Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass trotz bestehender Kapazitäten der Ausbau von Recyclingmöglichkeiten erforderlich ist, um die prognostizierten Abfallmengen effizient verwerten zu können. Recycling und der Ausbau der Kreislaufwirtschaft sind wesentliche Faktoren, um die Klimaziele zu erreichen. Deutschland liegt im europäischen Vergleich bereits gut im Rennen.
Laut dem Batterie-Atlas der RWTH Aachen betrug die Recyclingkapazität für Batterien in Deutschland im Mai dieses Jahres fast 115.000 Tonnen. Damit liegt Deutschland klar vor anderen Ländern, wie zum Beispiel Großbritannien mit rund 29.000 Tonnen Kapazität. Allerdings werden diese Kapazitäten noch nicht voll ausgeschöpft. Im vergangenen Jahr wurden in Europa etwa 17.000 Tonnen Batterien aus Elektroautos recycelt oder wiederaufbereitet, berichten die Forscher der RWTH Aachen. In den nächsten sechs Jahren wird sich dieses Potenzial jedoch auf etwa 290.000 Tonnen deutlich erhöhen.
Warten auf den Rücklauf von E-Autos
„Der Markt wächst“, sagt Lukas Brandl, einer der Geschäftsführer des Unternehmens BLC. Das Unternehmen, hinter dem die Firmen Rhenus und TSR Automotive stehen, eröffnete im Sommer in Magdeburg eine neue vollautomatische Anlage, die jährlich bis zu 15.000 Tonnen Batterien aufbereiten kann. Auch das kanadische Unternehmen Li-Cycle nahm im vergangenen Jahr eine der größten Recyclinganlagen für Lithium-Ionen-Akkus in Europa in Magdeburg in Betrieb. Diese Anlage wird in der Lage sein, bis zu 30.000 Tonnen Batterien zu verarbeiten. Mercedes eröffnete vor Kurzem ein eigenes Recyclingwerk in Kuppenheim, Baden-Württemberg, mit einer Kapazität von 2.500 Tonnen.
„Die ersten E-Autos sind seit zwölf Jahren auf den Straßen, 96 Prozent davon sind immer noch im Einsatz“, sagt Brandl von BLC in Magdeburg. „Die Branche bereitet sich darauf vor, dass die Mengen bald vom Markt zurückkommen.“ Eine besondere Herausforderung sei die Vielzahl an unterschiedlichen Batterietypen, da jeder Hersteller ein eigenes Konzept habe. Manche Fahrzeughersteller bieten bis zu 50 verschiedene Batterietypen an. Das Umweltbundesamt hält die Kapazitäten in Deutschland für derzeit und auch in der näheren Zukunft für ausreichend. Auch die Effizienz der Anlagen für die Aufbereitung von Lithium-haltigen Altbatterien sei gut. Die EU hat zuletzt Vorgaben für das Batterie-Recycling gemacht, unter anderem müssen mindestens 50 Prozent Lithium sowie 80 Prozent Kobalt, Kupfer, Blei und Nickel zurückgewonnen werden. Dies könnte den Abbau und den Einsatz von Rohstoffen weiter verringern. Lithium gilt in der EU als kritischer Rohstoff.
Dabei sind nicht nur Batterien aus E-Autos relevant, sondern auch ausgediente Solaranlagen und sogar Rotorblätter von Windkraftanlagen. Das Recycling dieser Anlagen aus der Erneuerbaren-Energien-Branche wird auch im aktuellen Entwurf des Bundesumweltministeriums für eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie betont. Kreislaufwirtschaft sei entscheidend für das Erreichen der Klima- und Umweltziele, heißt es in dem Entwurf. Gleichzeitig entstünden dadurch enorme Chancen für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Um die Klimaziele zu erreichen, sei ein massiver Ausbau der Erneuerbaren Energien erforderlich, was zu einem erhöhten Rohstoffbedarf führen werde.
Starker Anstieg auch bei Solarmodulen erwartet
Auch bei Solarmodulen wird in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum der Abfallmengen erwartet. Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) rechnete bereits vor Jahren mit einem Anstieg der Abfallmengen von 20.000 Tonnen im Jahr 2030 auf mehr als vier Millionen Tonnen bis 2050. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass mehr als 90 Prozent eines PV-Moduls recycelt werden können, einschließlich Glas, Aluminium und Kunststoff. Auch hier wurden zuletzt immer mehr Werke in Deutschland eröffnet, unter anderem in Magdeburg. Die Unternehmensgruppe Reiling eröffnete im vergangenen Jahr ein großes Recyclingzentrum in Münster mit einer geplanten Kapazität von 50.000 Tonnen pro Jahr.
Die wirtschaftlichen Chancen, die sich durch diese Entwicklungen bieten, werden auch im Entwurf der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie hervorgehoben. Neue Geschäftsfelder und zukunftssichere Arbeitsplätze würden entstehen, heißt es in dem Bericht, an dem auch das Umweltbundesamt mitgewirkt hat. Doch es gibt auch Herausforderungen, sagt Lukas Brandl, Geschäftsführer von BLC. „Ich sehe die Gefahr, dass, wenn nur über Recycling gesprochen wird, andere Aspekte wie Reparatur oder Wiederverwendung in den Hintergrund treten.“ Eine funktionierende Kreislaufwirtschaftsstrategie müsse auch die Wiederverwendung umfassen.