Finanzen

Immobilienverrentung: Wie Sie mit Leibrente und Co. Ihr Eigenheim finanziell nutzen können

Zu wenig Geld im Alter? Immobilienverrentung bietet die Möglichkeit, das Eigenheim als wertvolle Einkommensquelle zu nutzen – ohne es vollständig verkaufen zu müssen. Modelle wie Leibrente, Umkehrhypothek und Teilverkauf schaffen Lösungen für mehr finanziellen Spielraum im Ruhestand.
17.01.2025 07:23
Lesezeit: 3 min
Immobilienverrentung: Wie Sie mit Leibrente und Co. Ihr Eigenheim finanziell nutzen können
Viele Senioren nutzen Modelle wie die Leibrente, um ihr Eigenheim in eine Einkommensquelle zu verwandeln und dennoch in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. (Foto: iStock.com/Halfpoint) Foto: Halfpoint

Rund 25-Prozent der über 60-Jährigen in Deutschland haben laut einer Studie des Forschungsinstituts Empirica ein unzureichendes Einkommen. Die Rentenzahlungen decken oft nicht die laufenden Kosten und das eigene Zuhause wird zur finanziellen Belastung. Statt es zu verkaufen, kann die Immobilie jedoch als Einkommensquelle dienen.

Etwa 140.000 Haushalte in Deutschland denken ernsthaft über eine Immobilienverrentung nach, um ihre finanzielle Unabhängigkeit im Alter zu sichern. Modelle wie Leibrente, Umkehrhypothek oder Teilverkauf bieten Chancen, den Wert der eigenen Immobilie zu erschließen, ohne das Zuhause aufgeben zu müssen. „Das Eigenheim ist für viele Senioren der größte Vermögenswert. Mit den richtigen Strategien lässt sich dieses Kapital nutzen, um den Lebensabend finanziell abzusichern – ohne ausziehen zu müssen“, erklärt ein Altersvorsorgeexperte. Doch nicht jede Option ist ohne Risiko.

Immobilienverrentung: Was sind die Vorteile und Risiken einer Leibrente?

Bei der Leibrente wird die Immobilie an einen Käufer verkauft, während ein Wohn- oder Nießbrauchrecht für den Verkäufer im Grundbuch eingetragen wird. Die Bewohner bleiben in ihrem Zuhause und erhalten dafür eine monatliche Rente. Das ist besonders für ältere Menschen attraktiv, die ihre Rente aufstocken müssen. Allerdings können zusätzliche Kosten für Gutachten und Notar anfallen, die die tatsächliche Auszahlung schmälern. Ein Beispiel: Herr und Frau Meier, beide Anfang 70, besitzen ein schuldenfreies Reihenhaus. Ihre Rente reicht jedoch nicht für steigende Energiekosten und nötige Reparaturen. Mit einer Leibrente erhalten sie monatlich 1.200 Euro zusätzlich zur Rente und können weiter in ihrem Zuhause leben.

Die Höhe der Rente hängt vom Immobilienwert, dem Alter der Eigentümer und den Marktbedingungen ab. Destatis bietet ein Tool, mit dem sich die Höhe individuell berechnen lässt. In Deutschland gibt es nur wenige Anbieter und die Zahlungen sind meist auf 10 bis 15 Jahre begrenzt. Zudem sind die Verträge häufig komplex, was die rechtliche Prüfung unverzichtbar macht. Verbraucherzentralen warnen immer wieder vor intransparenten Klauseln, die häufig zugunsten der Anbieter gestaltet sind.

Wie funktioniert eine Umkehrhypothek und wann lohnt sie sich?

Bei einer Umkehrhypothek (Reverse Mortgage) wird das Haus als Sicherheit für einen Kredit verwendet, dessen Rückzahlung (inklusive Zinsen) erst beim Verkauf des Hauses fällig wird – etwa nach Auszug oder Tod. Bis dahin können die Eigentümer weiter in ihrem Haus wohnen. Ein Beispiel: Frau Berger, 75, nutzt eine Umkehrhypothek, um 50.000 Euro für eine dringend notwendige Renovierung zu erhalten. „Da ich keine nahen Erben habe, ist das für mich eine ideale Lösung“, erklärt sie.

Während Umkehrhypotheken in Ländern wie den USA oder Großbritannien etabliert sind, ist das Modell in Deutschland noch wenig verbreitet. Dennoch wächst das Interesse, nicht zuletzt wegen steigender Lebenshaltungskosten. Es bleiben jedoch Risiken: Die Zinsen sind in der Regel höher als bei klassischen Krediten, und die Schulden können durch aufgeschobene Rückzahlungen stark anwachsen. Viele Angebote beinhalten zudem Klauseln, die für Laien schwer nachvollziehbar sind – etwa Einschränkungen bei Renovierungen.

Schnelles Geld – aber mit Haken: Ist ein Teilverkauf wirklich sinnvoll?

Beim Teilverkauf wird ein Anteil der Immobilie verkauft, während der Rest im Besitz des Eigentümers bleibt. Der Käufer zahlt einen Einmalbetrag und der Verkäufer muss ein Nutzungsentgelt zahlen – eine Art Miete für den verkauften Anteil. Ein Beispiel: Herr Schmidt verkauft 25-Prozent seines Hauses für 80.000 Euro, behält jedoch die Mehrheit des Eigentums. Er zahlt monatlich eine Nutzungsgebühr von 250 Euro. Nach zehn Jahren summieren sich die Gebühren auf über 30.000 Euro. Zudem muss er für Renovierungen die Zustimmung des Käufers einholen.

Dies verdeutlicht, dass dieses Modell oft mit hohen Kosten und erheblichen Einschränkungen verbunden ist. Ein weiterer Nachteil: Laut der Verbraucherzentrale erhalten Verkäufer für den veräußerten Anteil häufig nur 60 bis 80-Prozent des Marktwerts. Zudem profitiert der Käufer überproportional von einer Wertsteigerung, während der Verkäufer bei sinkenden Immobilienwerten ebenfalls Verluste hinnehmen muss.

Fazit: Welche Lösung passt zu Ihnen?

Das Eigenheim als Einkommensquelle bietet zahlreiche Möglichkeiten, birgt jedoch auch Risiken. Die Verbraucherzentralen betonen, dass die Eignung dieser Modelle stark von der individuellen Lebenssituation abhängt. Eine pauschale Empfehlung ist daher nicht möglich.

Angesichts des Renteneintritts der Babyboomer-Generation und eines sinkenden Rentenniveaus wird die Nachfrage nach solchen Lösungen voraussichtlich weiter steigen. Bevor Verbraucher sich für Modelle wie Leibrente, Umkehrhypothek oder Teilverkauf entscheiden, ist eine gründliche Prüfung der Konditionen unerlässlich. Unabhängige Beratung, eine rechtliche Überprüfung der Verträge und die Wahl seriöser Anbieter sind entscheidend, um finanzielle Nachteile zu vermeiden.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Nutzung des Eigenheims zur Altersvorsorge das Erbe beeinflussen und die Möglichkeit einschränken kann, das Haus später als Kreditsicherheit zu verwenden. Zudem handelt es sich meist um eine einmalige Entscheidung, die schwer rückgängig gemacht werden kann.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft-Aktie: Wie der KI-Boom den Gewinn über 100 Milliarden treibt
31.07.2025

Microsoft verdient erstmals mehr als 100 Milliarden Dollar – ein Meilenstein, der zeigt, wie tiefgreifend sich das Unternehmen unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Investoren warnen: Ist die Erfolgsgeschichte der Novo Nordisk-Aktie vorbei?
31.07.2025

Die Novo Nordisk-Aktie galt als Fels in der Brandung – doch nach einer drastischen Gewinnwarnung gerät das Erfolgsmodell ins Wanken....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 2 Prozent Inflation: Kerninflation zieht Verbrauchern das Geld aus den Taschen
31.07.2025

Die Inflation liegt genau im Zielkorridor der EZB – ein scheinbar gutes Zeichen. Doch die Kerninflation bleibt hoch, vor allem...

DWN
Finanzen
Finanzen Renminbi im Welthandel: Warum Dollar und Euro dominant bleiben
31.07.2025

Chinas Regierung will den Renminbi zur globalen Handelswährung machen – und nutzt gezielt geopolitische Spannungen, um Druck auf...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ZF Stellenabbau: 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland bedroht
31.07.2025

Der Autozulieferer ZF rutscht immer tiefer in die Krise. Die "Zahnradfabrik" verzeichnet erneut einen hohen Verlust, steckt tief im...

DWN
Politik
Politik Trump tobt, doch Powell bleibt hart: Keine Zinsgeschenke für den Präsidenten
31.07.2025

Donald Trump fordert eine drastische Zinssenkung – doch Fed-Chef Jerome Powell verweigert den Gefolgschaftseid. Die US-Notenbank bleibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Reserve kommt: Was Anleger jetzt wissen müssen
31.07.2025

Die USA lagern still und heimlich Bitcoin – als nationale Reserve. Was bedeutet das für Anleger? Was steckt hinter dieser strategischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen MediaMarkt Saturn: Chinas JD.com übernimmt die Kontrolle beim Elektronikhändler – Ceconomy-Aktie im Fokus
31.07.2025

Der Einstieg eines Handelsgiganten verändert das Kräfteverhältnis bei MediaMarkt Saturn: Chinas JD.com will Europas Elektronikmarkt...