Zeiss: Eine Firmengeschichte im Spiegel der deutschen Historie
Zeiss ist ein deutsches Vorzeigeunternehmen, dessen Geschichte untrennbar mit der deutschen Historie verwoben ist. Von Kameraobjektiven, die bereits bei der Mondlandung zum Einsatz kamen, bis zur Lasertechnologie, die eine essenzielle Rolle in der weltweiten Halbleiter- und damit Computerchipproduktion spielt: Trotz Krise läuft es gut für den inzwischen recht großen Mittelständler aus dem schwäbischen Oberkochen.
Warum Oberkochen?
Warum hat Zeiss seinen Sitz ausgerechnet im schwäbischen Oberkochen, obwohl die Firma ursprünglich aus Jena stammt? Dazu gibt es die Legende, dass nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein US-Laster einen Haufen Spitzenkräfte von Zeiss in Jena auflud und ihm auf dem Rückweg in den Westen in Oberkochen womöglich der Sprit ausging – weshalb Zeiss heute dort ansässig ist. Natürlich wird diese Anekdote mit einem Augenzwinkern erzählt, doch sie symbolisiert zugleich die vielen Zufälle und historischen Ereignisse, die den Verlauf der Firmengeschichte mitgeprägt haben. Klar ist jedenfalls, dass sämtliche Irrungen und Wirrungen der deutschen Geschichte auch in der Unternehmenshistorie ihre Spuren hinterlassen haben.
Die Anfänge in Jena
Im Jahr 1846 eröffnete der damals 30-jährige Mechaniker Carl Zeiss in Jena seine Werkstatt für Feinmechanik und Optik und legte damit den Grundstein für das heute weltweit tätige Technologieunternehmen Zeiss. Hierfür erhielt er eine "Großherzogliche Konzession zur Fertigung und zum Verkauf mechanischer und optischer Instrumente". 1847 stellte er August Löber als ersten Lehrling ein, der später Werksmeister bei Zeiss wurde. Ende des Jahres entstanden bereits die ersten einfachen Mikroskope in der Werkstatt. 1852 beschäftigte Zeiss zehn Mitarbeiter. Der Beginn der Zusammenarbeit mit dem Physiker und Mathematiker Ernst Abbe im Jahr 1866 war der erste Schritt zum Durchbruch von der Werkstatt zum Unternehmen und machte die enge Verbindung zur Wissenschaft zum Bestandteil der Unternehmens-DNA – ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Zeiss im 20. Jahrhundert
Der Erste Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg führten zu Jahren des Auf und Ab. Infolge des Zweiten Weltkriegs wurde das Unternehmen gespalten in das spätere Kombinat VEB Carl Zeiss Jena und Carl Zeiss West-Germany.
Die amerikanischen Besatzer brachten zwischen 70 und 120 ausgewählte Mitarbeiter der Zeiss-Werke von Jena nach Heidenheim. Die "Opton Optische Werke Oberkochen GmbH" wurde als Tochterunternehmen der Carl-Zeiss-Stiftung gegründet. Bis 1953 arbeiteten die Unternehmen in Jena und Oberkochen noch eng zusammen. Ab dem Frühjahr 1953 entwickelten sich Carl Zeiss in Oberkochen und der VEB Carl Zeiss Jena unabhängig voneinander weiter. Die im geteilten Deutschland getrennt agierenden Unternehmen durchliefen eine unterschiedliche Entwicklung.
Das änderte sich mit der Deutschen Wiedervereinigung in den Jahren 1989 und 1990. Es war klar, dass auch Zeiss in Ost und West wieder zusammenwachsen musste. In einem längeren Prozess wurden die beiden Unternehmensteile wieder vereint. Zeiss durchlief dabei eine tiefe Krise, aus der das Unternehmen gestärkt hervorging und sich weltweit erfolgreich entwickelte.
"Zeiss hat als Unternehmen eine besondere und sehr bewegte Geschichte. Viele technische Meilensteine zeigen, dass immer wieder die Grenzen des physikalisch und technisch Machbaren verschoben wurden. Diese besondere Innovationskraft hat unsere Unternehmenskultur nachhaltig geprägt und hilft unseren Kunden und uns, erfolgreich zu sein", beschreibt es Dr. Karl Lamprecht, Vorstandsvorsitzender von Zeiss, der am 1. April 2025 von seinem Nachfolger Andreas Pecher abgelöst wird.
Das Problem mit den Mikroskopen
Carl Zeiss hatte zwar schon früh Erfolge, doch er musste dabei eine große Herausforderung bewältigen: Der 1860 zum "Universitätsmechanikus" ernannte Zeiss war mit der Qualität seiner Mikroskope nicht zufrieden. Jedes Mikroskop war nämlich ein Unikat. Man hatte zwar große Übung darin, Linsen durch Probieren ("Pröbelei") zu einem vollständigen Mikroskopobjektiv zusammenzustellen, doch es gab keine Möglichkeit, die Eigenschaften eines Mikroskops vorauszuberechnen und gezielt zu optimieren. Der Mathematiker Friedrich Wilhelm Barfuß versuchte zwischen 1850 und 1854, Mikroskop-Optiken zu berechnen, um die Grundlagen für einen wissenschaftlichen Mikroskopbau zu schaffen. Er hatte jedoch keinen Erfolg. Zeiss arbeitete deshalb ab 1866 mit Ernst Abbe, einem Physikprofessor der Universität Jena, zusammen. Diesem gelang es nach jahrelanger Arbeit und Rückschlägen, eine Theorie der Mikroskop-Optik aufzustellen. Als weltweit einziges Unternehmen war Carl Zeiss nun in der Lage, Mikroskope mit vorberechneten Eigenschaften zu produzieren. Damit begann eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Bereits 1875 beschäftigte Carl Zeiss 60 Mitarbeiter.
Schott und das Glas
Ein zentrales Problem konnten Zeiss und Abbe jedoch nicht lösen: die Herstellung von speziellem optischem Glas, das ganz neue Optiken ermöglichte. Sie arbeiteten deshalb mit dem Chemiker Otto Schott zusammen, den sie nach Jena holten. Nach erfolgreichen Glasschmelzversuchen für das Unternehmen Carl Zeiss bauten sie das Jenaer Glaswerk Schott und Genossen auf, heute die Schott AG. 1875 entschloss sich Carl Zeiss, seinem Freund Ernst Abbe die Teilhaberschaft an der Firma anzubieten. Roderich Zeiss, der älteste Sohn von Carl Zeiss, trat ein Jahr später ebenfalls in das Unternehmen ein. Carl Zeiss starb 1888 und hinterließ ein bedeutendes Unternehmen mit nun 327 Beschäftigten und glänzenden Perspektiven.
Vor dem Ersten Weltkrieg: Aufstieg eines Unternehmens
Vor dem Ersten Weltkrieg erlebte das Unternehmen einen rasanten Aufstieg, der selbst mit dem Kriegsausbruch nicht stoppte. In beiden Weltkriegen zählte das Unternehmen zu den bedeutendsten deutschen Produzenten von rüstungs- und kriegsrelevanten Optiken. So wurde 1912 in Wien eine Fabrik eröffnet, für die in den Kriegsjahren 1916 und 1917 nach Plänen des Architekten Robert Oerley ein viergeschossiger Neubau entstand: das Zeiss-Werk Wien.
Zeiss im Nationalsozialismus
Nach anfänglichen Konflikten mit den nationalsozialistischen Machthabern beteiligte sich das Unternehmen in den 1930er Jahren an der Aufrüstung der Wehrmacht und unterstützte die sogenannte Rassenforschung an der Universität Jena. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte Zeiss Tausende Zwangsarbeiter – sowohl am Hauptstandort in Jena als auch in verschiedenen Produktionsstätten und Beteiligungsgesellschaften.
Spaltung nach dem Zweiten Weltkrieg
Carl Zeiss in Jena
Nach dem Rückzug der amerikanischen Truppen aus Thüringen übernahm die Rote Armee die Kontrolle über das Unternehmen und begann mit der Demontage. 1946/47 wurde das Werk nahezu vollständig abgebaut und am 1. Juli 1948 verstaatlicht. Das Jenaer Werk ging als VEB Carl Zeiss Jena in die DDR-Staatsindustrie über. In diesem Zusammenhang entstanden auch Auftragsarbeiten für das Ministerium für Staatssicherheit, darunter das Infrarot-Lichtsprechgerät JO-4.03, ein streng geheimes Projekt mit dem Decknamen "Palme".
Das Dresdner Werk der Tochterfirma Zeiss Ikon wurde ebenfalls verstaatlicht und firmierte zunächst als VEB Zeiss Ikon. 1960 erfolgte die Zusammenlegung mit der optischen Abteilung des VEB Feinmess Dresden, die das Bonotar produzierte. Daraus entstand eine Fertigungsabteilung von Zeiss.
1965 wurde der VEB Carl Zeiss Jena zum Stammbetrieb des gleichnamigen Kombinats, dem nach und nach weitere VEB der optisch-feinmechanischen und Elektronik-Industrie zugeordnet wurden. 1965 kam der VEB Rathenower Optische Werke hinzu. Weitere Kombinatsbetriebe befanden sich in Dresden, Suhl, Gera, Saalfeld, Eisfeld und Freiberg. 1985 wurde das Kombinat VEB Pentacon Dresden integriert, in dem bereits große Teile der sächsischen optisch-feinmechanischen Industrie aufgegangen waren, darunter Zeiss Ikon, Meyer-Optik, Ihagee, Filmosto und Praktica. In den 1980er Jahren umfasste das Kombinat Carl Zeiss Jena insgesamt 25 Betriebe mit bis zu 70.000 Beschäftigten.
Technologische Höhepunkte des VEB Carl Zeiss
Seit den 1970er Jahren erhielt das Werk von der Sowjetunion zunehmend militärische Entwicklungs- und Produktionsaufträge. Dadurch gewann das Kombinat an Bedeutung als Rüstungsbetrieb: Eine Vielzahl optischer Militärgeräte wurde hier entwickelt und gefertigt, darunter das Universalmessgerät UMGPi für Pioniere, das Stereo-Nachtsichtgerät PM 1 für Pionierpanzer, der Zielsuchkopf der Luft-Luft-Rakete K-13M, die Feuerleitanlage Wolna für den T-55 A sowie der Zielentfernungsmesser für den T-72.
Carl Zeiss in Oberkochen
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Thüringen und damit auch Jena zunächst von US-amerikanischen Truppen besetzt. Bevor Thüringen vereinbarungsgemäß an die Sowjetunion überging, brachten die Amerikaner im Juni 1945 hochrangige Zeiss-Mitarbeiter von Jena nach Heidenheim (Württemberg). In einem Konvoi amerikanischer Militärfahrzeuge reisten zwischen siebzig und 120 Personen – die Angaben variieren – mit Möbeln, Hausrat sowie Konstruktionszeichnungen, Patenten und Lizenzen.
Nach monatelanger Suche fanden sie in ungenutzten Werksgebäuden der ehemaligen Rüstungsfirma Fritz Leitz in Oberkochen einen geeigneten Standort für den Neuanfang. Im Februar 1946 genehmigte die amerikanische Militärregierung der neu gegründeten „Opton Optische Werke Oberkochen GmbH“ den Betrieb einer Werkstatt zur Reparatur optischer Geräte. Am 1. August 1946 nahmen rund zweihundert ehemalige Zeiss-Mitarbeiter aus Jena die Arbeit auf. 1947 wurde der Name in „Zeiss-Opton Optische Werke Oberkochen GmbH“ geändert. Nach Verlegung des Rechtssitzes der Stiftung nach Heidenheim ging die GmbH in der inzwischen gegründeten Firma Carl Zeiss Oberkochen auf.
Auswahl technischer Meilensteine Carl Zeiss West (1946–1989)
1949 wurden neue Brillengläser berechnet, die erstmals die physiologischen Sehbedingungen des Menschen berücksichtigten. 1950 präsentierte Zeiss die komplett neuentwickelte Mikroskop-Modellreihe „Standard“, die zur weltweit erfolgreichsten und meistverkauften Mikroskopgeneration avancierte. Es folgte eine Reihe weiterer Erfindungen, darunter das Elektronenmikroskop EM9, der Xenon-Lichtkoagulator sowie das Simultan-Spektrometer. Die Fotografien der ersten Mondlandung 1969 entstanden mit Zeiss-Objektiven.
Carl Zeiss nach 1990
Ab 1990 unterstand der VEB Carl Zeiss Jena der Verwaltung der Treuhandanstalt und wurde zwischen 1990 und 1991 in die Carl Zeiss Jena GmbH sowie die Jenoptik GmbH aufgespalten. Erstere übernahm das optische Kerngeschäft. Carl Zeiss Oberkochen und Jenoptik teilten sich die Gesellschafteranteile an der Carl Zeiss Jena GmbH. 1995 übernahm Carl Zeiss in Oberkochen die Anteile der Jenoptik. Aufgrund der Unternehmenskrise des Gesamtkonzerns und der Folgen der Wiedervereinigung kam es Mitte der 1990er Jahre zu mehreren Entlassungswellen.
In den folgenden zehn Jahren wurde das Unternehmen neu ausgerichtet. Die größeren Geschäftsbereiche wurden eigenständige Tochterunternehmen mit voller Verantwortung für Entwicklung, Produktion und Vertrieb. In Oberkochen entstand ein neues Werk für die Halbleitertechnik.
Strategische Partnerschaft mit ASML
1983 lieferte Zeiss Oberkochen erstmals eine Lithographie-Optik an die heutige ASML. Seit 1997 besteht eine strategische Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen mit dem Ziel, gemeinsam Technologie- und Marktführer in der Halbleiterfertigung zu sein. 2001 gründete die Carl Zeiss AG die Carl Zeiss SMT GmbH als Tochtergesellschaft für die Entwicklung und Produktion von Optiken für die Halbleiterfertigung. 2005 erfolgte die erste Lieferung von EUV-Projektionsoptik an ASML.Durch die erfolgreiche Nutzung von EUV-Strahlung mit 13,5 Nanometer Wellenlänge wurde die weitere Strukturverkleinerung von Computerchips in den Nanometerbereich ermöglicht. Die Carl Zeiss SMT ist ein essenzieller Bestandteil der Herstellung der weltweit einzigen EUV-Lithografie-Anlagen und damit ein Schlüsselunternehmen der globalen Digitalisierung. Laut Konzernwebsite werden 80 Prozent aller Mikrochips weltweit mit Zeiss-Optiken gefertigt.
Zeiss heute
Heute ist Zeiss ein weltweit führendes Technologieunternehmen in der optischen und optoelektronischen Industrie. Das Unternehmen gliedert sich in die vier Sparten Semiconductor Manufacturing Technology, Industrial Quality & Research, Medical Technology und Consumer Markets. Über 34.000 Mitarbeitende sind in fast 50 Ländern für Zeiss tätig. Die 1889, nach dem Tod von Carl Zeiss, durch Ernst Abbe gegründete Carl-Zeiss-Stiftung zählt heute zu den größten wissenschaftsfördernden Stiftungen in Deutschland.
Was kann man von Zeiss lernen?
Klar, auch Zeiss hat Probleme im gegenwärtigen Konsumklima innerhalb der aktuellen geostrategischen Konflikte. Es wird mit einer weiteren Verlangsamung der Geschäfte gerechnet. Dennoch hat das Unternehmen schon verschiedene Krisen erfolgreich überstanden. Das hat vor allem zwei Gründe:
Investitionen in Innovationen
Zeiss investiert ganze 15 Prozent des Konzernumsatzes in Forschung und Entwicklung. Die Gelder, die das Unternehmen aus Oberkochen zusätzlich in Lehrstühle und Drittunternehmen steckt, sind darin nicht einmal enthalten. Zum Vergleich: Die entsprechende Quote der weltweit 500 größten Unternehmen lag 2022 laut den Unternehmensberatern von EY bei 6,1 Prozent. Bei Konzernen mit Sitz in den Vereinigten Staaten betrug sie 8,1 Prozent, in Deutschland lag sie mit 5,4 Prozent nur bei etwas mehr als einem Drittel dessen, was Zeiss aufwendet.
Drei Milliarden Euro investiert Zeiss übrigens allein in den kommenden fünf Jahren in Infrastruktur in Deutschland. Das Ergebnis solcher Ausgaben für Forschung sind Geräte, für die Zeiss kürzlich zweimal den Deutschen Zukunftspreis erhielt.
Nominiert war auch ein Operationsmikroskop für Gehirnchirurgen. Was das deutsche Spezialprodukt so besonders macht, ist unter anderem, dass die Entwickler gezielt nach den Bedürfnissen der Chirurgen gefragt haben. Die Antwort: unter anderem auch mal eine Pause, um zusätzliche Daten abrufen zu können. Danach wollen sie das robotische Operationssystem exakt dort ansetzen, wo sie unterbrochen haben. Mit den Geräten von Zeiss ist das nun möglich – eine Punktlandung.
Unternehmensstruktur fördert langfristiges Denken
Die Carl Zeiss AG gehört zu 100 Prozent der Carl-Zeiss-Stiftung, ebenso wie die Otto Schott AG, ein ebenfalls florierender deutscher Hersteller von Spezialglas, etwa für die Medizintechnik. Diese Konstruktion besteht seit 20 Jahren und entstand in einer Zeit, als Zeiss in einer Krise steckte.
Sie hat zwei entscheidende Vorteile: Die unter ihr vereinten Unternehmen Zeiss und Schott sind als Aktiengesellschaften strukturiert, als wären sie börsennotiert. Die Fachwelt spricht von "Governance" und meint damit eine weitgehende Transparenz, die Misswirtschaft und das Verschleiern von Verlusten verhindert.
Gleichzeitig fördert die Stiftung langfristige Investitionen. "Es ist die Grundlage dafür, dass ein Unternehmen mehr Geduld haben kann", sagt ein Sprecher. Ein Beispiel: der Bereich Systeme für die Halbleiterproduktion, SMT genannt. Heute boomt dieser Bereich bei Zeiss, doch in den 1990er Jahren war er noch ein zartes Pflänzchen. Dass dieser Hoffnungsträger nicht vorschnell aufgegeben wurde, verdankt Zeiss seiner Stiftungskonstruktion und der unternehmerischen Weitsicht.
Lehren für Deutschland
Wenn es für Deutschland so gut liefe wie für Zeiss, wäre wohl keine Rede mehr von Krise. Was also können sich Unternehmer oder auch die neue Bundesregierung von dieser Erfolgsgeschichte abschauen?
- Ordentlich Geld in die eigene Forschung und Entwicklung investieren.
- Stabilität durch bewährte, verlässliche Produkte mit Dynamik in der Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsfelder verbinden.
- Nachhaltig wirtschaften und nicht über die eigenen Verhältnisse gehen.
- Qualität und Quantität nicht gegeneinander ausspielen – beides kann Hand in Hand gehen, wenn sinnvoll skaliert wird.
- Langfristig denken und nicht nur auf kurzfristige Gewinne setzen.
- Internationale Kooperation fördern und die besten Fachkräfte ins Unternehmen holen.
- Optimale Arbeitsbedingungen bieten – schon im späten 19. Jahrhundert verankerte Ernst Abbe betriebliche Sozialpolitik (etwa Krankenversicherung, Pensionen und den Acht-Stunden-Tag) als Recht der Mitarbeiter, nicht als gönnerhafte Wohltat der Unternehmensführung. Dazu gehören auch Toleranz gegenüber Herkunft, Kultur und Religion.
- Wissenschaft und Kultur aktiv fördern.
Zeiss' Geschichte und Errungenschaften auf einen Blick
Zeiss (Carl Zeiss AG) zählt zu den führenden Technologieunternehmen in den Bereichen Mikroskopie, industrielle Mess- und Medizintechnik. Alleinige Eigentümerin ist die Carl-Zeiss-Stiftung.
- Weltweit entwickeln, produzieren und vertreiben über 30.000 Mitarbeiter in rund 50 Ländern die Technologien von Zeiss.
- Als Teil einer Stiftung engagiert sich Zeiss auch sozial und nachhaltig: So unterstützt das Unternehmen den Kampf gegen Tuberkulose und investierte 2019 über eine halbe Milliarde Euro in Forschung und Entwicklung.
- Zudem spielte Zeiss nicht nur bei mehreren Nobelpreisen und der Mondlandung eine Rolle, sondern erhielt auch Oscars und prägte den Fußball.
Zeiss-Technologien als Grundlage für mehr als 20 Nobelpreise
Zwar gewann Zeiss selbst keine Nobelpreise, doch insbesondere seine Mikroskope ermöglichten bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse. Mehr als 20 Forscherteams erhielten den Nobelpreis mit Hilfe von Zeiss-Geräten.
Der erste auf der Liste der „Zeiss-Nobelpreisträger“ war Robert Koch, der 1905 für seine medizinischen Entdeckungen ausgezeichnet wurde. Mit Zeiss-Mikroskopen identifizierte er in den 1880er-Jahren die Bakterien, die Tuberkulose und Cholera verursachen.
Die bislang letzten waren 2014 John O'Keefe, May-Britt Moser und Edvard Moser. Ihre Entdeckung der sogenannten „Gitterzellen“ des Nervensystems gelang mit verschiedenen Licht- und Stereomikroskopen von Zeiss.
Die Firmengeschichte von Zeiss im Überblick
1846: Im Alter von dreißig Jahren gründete der Mechaniker Carl Zeiss eine Werkstatt für optische und feinmechanische Instrumente. Anfangs wartete und entwickelte er wissenschaftliche Geräte, zudem bot er Brillen und Fernrohre an.
1866: Der Physiker Ernst Abbe trat in die Firma ein und lieferte bahnbrechende Erkenntnisse für das Verständnis optischer Systeme. Zeiss spezialisierte sich daraufhin auf Mikroskope, die schnell internationale Anerkennung fanden.
1889: Nach dem Tod von Carl Zeiss gründete Ernst Abbe die Carl-Zeiss-Stiftung und sicherte damit die Zukunft des Unternehmens. Zeiss gehörte zu den wenigen Firmen mit betrieblicher Krankenkasse und einem Acht-Stunden-Arbeitstag.
1914: Zeiss wuchs zu einem Unternehmen mit über fünftausend Angestellten. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Produktion auf optische Geräte für das Militär umgestellt.
1930er-Jahre: Zeiss-Planetarien sorgten weltweit für Aufsehen. In Städten wie Mailand, Chicago und Tokio entstanden mehr als zwanzig Sternentheater.
1946: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Werk in Jena verstaatlicht, während in Oberkochen ein neues Zeiss-Werk entstand, das bis heute als Firmensitz dient.
1990er-Jahre: Nach dem Mauerfall rückten die beiden Zeiss-Werke wieder näher zusammen. Dennoch führten fehlende Aufträge zu umfassenden Umstrukturierungen und zahlreichen Entlassungen.
2004: Nach tiefgreifenden Veränderungen wurde Zeiss eine Aktiengesellschaft, die vollständig der Carl-Zeiss-Stiftung gehört.
2019: Mit über 30.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als sechs Milliarden Euro ist Zeiss weltweit tätig, unter anderem in Dublin, Shanghai und Minneapolis.
Zeiss‘ Beitrag zur Mondlandung 1969
Als Neil Armstrong und Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 den Mond betraten, war Zeiss-Technik mit dabei. Die ikonischen Bilder der Mondlandung entstanden mit Zeiss-Objektiven.
Das Unternehmen entwickelte eigens ein Weitwinkelobjektiv, das außergewöhnliche Schärfe und hohe Kontraste bot. Während der Apollo-Missionen zwischen 1962 und 1972 entstanden rund 30.000 Bilder, ergänzt durch über 100.000 Aufnahmen in der Vorbereitung.
Übrigens: Während der bislang letzten bemannten Mondmission 1972 ließen die Astronauten eine Kamera auf dem Mond zurück. Das Objektiv könnte bei einer zukünftigen Mondlandung genutzt werden, um die Auswirkungen der Sonnenstrahlung auf Glas zu untersuchen.
Mehr Oscars als Leonardo DiCaprio
Anders als Hollywood-Star Leonardo DiCaprio, der erst 2016 als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, gewann Zeiss in der Kategorie „Science and Engineering“ bereits drei Oscars.
1987 würdigte die „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ die besonders lichtstarken Kameraobjektive von Zeiss. 1999 und 2012 folgten zwei weitere Auszeichnungen für das Konzept und das optische Design der ZEISS/ARRIFLEX Variable Prime Lenses sowie der ARRI/ZEISS Master Prime Lenses.