Politik

Der Papst ist krank - wie geht es weiter?

An diesem Donnerstag ist Papst Franziskus genau zwölf Jahre im Amt. Derzeit liegt er im Krankenhaus. Sein Zustand hat sich zuletzt verbessert. Seine lange Abwesenheit im Vatikan wirft aber Fragen auf.
12.03.2025 09:03
Lesezeit: 3 min
Der Papst ist krank - wie geht es weiter?
Die Krankheit des Papstes bestimmt die Kirchenpolitik weltweit: Rainer Maria Kardinal Woelki (l-r) und Nuntius Nikola Eteroviç vor dem Beginn eines Gottesdienstes. (Foto: dpa) Foto: Christoph Reichwein

liebt das Bad in der Menge. Papst Franziskus schüttelt Hände, lässt sich umarmen und segnet Babys, die ihm bei öffentlichen Auftritten von Müttern gereicht werden. Die Nähe zu den Gläubigen ist dem Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken wichtig. Seit seinem Amtsantritt am 13. März 2013 vor nun genau zwölf Jahren gilt Franziskus wahrlich als «Papst zum Anfassen».

Seit annähernd vier Wochen fallen diese persönlichen Begegnungen komplett weg. Der 88-Jährige liegt seit dem 14. Februar im Krankenhaus, er leidet an einer beidseitigen Lungenentzündung. Seitdem hat ihn die Öffentlichkeit auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Kein einziges Foto existiert von dem hochbetagten Papst seit seiner Einlieferung in die Gemelli-Klinik in Rom.

Die bisher einzige direkte Wortmeldung gab es von Franziskus vor einer Woche. Auf dem Petersplatz ließ Franziskus vor dem allabendlichen Rosenkranzgebet für ihn eine kurze Audiobotschaft abspielen. Er bedankte sich für die Gebete. Seine Stimme schien um Atem und jede Silbe zu ringen, die Worte auf seiner Muttersprache Spanisch presste er mit viel Mühe heraus.

Wie geht es weiter im Vatikan?

Damit wurde noch einmal ganz deutlich: Der Papst ist krank und nur begrenzt handlungsfähig. Zuletzt war zwar eine Verbesserung seines Zustands zu verzeichnen; die Ärzte sagen, er sei nicht mehr in unmittelbarer Gefahr. Doch in seinem zwölfjährigen Pontifikat blieb Franziskus dem Vatikan noch nie so lange fern wie jetzt. Seine knapp einmonatige Abwesenheit wirft die Frage auf: Wie geht es weiter im Vatikan, wenn Franziskus krank und geschwächt bleibt?

Trotz der widrigen Umstände: Der Papst bleibt der Papst und niemand kann ihn ersetzen. Anders als etwa ein Staatsoberhaupt hat der Papst auch keinen Stellvertreter. Einige Experten sagen daher, selbst ein mehrjähriger Krankenhausaufenthalt würde Franziskus grundsätzlich nicht daran hindern, die Kirche zu leiten.

Augenscheinlich kann er jedoch wichtige Aufgaben nicht mehr wahrnehmen. In den vergangenen Wochen war bereits zu sehen, dass Franziskus Aufgaben an Kirchenmänner delegiert hat: Dreimal hat er in der Klinik die Nummer zwei des Vatikans, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, und den sogenannten Substitut des Staatssekretariats, Edgar Pena Parra, empfangen.

Nummer zwei des Vatikans kümmert sich um Tagesgeschäft

Parolin kümmert sich derzeit um das Tagesgeschäft im Vatikan. Vor einer Woche empfing er dort Litauens Staatspräsidenten Gitanas Nauseda. Anders als seine Vorgänger hat Franziskus jedoch kein enges Netz an Vertrauten aufgebaut, an die er wichtige Aufgaben abgeben könnte. Es zeigte sich zuletzt auch, dass er dies nicht möchte. Er will weiter die Fäden in der Hand halten.

Mehrfach hatte der Vatikan betont, dass der Papst auch aus der Klinik arbeite, und Personalentscheidungen bekanntgemacht. Zudem teilte der Vatikan mit, Franziskus habe an mehreren Tagen die Fastenexerzitien der Römischen Kurie per Video verfolgt - ein Zeichen der Präsenz.

Großes Programm nächsten Monat rund um Ostern

Seit dem 14. Februar wurden zahlreiche Termine des Papstes abgesagt. Bei unaufschiebbaren Veranstaltungen im derzeit laufenden Heiligen Jahr der katholischen Kirche ließ er sich vertreten, er bleibt jedoch präsent: Ansprachen werden in seinem Namen verlesen, und auch der für ihn vorgesehene weiße Sessel steht dann auf einer Bühne auf dem Petersplatz.

Unklar ist noch, wie die Feierlichkeiten zum Osterfest im April ablaufen werden. Normalerweise sind diese ein Veranstaltungsmarathon für den Papst: Er beginnt mit dem Waschen der Füße von Gefängnisinsassen am Gründonnerstag und endet mit dem Segen «Urbi et orbi» vom Balkon des Petersdoms aus am Ostersonntag. Noch nie blieb Franziskus diesen Großereignissen fern.

Krankenstation in Vatikan-Wohnsitz?

Der Vatikan teilte zwar mehrfach mit, eine Entlassung aus der Klinik sei noch nicht absehbar, dennoch mehrten sich die Spekulationen über die Herrichtung der Papst-Wohnung im Vatikan, um ihn möglicherweise dort medizinisch behandeln zu können. Bestätigt werden solche Pläne nicht. Je länger die Krankheit aber andauert, desto realistischer scheinen sie.

Sollte Franziskus eines Tages in den Vatikan zurückkehren können, dürfte sich seine Amtsführung von der bisherigen unterscheiden. Zumindest dürfte es weniger Termine, weniger öffentliche Auftritte geben. Mit seiner Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen scheint es auch unwahrscheinlich, dass der Papst wie früher den engen Kontakt mit den Gläubigen suchen wird - und darf.

So oder so: Für Franziskus hat die Spätphase seines Pontifikats begonnen. Spekulationen über einen Rücktritt, wie ihn 2013 Franziskus' Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt XVI. erklärt hatte, nehmen zu. Einen solchen Schritt schloss Franziskus bisher aus. Und doch stellt sich die Frage, wie der gebürtige Argentinier nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus weitermachen wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Kritik an Brandmauer: Erster Wirtschaftsverband offen für Gespräche mit AfD
26.11.2025

Die Brandmauer-Debatte hat die Wirtschaft erreicht: Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Postzentrum Frankfurt: Noch fließt die Paketflut aus China
26.11.2025

Briefe waren gestern, die Luftpost am Frankfurter Flughafen wird von kleinen Warensendungen aus Fernost dominiert. Doch das könnte sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Bankenregulierung: Neue Regelungen setzen Europas Institute unter Druck
26.11.2025

Die europäische Bankenaufsicht ringt derzeit mit der Frage, wie sich Regulierung und Wettbewerbsfähigkeit neu austarieren lassen, ohne...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Deutsche gegen militärische Führungsrolle in Europa
25.11.2025

Rente, Bürgergeld, Wehrdienst – bei solchen Themen ist die Stimmung der Bürger gut erforscht. Für die Außenpolitik gilt das hingegen...

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Haben sich die Ukraine und die USA geeinigt? Europa jedenfalls habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...