Politik

Baerbock beschädigt Beziehung zu Deutschlands wichtigstem Handelspartner

Die Außenministerin beschädigt Deutschlands Beziehungen zu seinem wichtigsten Handelspartner und reiht sich in die US-Agenda gegen China ein.
18.09.2023 09:57
Aktualisiert: 18.09.2023 09:57
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Baerbock beschädigt Beziehung zu Deutschlands wichtigstem Handelspartner
Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen, l), Außenministerin, nimmt neben Antony Blinken, Außenminister der USA. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

China hat Äußerungen von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock über Staats- und Parteichef Xi Jinping scharf zurückgewiesen. Die Regierung sei höchst unzufrieden mit der Bemerkung der Grünen-Politikerin, Xi sei ein "Diktator", erklärte das Außenministerium in Peking am Montag.

Diese Äußerung sei absurd und verletze die Würde Chinas auf ernsthafte Weise. Sie sei eine "offene politische Provokation", erklärte das Außenministerium weiter.

In Bidens Fahrwasser

Baerbock hatte im Rahmen ihrer US-Reise vergangene Woche dem Sender Fox News ein Interview gegeben, in dem die Äußerung fiel. Bereits zuvor hatte US-Präsident Joe Biden Xi als Diktator bezeichnet und damit einen Eklat ausgelöt. Baerbocks Äußerung zeigt, dass sich sich nicht nur in politischer Hinsicht, sondern auch im Bereich der Kommunikation und Propaganda den Vorgaben der US-Regierung unterwirft.

Die USA führen seit 2018 einen facettenreichen Wirtschaft-, Handels- und Propagandafeldzug gegen China. Dieser wird um eine massive militärische Aufrüstung der ostasiatischen Verbündeten Japan, Südkorea , Taiwan, Philippinen - sowie in Zusammenarbeit mit Großbritannien - Australien ergänzt.

Lesen Sie dazu: Gegen China: London darf künftig Truppen in Japan stationieren

Scholz' Sprecher rudert zurück

China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner. Hätten die Deutschen nicht schon seit Jahrzehnten viele in China gefertigte günstige Waren und Vorprodukte konsumieren können und diese etwa durch teurere inländische Produkte ersetzt, wären Inflation und damit Wohlstandseinbußen hierzulande bedeutend schwerwiegender gewesen und der Vermögensaufbau der im europäischen Vergleich ohnehin relativ armen Deutschen deutlich erschwert worden.

Gefragt, wie sie auf die Vorwürfe reagiere, sagte Baerbock in New York lediglich, sie habe die Äußerungen aus Peking "zur Kenntnis genommen". Sie nimmt an der UN-Generalversammlung am Sitz der Vereinten Nationen teil, die am Dienstag beginnt.

In Berlin sagte ein Regierungssprecher, er wolle nicht spekulieren, ob durch Baerbocks Äußerung ein Schaden für Deutschland eingetreten sei. Er verwies darauf, dass China für die Bundesregierung Partner, Konkurrent und systemischer Rivale sei. Den Ausdruck "Diktator" für Staatschef Xi wollte er sich für Kanzler Olaf Scholz auf Nachfrage aber nicht zueigen machen.

Baerbock: „Egal was meine deutschen Wähler denken“

Baerbock hatte bereits im vergangenen Jahr klargestellt, dass für sie die Interessen ihrer Wähler im Zweifelsfall nicht zählen. Mögliche Proteste wegen hoher Energiepreise im Herbst und Winter werden ihr zufolge nicht zur Aufhebung von Sanktionen gegen Russland führen, sagte sie vor etwa einem Jahr. "Wir werden an der Seite der Ukraine stehen, und das bedeutet, dass die Sanktionen auch im Winter aufrechterhalten werden, selbst wenn es für Politiker sehr schwierig wird", sagte die Grünen-Politikerin bei einer Podiumsdiskussion Ende August in Prag.

Baerbock war nach ihren Äußerungen in die Kritik geraten. Die AfD und die Linke warfen der Grünen-Politikerin deshalb eine Missachtung des Wählerwillens vor. Kritik kam auch aus der CDU, bei Twitter war #BaerbockRuecktritt damals einer der meistgenutzten Hashtags in Deutschland.

Anlass waren Äußerungen, die Baerbock bereits am Vortag bei einer Podiumsdiskussion in Prag getätigt hatte. Dort erklärte die Ministerin auf Englisch, dass sie den Ukrainern versprochen habe, sie so lange wie nötig zu unterstützen, und dass sie deshalb auch liefern wolle - unabhängig davon, was ihre deutschen Wähler darüber denken („no matter what my German voters think“).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neuaufstellung bei der Deutschen Bahn: Bahnchef Richard Lutz tritt ab – wie es weitergeht
14.08.2025

Bahnchef Richard Lutz tritt überraschend ab – doch was bedeutet das für die Deutsche Bahn? Zwischen ungelösten Problemen, politischem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Bankenwächter warnt: Die nächste Krise kommt schneller, als uns lieb ist
14.08.2025

Er sieht Kriege, Zölle, Cyberangriffe und Finanz-Apps als tickende Zeitbomben: EU-Abwicklungschef Dominique Laboureix warnt, dass die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Bitcoin erreicht Rekordhoch mit erstmals über 124.000 Dollar
14.08.2025

Ein Allzeithoch, das Anleger elektrisiert: Der Bitcoin durchbricht erstmals die Marke von 124.000 Dollar. Getrieben wird der Kurs von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau Deutschland: Stellenabbau verlangsamt sich spürbar
14.08.2025

Deutschlands Maschinenbauer kämpfen mit Auftragsrückgängen, doch der massive Stellenabbau verliert an Tempo. Trotz sinkender...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ProSiebenSat.1 Übernahme: MFE-Konzern auf der Zielgeraden
14.08.2025

Die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Berlusconi-Konzern MFE steht vor der Entscheidung. Das Angebot ist abgelaufen, die Chancen der...

DWN
Immobilien
Immobilien Hohe Nebenkostenabrechnung 2024? Wie Sie am besten darauf reagieren sollten
14.08.2025

Viele Haushalte müssen in diesem Jahr deutlich mehr für Heizung und Betriebskosten zahlen. Was Sie jetzt zur Nebenkostenabrechnung 2024...

DWN
Finanzen
Finanzen Dax 40: Gewinne trotzen Zollstreit und Konjunkturflaute
14.08.2025

Trotz politischer Spannungen und sinkender Umsätze in den USA und China melden viele Dax-Konzerne solide Quartalszahlen. Während...

DWN
Politik
Politik Ukraine vor großem Gebietsopfer: Trumps Waffenruhe-Plan mit Putin sorgt für Alarm
14.08.2025

Während Donald Trump in Alaska mit Wladimir Putin über eine sofortige Waffenruhe sprechen will, wächst in Kyjiw die Sorge vor einem...