Wie stark die Rente im kommenden Jahr tatsächlich ansteigt, wird das Bundeskabinett jedoch erst im Frühjahr entscheiden. Es sind durchaus Änderungen von der aktuellen Schätzung möglich – insbesondere, wenn sich Konjunktur und Löhne anders entwickeln als ursprünglich erwartet. Vor einem Jahr war beispielsweise ein Rentenplus von nur 3,5 Prozent prognostiziert worden – tatsächlich waren es dann 4,57 Prozent. Die für 2025 erwartete Rentenanpassung würde bei einem Bezug von 1.000 Euro eine Erhöhung von 35 Euro zur Folge haben.
Trübere Aussichten als erwartet
Die Schätzung zur Rentenentwicklung stammt von einem Expertenkreis, der sich aus Fachleuten der Rentenversicherung, des Bundesamts für Soziale Sicherung sowie des Bundesarbeitsministeriums zusammensetzt. Ihre Berechnungen basieren auf der Annahme einer moderaten Entwicklung von Löhnen, Gehältern und der allgemeinen Konjunktur. Nach Jahrzehnten der Rentendifferenz zwischen Ost und West war die jüngste Rentenerhöhung im Sommer erstmals einheitlich für ganz Deutschland.
Teil der Schätzung ist auch die langfristige Finanzlage der Rentenkassen: Die schwache Konjunktur und die demografische Entwicklung werden mittel- bis langfristig Auswirkungen haben. So wird erwartet, dass der Beitragssatz 2027 auf 18,9 Prozent ansteigt – schneller als ursprünglich erwartet, denn die Schätzung ging bislang von einem Anstieg auf 18,7 Prozent erst 2028 aus. Zudem bleiben die Einnahmen aus den Beiträgen hinter den Erwartungen zurück, so die Einschätzungen der offiziellen Experten.
Sparpläne der Ampel-Parteien haben Auswirkungen auf die Rente
Die Sparmaßnahmen der alten Koalition bei den Steuerzuschüssen wirken sich ebenfalls negativ auf die Rentenkasse aus. Zudem werden die rentenpolitischen Maßnahmen der Wachstumsinitiative, wie die Zahlung von Arbeitgeberbeiträgen an Beschäftigte im Rentenalter anstelle von Beiträgen, zunächst zu Mehrkosten führen, so der Rentenversicherungsbericht. Die Experten haben jedoch auch das Rentenpaket II von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Ex-Finanzminister Christian Lindner (FDP) in ihre Berechnungen aufgenommen. Ihre Analyse zeigt, dass die langfristigen Auswirkungen dieser Maßnahmen weniger gravierend sein dürften.
Rund ein Drittel der wahlberechtigten Bevölkerung in Deutschland hat bereits das Rentenalter erreicht, was die Rente zu einem wichtigen Thema im kommenden Bundestagswahlkampf macht. Seit Monaten wurde innerhalb der Ampel-Parteien über das Rentenpaket gestritten. Das Maßnahmenbündel, das derzeit im Bundestag beraten wird, soll das Rentenniveau langfristig sichern und stabilisieren.
Auf Druck der FDP wurde von der Koalition ein Generationenkapital in Höhe von mehreren Milliarden Euro auf den Aktienmarkt geplant. Mit den Erträgen aus dieser Anlage sollen künftige Beitragserhöhungen abgefedert werden. Ob dieses Rentenpaket jedoch umgesetzt wird, bleibt unklar – insbesondere nach dem Austritt der FDP aus der Regierungskoalition, da SPD und Grüne keine alleinige Mehrheit mehr haben. Die Union hat bereits eigene Rentenkonzepte präsentiert, die sich deutlich von den Vorstellungen der Ampel-Parteien unterscheiden.
Heil kämpft für Rentenreform - und Mehrheiten
Trotz des Ausstiegs der FDP aus der Koalition betont SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil, dass er gemeinsam mit Ex-Finanzminister Christian Lindner das Rentenpaket weiter vorantreiben möchte. Heil erklärte in einem ZDF-"Spezial", dass er sich intensiv dafür einsetzen werde, dass es mit der Reform vorangeht. Er sei zuversichtlich, dass noch in diesem Jahr Entscheidungen getroffen werden, die für Deutschland wichtig sind und im kommenden Jahr in Kraft treten sollen. Heil kündigte an: "Um die Mehrheiten werden wir kämpfen." Im Bundestag bekräftigte CDU-Chef Friedrich Merz, dass die Union schnelle Neuwahlen fordert. Man wolle nicht als Mehrheitsbeschaffer für einzelne Gesetze dienen, betonte Merz.