Die Verzweiflung bei den Wärmepumpenherstellern ist groß – nach Angaben des BDH ist im ersten Quartal der Absatz von Wärmepumpen im Vergleich zum Vorjahr um ganze 52 Prozent auf insgesamt 46.000 Geräte eingebrochen. In der Branche rechnet man für 2024 mit nur 200.000 abgesetzten Pumpen. Damit wird das Ziel der Bundesregierung von 500.000 installierten Wärmepumpen für 2024 weit verfehlt.
Die Kunden sind verunsichert und warten ab. Die Wärmepumpenhersteller befinden sich in einer schwierigen Lage. Sie haben in den letzten zwei Jahren hohe Investitionen in ihre Produktionskapazitäten getätigt, um der hohen Nachfrage und den politischen Bestrebungen zu den geplanten, neuen rechtlichen Rahmenbedingungen gerecht zu werden. Die Marktsituation ist herausfordernd und einige Hersteller haben Investitionen in Milliardenhöhe getätigt.
Viele Faktoren begünstigen den Nachfrageabsturz
Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe, sieht verschiedene Gründe für die schwache Nachfrage. Die große Sorge der Verbraucher vor zwei Jahren in Bezug auf die Preisentwicklung und Versorgungssicherheit bei Öl und Gas habe sich zwischenzeitlich nivelliert.
Auch würden die CO2-Preise in Zukunft weiter ansteigen, durch den europäischen Zertifikatehandel ab dem Jahr 2027 eventuell sogar sprunghaft. Zusätzlich verunsichert sind die Hausbesitzer auch durch die langwierigen Debatten um das Gebäudeenergiegesetz und die unklare kommunale Wärmeplanung. Sie warten einfach ab. Das Gebäudeenergiegesetz war letztendlich nach langen Diskussionen in der Regierung zu Beginn des Jahres in Kraft getreten.
Ein BDH-Sprecher sieht jedoch auch einen Vertrauensverlust der Verbraucher bezüglich der Heizungsmodernisierung durch die lange öffentliche Debatte um das GEG. Außerdem wüssten die Hausbesitzer noch viel zu wenig über die gesetzeskonformen technischen Lösungen und die Fördermöglichkeiten.
Aufgrund der schwierigen Marktlage hat jetzt der Bundesverband Wärmepumpe die Politik aufgefordert, endlich zu handeln. Sie müsse über die Fördermöglichkeiten und die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum GEG umfassend informieren.
Förderungen werden durch Bürokratie gehemmt
Um Förderungen für eine Wärmepumpeninstallation zu erhalten, müssen Hausbesitzer Einkommenssteuerbescheide der letzten beiden Jahre vorlegen, um sich einen Einkommensbonus zu sichern. Dies sei problematisch nach Angaben von Mario Kohle, Chef des Wärmepumpenherstellers Enpal, da Millionen von Rentnern gar keine Einkommensteuererklärungen abgeben. Hier müssten andere Lösungen für die Förderung geschaffen werden und Bürokratiehemmnisse abgebaut werden. Auch hält er es für wichtig, Hausbesitzer besser aufzuklären. Viele von ihnen seien davon überzeugt, dass eine Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung oder generell in Bestandsbauten nicht richtig funktionieren würde, obwohl das nicht richtig sei.
Gebäudeenergiegesetz und kommunale Wärmeplanung
Das GEG, das nun zum Jahresbeginn in Kraft getreten ist, soll den Klimaschutz bei Gebäuden deutlich voranbringen. Ab diesem Jahr soll dann jede neu verbaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Die gesetzlichen Regelungen gelten bis auf Weiteres nur für Neubauten in Neubaugebieten. Bestehende und funktionierende Heizungen können also weiterhin in Betrieb bleiben.
Für bereits bestehende Gebäude ist deshalb die kommunale Wärmeplanung entscheidend. Diese soll bis Mitte 2026 in deutschen Großstädten und ab Mitte 2028 in allen weiteren Kommunen aufgestellt sein. Dann sollen Hausbesitzer Klarheit darüber haben, ob sie entweder an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden oder aber sich um eine dezentrale Lösung beim Einbau einer neuen Heizung kümmern sollen.
Fehlende Wärmeplanung bremst Nachfrage aus
Die noch unfertige Wärmeplanung der Städte und Gemeinden bremst auch Investoren aus, die durchaus modernisierungswillig sind. Sie warten ab oder setzen weiterhin auf Öl- oder Gasheizungen. Deshalb sei es sehr wichtig, Hausbesitzer über den geplanten Ausbau der Fernwärme bei der kommunalen Wärmeplanung richtig zu informieren. Es sei jedoch schon heute klar, dass sich die meisten Immobilienbesitzer um eine eigene, dezentrale Form der klimafreundlichen Heizung kümmern müssen, so Frank Ebisch, Sprecher des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima.
Auch Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer des Heizungsbauers Vaillant Deutschland, meint, dass es keinen Sinn macht, auf die kommunale Wärmeplanung zu warten. Die Wärmepumpe sei für die meisten Immobilien die beste Lösung und die Installationskosten seien mit der Förderung vergleichbar zu den Kosten für eine Öl- oder Gasheizung. Die Betriebskosten lägen bei der Wärmepumpe aber langfristig niedriger.
Förderung besser kommunizieren
Bei den geplanten Fördermaßnahmen für klimafreundliche Heizungen ist eine Förderung bis zu 70 Prozent möglich. Diese kann sich aus einer Grundförderung, einem Einkommensbonus und einem sogenannten Speed-Bonus zusammensetzen. Maximal gefördert werden kann ein Einfamilienhaus mit 30.000 Euro. Nach Ansicht der Hersteller und Verbände müsse die Bundesregierung diese Fördermöglichkeiten jedoch in einer breit angelegten Kampagne kommunizieren.