Dort nahm er feierlich seine Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidat von Kamala Harris an und erklärte, dies sei "die Ehre meines Lebens".
Walz kritisierte, Trump wolle die soziale Absicherung einschränken und den Menschen grundlegende Freiheiten entziehen, wie den Zugang zu Abtreibungen und künstlicher Befruchtung. Harris und er hätten eine andere Vision für das Land. Sie stünden für ein Amerika, "in dem Arbeiter Priorität haben, in dem Gesundheitsversorgung und Wohnraum Menschenrechte sind und in dem sich die Regierung verdammt noch mal aus dem Schlafzimmer fernhält". Es gehe darum, Verantwortung zu übernehmen und eine Zukunft zu schaffen, in der jeder sein Leben frei gestalten könne. Trump und Vance verfolgten hingegen eine radikale Agenda.
Harris selbst war am dritten Tag des Parteitags in Chicago nicht präsent. Ihre große Rede steht in der Nacht zu Freitag an und wird das Finale des Parteitags darstellen. Walz hielt eine relativ kurze Ansprache, in der er viele bekannte Wahlkampfbotschaften wiederholte. Der Gouverneur von Minnesota präsentierte sich als bodenständiger Mann aus einer Kleinstadt, in der man sich gegenseitig respektiert. "Die Familie am Ende der Straße denkt vielleicht nicht so wie Sie, sie betet vielleicht nicht so wie Sie, sie liebt vielleicht nicht so wie Sie." Dennoch seien es Nachbarn, und man kümmere sich umeinander.
Der Mann von nebenan im US-Wahlkampf
Die demokratischen Wahlkampfstrategen präsentieren den 60-Jährigen bewusst als nahbaren Ex-Lehrer und Ex-Football-Trainer, als den hemdsärmeligen Vater aus dem Mittleren Westen. Walz wuchs in einer ländlichen Gemeinde in Nebraska auf, diente bei der Nationalgarde, wurde Lehrer und Football-Trainer, bevor er in die Politik wechselte. Seit 2019 ist er Gouverneur von Minnesota. Beim Parteitag waren auch ehemalige Schüler von ihm anwesend.
Walz hat einen weniger glamourösen Lebenslauf als andere Kandidaten für den Vizeposten. Doch er bringt entscheidende Vorteile für Harris im US-Wahlkampf mit: Als weiße Person aus dem Mittleren Westen ergänzt er die schwarze Frau, Ex-Staatsanwältin und Senatorin aus Kalifornien, perfekt. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, ist bodenständig, geht gerne jagen und besitzt eigene Waffen. Gleichzeitig ist er ein Liberaler, der viel Unterstützung im linken Flügel der Partei hat.
Der zweifache Vater hatte bis vor kurzem kein starkes nationales Profil, konnte sich jedoch durch seine direkte Art im US-Wahlkampf einen Namen machen. Seine Rolle ist es, Trump und Vance scharf zu kritisieren.
Prominente Unterstützung im US-Wahlkampf
Auch die US-Talkshow-Ikone Oprah Winfrey verpasste Vance und Trump bei einem Überraschungsauftritt einige Seitenhiebe, ohne deren Namen zu nennen. Sie mahnte, dass Amerika sich ab und zu gegen Mobber wehren müsse, um Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Bei der Präsidentenwahl im November gehe es auch um Anstand und Respekt.
"Lasst uns gesunden Menschenverstand statt Unsinn wählen", forderte sie. "Lasst uns Wahrheit wählen. Lasst uns Ehre wählen - und lasst uns Freude wählen." Diese Werte verkörpere Harris. Winfrey, durch ihre langjährige Talkshow weltberühmt, zählt zu den einflussreichsten Frauen in den USA.
Die Demokraten präsentierten in Chicago auch weitere Stars. Der Soul-Sänger Stevie Wonder und der Sänger John Legend traten auf.
Trumps Kontrastprogramm im US-Wahlkampf
Die republikanischen Gegner Trump und Vance fahren derweil ein Kontrastprogramm zum Parteitag. Sie touren durch die entscheidenden Bundesstaaten. In einem dieser Swing States, North Carolina, trat Trump erstmals wieder unter freiem Himmel auf, seitdem im Juli ein Attentat auf ihn verübt wurde.
Dort, geschützt hinter einer Glaswand, attackierte er seine Konkurrentin erneut und bezeichnete sie als "Genossin Harris". Trump hat seit dem Rückzug von Joe Biden Schwierigkeiten, seinen Wahlkampf auf Harris umzustellen. Er setzt auf scharfe persönliche Angriffe und bezeichnet sie regelmäßig als "dumm" und "verrückt", oft auch als "kommunistisch". Der abfällige Spitzname "Genossin Harris" ist ein Beispiel dafür. Zuletzt griff Trump Harris auch wegen ihrer Hautfarbe und Herkunft an. Einige Parteikollegen und Berater raten ihm, sich mehr auf politische Inhalte zu konzentrieren. Trump zeigt sich davon unbeeindruckt.