Am 20. Januar, dem Tag von Donald Trumps Amtseinführung, schoss der Kurs der bekanntesten Kryptowährung laut „Spiegel“ auf über 109.000 US-Dollar – ein neuer Allzeithöchststand. Seit der Wahl von Trump November 2024 hat der Bitcoin-Kurs zwischenzeitlich fast 60 Prozent an Wert gewonnen.
Der 47. Präsident der USA hat ambitionierte Pläne: Er will das Land zur „Bitcoin-Supermacht der Welt“ machen. Teil seines Vorhabens ist die Schaffung einer nationalen Bitcoin-Reserve, die als strategisches Gegengewicht zu den riesigen Goldreserven der USA dienen soll, die über 8.100 Tonnen umfassen.
Die dynamische Entwicklung von Bitcoin
Bitcoin hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Schlüsselakteur im globalen Finanzsystem entwickelt. Der Preis für eine Einheit Bitcoin stieg 2024 um über 120 Prozent in US-Dollar und 135 Prozent in Euro. Besonders beeindruckend ist die Outperformance von Bitcoin gegenüber Gold, die sich auf 73 Prozent belief.
„Wir sehen, dass Bitcoin in mehreren Währungen teils um mehr als das Doppelte zugelegt hat. Relativ zu Gold ist die Performance zwar geringer, aber immer noch bemerkenswert“ , beobachtet Mark J. Valek, Fondsmanager und Experte für digitale Vermögenswerte beim Liechtensteiner Vermögensverwalter Incrementum.
Warum ist Bitcoin so stark gestiegen?
Die Entwicklung von Bitcoin ist laut Valek das Ergebnis mehrerer zentraler Faktoren. „Die ETF-Zulassungen in den USA im Januar 2024 und die darauffolgende institutionelle Akzeptanz haben den Markt grundlegend verändert.“ Allein die Einführung von Bitcoin-ETFs führte dazu, dass innerhalb eines Jahres über 600.000 Bitcoins – etwa 3 Prozent des gesamten Bitcoin-Bestands – von institutionellen Anlegern über ETFs erworben wurden.
Diese ETFs, dominiert von Anbietern wie BlackRock, haben eine massive Kapitalzufuhr bewirkt, wobei 35 Milliarden US-Dollar in Bitcoin geflossen sind. „Wir sehen hier einen unglaublichen Hebel“, betont Valek, „da sich die Marktkapitalisierung von Bitcoin um über eine Billion US-Dollar erhöht hat.“
Zusätzlich spielt die zunehmende Knappheit eine entscheidende Rolle. Von den insgesamt 21 Millionen Bitcoins sind 95 Prozent bereits geschürft. „Es gibt nur noch rund eine Million Bitcoins, die in den nächsten 100 Jahren gefördert werden können. Das macht Bitcoin härter als Gold“, so der Fondsmanager und verweist auf das aktuelle „Stock-to-Flow“-Verhältnis von Bitcoin, das bei 0,8 Prozent liegt – im Vergleich zu 1,5 Prozent bei Gold.
Die Bedeutung der Bitcoin-Halving-Zyklen
Ein zentraler Aspekt bei der Preisentwicklung von Bitcoin sind die sogenannten Halving-Zyklen. Alle vier Jahre wird die Belohnung für das Mining neuer Bitcoins halbiert, was die Produktionsrate reduziert. „Das Halving ist ein entscheidender Mechanismus, der Bitcoin zur knappsten Ressource der Welt macht“, erklärt Valek und weist darauf hin, dass das nächste Halving im Jahr 2028 einen erneuten Angebotsrückgang zur Folge haben wird. „Historisch betrachtet haben die Halvings oft massive Preisanstiege ausgelöst, da das reduzierte Angebot auf eine stetig steigende Nachfrage trifft.“
Valek sieht jedoch auch eine langfristige Veränderung: “Mit jedem weiteren Halving verliert dieser Effekt etwas an Gewicht, da die neu erzeugte Menge Bitcoins immer kleiner wird.” Seine Prognose: Langfristig werde die Knappheit durch das bestehende Angebot bestimmt, nicht mehr durch die Halvings selbst.
Die Korrelation von Bitcoin und Gold
Die Beziehung zwischen den beiden Wertspeichern zeigt sich in der sogenannten Bitcoin-Gold-Ratio. „Gold ist der beste Maßstab für den Wert von Bitcoin, den wir haben“, erklärt Fondsmanager Valek: „Gemessen in Gold haben wir mit Bitcoin neue Allzeithöchststände erreicht.“
Ein Bitcoin ist derzeit ein Kilogramm Gold wert, eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 250 Gramm Anfang 2023. Das alte Allzeithoch in Gold – ein Bitcoin entsprach etwa einem Kilogramm Gold – wurde Ende 2021 erreicht, bevor der Wert auf 250 Gramm absackte. Mittlerweile hat Bitcoin dieses Allzeithoch in der Gold-Bewertung wieder übertroffen.
Für den Experten bietet die Bewertung in Kilo-Gold eine bessere Indikation für den wahren Wert von Bitcoin, da sie die Entwertung durch Fiat-Währungen ausklammert. „Selbst Blackrock-CEO Larry Fink vergleicht Bitcoin mittlerweile mit Gold“, sagt er. Trotzdem bleibe Bitcoin von der Marktkapitalisierung her deutlich kleiner: „Bitcoin erreicht derzeit nur zehn Prozent der Marktkapitalisierung von Gold, was dennoch signifikant ist.“
Die Rolle geopolitischer Entwicklungen
Ein weiterer Treiber sei die geopolitische Dynamik. Bitcoin werde zunehmend von Regierungen wahrgenommen. „Die USA planen, strategische Bitcoin-Reserven anzulegen, was das Megathema des Jahres 2025 sein könnte“, glaubt Valek. Ein Gesetzesentwurf, von der republikanischen Senatorin Cynthia Loomis entworfen, sieht vor, bis zu eine Million Bitcoins zu kaufen, um sie als strategische Reserve zu halten. Valek vergleicht dies mit dem Rennen um Goldreserven seit der Finanzkrise 2008, das damals von Ländern wie China und Russland dominiert wurde.
Herausforderungen und Chancen
Trotz des Wachstums bleibe Bitcoin ein volatiles Asset. „Die These, dass die Volatilität sinkt, je größer der Markt wird, lässt sich nicht belegen,“ so Valek. Im Gegenteil: Durch die zunehmende Integration von Bitcoin in traditionelle Finanzsysteme könnte die Anfälligkeit gegenüber allgemeinen Marktschocks steigen. „Bitcoin ist extrem liquide und wird in Krisenzeiten vermutlich als erstes verkauft werden, ähnlich wie Gold in früheren Finanzkrisen.“ Dennoch sieht der Fondsmanager langfristig enormes Potenzial. „Die institutionelle Akzeptanz und die zunehmende Knappheit machen Bitcoin zu einem der spannendsten Assets der Zukunft.“
Anleger sollten Risiken berücksichtigen
Die Kombination aus institutioneller Akzeptanz, politischer Unterstützung und zunehmender Knappheit hat Bitcoin zu einer dominanten Kraft im Finanzsystem gemacht. „Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass Bitcoin nicht nur ein Spekulationsobjekt ist, sondern zunehmend als strategischer Wertspeicher anerkannt wird“, resümiert Valek. Anleger sollten jedoch die Risiken im Auge behalten und gegebenenfalls kombinierte Multi-Asset Strategie verfolgen, um von den Rückschlägen, die beim Bitcoin-Preis zwangsläufig auch künftig auftreten werden, langfristig zu profitieren.