung stehen häufig Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hybrides Arbeiten liegt im Trend - nicht nur aus Umwelterwägungen
09.05.2024

Die klassische Büroarbeit hat es spätestens seit Corona schwer, sich gegen das geschätzte Homeoffice zu behaupten. Immer mehr...

DWN
Technologie
Technologie Erneuerbare Energien knacken wichtige Marke
09.05.2024

Erneuerbare Energien wachsen vor allem dank Wind- und Solarenergie. Der Anteil an der globalen Stromproduktion beträgt mittlerweile 30...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sicherheitsalarm: Wie sich Unternehmen gegen Spionage und Cyberbedrohungen schützen können
09.05.2024

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt davor, dass die Bedrohungslage im Cyberraum ernst ist, insbesondere in Bezug...