Politik

Wird der Ofenführerschein Pflicht 2025? Für Kaminbesitzer gibt‘s jetzt klimafreundliche Nachhilfe in Sachen Heizen

Lesezeit: 4 min
23.10.2024 18:45
Das dürfte Sie „brennend“ interessieren: erst das Kaminofenverbot ab 2025 und jetzt der Ofenführerschein. Besitzer sollen den richtigen, klimafreundlichen Umgang mit ihrem Ofen lernen. Dabei handelt es sich um eine Schulung, die von immer mehr Kommunen angeboten wird. Was steckt hinter dieser Initiative? Und wird der Ofenführerschein gar Pflicht? Wie Heizen zum Politikum wird.
Wird der Ofenführerschein Pflicht 2025? Für Kaminbesitzer gibt‘s jetzt klimafreundliche Nachhilfe in Sachen Heizen
Kaminofenbesitzer sollen lernen, wie sie ihre Öfen umweltfreundlich bedienen und deshalb freiwillig einen Ofenführerschein machen. (Foto: dpa)
Foto: Fernando Gutierrez-Juarez

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In der kühlen Jahreszeit schafft ein Kamin oder ein Holzofen nicht nur eine schöne Atmosphäre, sondern sorgt auch für eine angenehme Wärme. Wie das richtig geht, lernen Kaminbesitzer im Kreis Unna nun in einem kostenlosen Online-Workshop.

Für diesen Workshops verteilt die Stadt aktuell 700 Gutscheine an Bewohner. Die Teilnehmer erhalten am Ende einen Ofenführerschein, denn sie haben in dem anderthalbstündigen Kurs gelernt, wie sie ihren Ofen richtig säubern oder das Feuerholz vernünftig lagern und so effizienter heizen. Für die Fortbildungsmaßnahme gibt Unna 15.000 Euro als Teil seines Klimaschutzkonzepts aus.

Beim Ofenführerschein handelt es sich also nicht um eine neue Vorschrift, sondern um eine freiwillige Fortbildung für Jedermann!

Ofenführerschein: Kaminbesitzer sollen umweltfreundlicher heizen

Der Ofenführerschein wird vor allem damit beworben, dass Kaminbesitzer lernen sollen, ihre Öfen effizienter betreiben und vor allem umweltfreundlicher. Besonders der Aspekt der Reduzierung von Emissionen, insbesondere Feinstaub, steht dabei im Vordergrund. Und langfristig lassen sich so mit dem Ofenführerschein Kosten beim Heizen reduzieren.

Auch die Sicherheit spielt eine Rolle: So sollen die Schulungen dazu beitragen, Brände oder gesundheitsschädliche Abgase durch unsachgemäße Nutzung zu verhindern. Das klingt zunächst sinnvoll, doch viele fragen sich, ob eine solche Schulung wirklich gebraucht wird.

Ofenführerschein: Freiwillig, aber notwendig?

Klar ist: Es handelt sich um eine freiwillige Maßnahme. Niemand wird gezwungen, an einer Ofen-Schulung teilzunehmen. Viele Kommunen bieten sie kostenfrei an, um ihre Bürger zu informieren und gleichzeitig das Umweltbewusstsein zu stärken. Doch diese Freiwilligkeit stößt bei manchen auf Skepsis: Wird hier unterschwellig der Druck aufgebaut, dass man sich als Kaminbesitzer in der Pflicht sieht, an einer solchen Schulung teilzunehmen, um gesellschaftlich auf der „sicheren Seite“ zu stehen?

Befürworter des Ofen-Führerscheins betonen die Vorteile: Wer richtig heizt, spart nicht nur Energie, sondern reduziert auch den Schadstoffausstoß und schont somit die Umwelt. Dabei ist die Schulung besonders auf Themen wie die richtige Lagerung und Wahl des Brennmaterials sowie effiziente Verbrennungstechniken fokussiert. Viele Privatleute erkennen somit schnell, wenn mal die Ofen-Zuluft gestört ist oder wie sie einen Ofen richtig schüren müssen. Viele Kommunen wollen damit zur Aufklärung beitragen, ohne dabei eine Pflicht zu schaffen.

Ist ein Ofenführerschein sinnvoll?

Viele Kaminbesitzer wissen bereits, wie sie ihren Ofen sicher betreiben. Sie haben jahrelange Erfahrung und sehen keinen Bedarf für eine offizielle Schulung. Es entsteht der Eindruck, dass hier eine bürokratische Lösung für ein Problem gesucht wird, das nur bei wenigen tatsächlich besteht. Wer unsachgemäß heizt, hat oft andere Probleme – eine kostenlose Schulung könnte hier wenig ändern, wenn das Grundbewusstsein für Umwelt und Sicherheit nicht vorhanden ist.

Zudem haben bereits viele Privatanbieter diese Marktlücke für sich entdeckt. Wer mal im Internet sucht, stößt auf mehrere interessante Seiten wie ofenakademie.de, ofenfuehrerschein.de oder ofen.de - dort werben die Anbieter mit großen Versprechen. Bei ofenakademie.de heißt es beispielsweise: "Spare mit dem Ofenführerschein bis zu 35 % Brennstoff!"

Und ofenfuehrerschein.de bietet sogar einen Onlinekurs Ofenführerschein an. Im "Onlinekurs Kompaktwissen Kaminofen" erhalten Sie in nur 5 Stunden digitaler Schulung ihren Ofen-Führerschein. Sie wissen anschließend mehr über die Feuerstätte, den Betrieb sowie die Wartung eines Kaminofens. Wenn Sie einen neuen Kaminofen kaufen oder einbauen wollen, kann im Vorfeld ein solcher Ofenführerschein sinnvoll sein.

Tipp: Bevor Sie einen Ofenführerschein online machen, können Sie sich auch erst einmal im Netz weitere Informationen einholen. Was Sie bei sogenannten Einzelraumfeuerstätten beachten müssen und wo die Gefahren liegen, erfahren Sie beispielsweise auf den Seiten der Verbraucherzentrale: Kaminöfen - so nutzen Sie Ihren Kaminofen umweltfreundlich.

Kostenloses Angebot: Wie heize ich meinen Kamin?

Dass viele Kommunen die Schulungen kostenlos anbieten, zeigt, dass es sich um einen Versuch handelt, auch das Umweltbewusstsein zu fördern, ohne gleich strenge Vorschriften zu erlassen. Das klingt nach einer fairen Lösung: Wer mehr über den sicheren und umweltfreundlichen Betrieb seines Ofens lernen will, kann das Angebot nutzen – ohne Zwang. Gleichzeitig wird vermieden, dass Hausbesitzer unter neuen Pflichten leiden oder zusätzliche Kosten auf sie zukommen.

Dennoch bleibt die Frage offen, ob solche Maßnahmen wirklich flächendeckend notwendig sind. Ein freiwilliger Ofenführerschein könnte vor allem für jene sinnvoll sein, die noch nicht viel Erfahrung mit Kaminöfen haben oder sich unsicher fühlen. Für langjährige Kaminbesitzer mag das Angebot jedoch eher als unnötiger Aufwand erscheinen.

Der Ofenführerschein mag gut gemeint sein und ist freiwillig – dennoch hinterlässt die Initiative einen faden Beigeschmack. Ob der freiwillige Ofenführerschein tatsächlich den gewünschten Effekt hat oder lediglich ein weiteres Symbol für überbordende Regulierung ist, bleibt abzuwarten. Immerhin handelt es sich (noch) nicht um eine Vorschrift – und jeder kann selbst entscheiden, ob er das Angebot wahrnimmt oder nicht.

Anders sieht das bei der Auswahl Ihres Kamins aus: Je nach Typ und Jahrgang müssen Sie per Gesetz Ihren Ofen austauschen oder umrüsten. Wer das nicht will, riskiert eine Geldstrafe oder muss demnach seinen Kaminofen zum 31.12.2024 stilllegen.

Kaminofenverbot: Es drohen 50.000 Euro Geldstrafe

Am 31. Dezember 2024 endet die letzte Übergangsfrist der ersten Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV). Demnach müssen viele Kaminöfen in deutschen Haushalten entweder modernisiert oder aber stillgelegt werden. Danach ist es verboten, Einzelraumfeuerstätten, die die vorgegebenen Emissionswerte überschreiten und die zwischen dem 1. Januar 1995 und dem 21. März 2010 in Betrieb genommen wurden, weiterhin zu betreiben.

Besitzern älterer Kaminöfen drohen hohe Geldstrafen, wenn sie diese weiter betreiben. Eine Gesetzesänderung schreibt ihnen vor, die Öfen entsprechend umrüsten oder auszutauschen. Bei Nichteinhaltung der Umrüstungspflicht drohen Bußgelder bis zu 50.000 Euro.

Ob Sie und Ihr Kaminofen vom Verbot betroffen sind, erfahren Sie im Ratgeber-Artikel Kaminofenverbot ab 2025 von DWN-Redakteurin Stephanie Schoen.

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Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.


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