Leitzins: Definition – und wie ihn die EZB einsetzt!
Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Banken bei einer Notenbank Geld leihen können. Die EZB und andere Notenbanken, zum Beispiel die US-Notenbank Federal Reserve, legen die Leitzinshöhe fest. Der EZB-Leitzins beträgt derzeit 4,5 Prozent und gilt für alle Länder der Eurozone. Die Folge: Mittlerweile zahlen einige Kreditinstitute wieder zwischen drei und vier Prozent für Tagesgelder.
Doch wofür ist der Leitzins überhaupt da? Diese Frage lässt sich besonders gut vor dem Hintergrund der weiterhin hohen Inflationsrate beantworten. Normalerweise strebt die Europäische Zentralbank nach eigener Aussage ein Inflationsziel von rund zwei Prozent an, um dadurch die Preise im Euroraum möglichst stabil zu halten. Dieses Ziel kann sie mithilfe des Leitzinses erreichen. Entweder gestaltet die EZB die Geldpolitik restriktiv, was bedeutet, dass sie den Leitzins erhöht. Oder die EZB wählt eine expansive Geldpolitik mit Zinssenkungen, wie wir sie seit der Finanz- und Eurokrise 2010 gesehen haben.
Beide Varianten haben unterschiedliche respektive entgegengesetzte Wirkungen: Während Zinserhöhungen das Wirtschaftswachstum und die Preisanstiege verlangsamen sollen, werden mittels einer expansiven Geldpolitik Kredite und damit Investitionen für Unternehmen attraktiver.
EZB-Leitzins: Aktuelle Entwicklungen und was sie bedeuten
Erst Ende Januar gab die EZB bekannt, den Leitzins unverändert bei 4,5 Prozent belassen zu wollen. Begründet hat die EZB diesen Schritt mit den bisherigen Zinserhöhungen, die sich bereits hemmend auf die Nachfrage sowie die Teuerungsrate auswirken. So sank die Inflation in Deutschland laut vorläufiger Zahlen des Statistischen Bundesamtes auf knapp 2,9 Prozent. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass es in den kommenden Jahren noch zu Änderungen des Leitzinses kommt.
Gibt es Bewegungen bei den Sparzinsen?
Im Vergleich zu den jahrelangen Nullzinsen auf Tages- und Festgelder sieht die Welt für Sparer derzeit deutlich besser aus: Teilweise zahlen Online-Banken bis zu vier Prozent Zinsen. Ein Vergleich zwischen den Anbietern lohnt sich für Verbraucher allemal, denn es gibt große Unterschiede.
Gleichzeitig zeigt eine Grafik von Stiftung Warentest, dass die durchschnittliche Rendite auf Tagesgeld seit geraumer Zeit nicht mehr steigt. Nach einem temporären Hoch zu Beginn des Jahres 2024 flacht die Kurve langsam ab. So gab es im Februar auf Tagesgelder im Mittel noch eine Verzinsung von 3,36 Prozent.
Besteht für Sparer jetzt Handlungsbedarf?
Wann es zu einer Zinssenkung der EZB kommen wird, kann niemand genau vorhersehen. Allerdings spricht die EZB-Zinspause dafür, dass die Richtung eher nach unten als nach oben zeigt. Wer demnach schon heute weiß, dass er Geld für einige Zeit anlegen möchte, sollte nun aktiv werden. Nur so können Sie sich als Sparer noch die bestmöglichen Konditionen sichern. Vor allem bei potenziell längeren Laufzeiten kann sich das lohnen. Die höchsten Zinsen gibt es gegenwärtig zum Beispiel bei ein- und zweijährigen Festgeldern.
Oftmals stammen diese Angebote jedoch von ausländischen Banken. Wer sich dennoch dafür interessiert, sollte vor Vertragsabschluss die jeweiligen Bedingungen genau lesen und vor allem auf die Einlagensicherung achten. Auch das Thema Besteuerung von Kapitalerträgen ist bei Investitionen außerhalb Deutschlands von großer Relevanz, da hier nicht automatisch die inländische Abgeltungssteuer greift. Wir raten deshalb zu Banken innerhalb der Eurozone mit dem bestmöglichen Bonitätsrating, also AAA.
Weitere Assetklassen betroffen
Eine potenzielle Leitzinssenkung hätte nicht nur Auswirkungen auf konservative Sparanlagen, auch an der Börse sowie am Immobilienmarkt dürften sich die Folgen bemerkbar machen. Gerade Aktien sollten von niedrigeren Zinsen profitieren, da dann die Fremdkapitalaufnahme für Unternehmen wieder preiswerter und Investitionen attraktiver werden. Das parallel beabsichtigte Wirtschaftswachstum wirkt sich in der Regel positiv auf die Unternehmensgewinne und letzten Endes auf die Kurse an der Börse aus. So wird jedenfalls häufig argumentiert. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Leitzins und Aktienentwicklung ist jedoch nicht bewiesen, sodass die vorausgehenden pauschalen Aussagen stets kritisch reflektiert werden sollten.
Erheblichen Einfluss haben die Zinsentscheidungen der EZB derweil auf Immobilienbesitzer sowie all jene, die sich ein eigenes Haus oder eine Wohnung zulegen wollen. Während die Finanzierung des persönlichen Wohneigentums über Jahre historisch günstig war, haben sich die Bauzinsen seit Januar 2022 fast vervierfacht. Der Traum vom Eigenheim rückt somit für viele in weite Ferne. Sollte der EZB- Leitzins gesenkt werden, ist zumindest in diesem Bereich wieder etwas Entspannung in Sicht. Gleichwohl dürfte das Gros der Bauleistungen unverändert teuer bleiben.
Leitzinssenkung: Was Sparer jetzt tun sollten
Sparer, die das Beste aus ihrem Geld machen wollen, sollten die Entwicklungen rund um den Leitzins im Auge behalten, um schnellstmöglich darauf reagieren zu können. Mit Blick auf die Geldpolitik gelten nach Ansicht von Experten derweil zwei Szenarien am wahrscheinlichsten:
Kommt es wider Erwarten in diesem Jahr nicht zu einer Leitzinssenkung, dürften sich die Auswirkungen bei Tages- und Festgeldern im Rahmen halten. Es könnte also mit weiterhin vergleichsweise hohen Zinsen gerechnet werden und eine Umschichtung des Ersparten vom Tagesgeld in längerfristige Festgeldanlagen wäre nicht allzu dringend.
Dass die Europäische Zentralbank den Leitzins senken wird, gilt unter Ökonomen aktuell jedoch als das wahrscheinlichste Szenario. Für Sparer ist es also wichtig, schon jetzt über Investitionen in Festgeld nachzudenken, da dies auf lange Sicht höhere Zinsen als Tagesgeld bietet. Gleichzeitig sollten Sparer aber auch daran denken, dass bei Festgeld für die Dauer der Laufzeit kein Zugriff auf das Kapital möglich ist.