Immobilien

Deutscher Gewerbeimmobilienmarkt unter starkem Druck

Der deutsche Gewerbeimmobilienmarkt ist von dem rasanten Anstieg der Zinssätze stark betroffen und leidet unter Wertberichtigungen und hohen Refinanzierungskosten. Das Geschäft läuft seit über einem Jahr schleppend. Welche Auswirkungen hat dies für Banken, die Kredite vergeben haben?
19.11.2023 08:37
Aktualisiert: 19.11.2023 08:37
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bankenaufsichtsbehörden warnen, dass Kreditgeber mit großen Engagements im deutschen Gewerbeimmobilienmarkt sich auf schwierigere Zeiten einstellen sollten. Die Prognose ist, dass die Bewertungen dieser Art von Investitionen wahrscheinlich weiter fallen werden.

Probleme in dem Markt wurden hauptsächlich durch die hohen Zinssätze der letzten Monate ausgelöst.

Bloomberg zufolge werden die aktuellen Schwierigkeiten von Immobilieninvestoren und Entwicklern im Gewerbeimmobilienmarkt dazu führen, dass sie versuchen werden, mehr Immobilien zu verkaufen. Nach Ansicht von Mark Branson, Präsident der BaFin, würde dies den aktuellen Einbruch in der Anlageklasse verlängern. „Insbesondere der Büro- und Einzelhandelsmarkt wird weiterhin unter großem Druck stehen“, sagte Branson diese Woche auf einer Konferenz in Frankfurt.

Die Entwicklungen im Gewerbeimmobilienmarkt würden keine Krise auslösen, aber Banken mit höheren Verpflichtungen in diesem Sektor könnten in Schwierigkeiten geraten, fügte er hinzu.

Gesamter Immobilien-Sektor in der Krise

Der Hintergrund zu Bransons Kommentaren ist eine massive Immobilien-Krise in Deutschland: Der deutsche Wohnungsbau steckt in einer schweren Notlage, in den meisten Großstädten gibt es nicht genug bezahlbaren Wohnraum nachdem der Mietmarkt und der soziale Wohnungsmarkt in Schieflage geraten sind und die Stornierungswelle im deutschen Wohnungsbau erreichte im Oktober einen neuen Höchststand.

Auch haben in den letzten Monaten mehrere Immobilien-Projektentwickler Insolvenz angemeldet, darunter der auf Büroimmobilien und Wohnquartiere spezialisierte Projektentwickler Gerch, der Luxus-Immobilienentwickler Euroboden sowie die Nürnberger Project-Immobilien-Gruppe. Letzte Woche kündigte dann Immobilieninvestor Rene Benko an, dass er die Führung der angeschlagenen Signa-Gruppe abgeben und als Vorsitzender des Beirates der Holding zurücktreten würde.

Laut Bloomberg haben deutsche Banken bereits begonnen, Geld für Verluste bei gewerblichen Immobilienkrediten zurückzustellen. Das Finanzmedienunternehmen berichtete vor Kurzem, dass die europäischen Bankenaufsichtsbehörden die Schwierigkeiten der Signa-Gruppe Benkos beobachten.

Thomas Groß, der Vorstandsvorsitzende der Landesbank Hessen-Thüringen, sagte auf der Frankfurt-Konferenz, dass die aktuellen Probleme im Gewerbeimmobilienmarkt länger andauern könnten. „Diese Phase ist keine Frage von Wochen und Monaten“, sagte Groß. „Wir gehen davon aus, dass sich das bis 2025, also die nächsten 12 bis 18 Monate hinziehen wird."

Rückgängige Quoten im Bürosektor

Nach Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken wirkt sich das unsichere gesamtwirtschaftliche Umfeld - gekennzeichnet von hohen Zinsen, gestiegenen Energiepreisen, hohen Steuern und dem verstärkten Fachkräftemangel - belastend auf den deutschen Büroimmobilienmarkt aus. Senior Managerin Real Estate Research and Finance bei dem Verband, Hildegard Höhlich, kommentierte unlängst, dass Firmen weiterhin ihren Flächenbedarf prüfen. Angesichts der prekären wirtschaftlichen Lage sei mit einem erneuten Anstieg des Büroimmobilien-Leerstands zu rechnen, sagte Höhlich.

Bei dem 2023 Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) Tag der Büroimmobilie in Berlin in September bestätigte ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner, dass es beim Vermieten und auch bei Verkäufen von Büro-Immobilien im letzten Jahr rückgängige Quoten gegeben hat. Doch Mattner sagte er sei überzeugt, dass die Branche im Jahr 2024 wieder aus der Krise herauskommen würde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neuaufstellung bei der Deutschen Bahn: Bahnchef Richard Lutz tritt ab – wie es weitergeht
14.08.2025

Bahnchef Richard Lutz tritt überraschend ab – doch was bedeutet das für die Deutsche Bahn? Zwischen ungelösten Problemen, politischem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Bankenwächter warnt: Die nächste Krise kommt schneller, als uns lieb ist
14.08.2025

Er sieht Kriege, Zölle, Cyberangriffe und Finanz-Apps als tickende Zeitbomben: EU-Abwicklungschef Dominique Laboureix warnt, dass die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Bitcoin erreicht Rekordhoch mit erstmals über 124.000 Dollar
14.08.2025

Ein Allzeithoch, das Anleger elektrisiert: Der Bitcoin durchbricht erstmals die Marke von 124.000 Dollar. Getrieben wird der Kurs von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau Deutschland: Stellenabbau verlangsamt sich spürbar
14.08.2025

Deutschlands Maschinenbauer kämpfen mit Auftragsrückgängen, doch der massive Stellenabbau verliert an Tempo. Trotz sinkender...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ProSiebenSat.1 Übernahme: MFE-Konzern auf der Zielgeraden
14.08.2025

Die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Berlusconi-Konzern MFE steht vor der Entscheidung. Das Angebot ist abgelaufen, die Chancen der...

DWN
Immobilien
Immobilien Hohe Nebenkostenabrechnung 2024? Wie Sie am besten darauf reagieren sollten
14.08.2025

Viele Haushalte müssen in diesem Jahr deutlich mehr für Heizung und Betriebskosten zahlen. Was Sie jetzt zur Nebenkostenabrechnung 2024...

DWN
Finanzen
Finanzen Dax 40: Gewinne trotzen Zollstreit und Konjunkturflaute
14.08.2025

Trotz politischer Spannungen und sinkender Umsätze in den USA und China melden viele Dax-Konzerne solide Quartalszahlen. Während...

DWN
Politik
Politik Ukraine vor großem Gebietsopfer: Trumps Waffenruhe-Plan mit Putin sorgt für Alarm
14.08.2025

Während Donald Trump in Alaska mit Wladimir Putin über eine sofortige Waffenruhe sprechen will, wächst in Kyjiw die Sorge vor einem...