Finanzen

Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen

Alternative Investments gelten als Baustein für resiliente Portfolios. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Anlageklasse? Warum sie gerade jetzt an Bedeutung gewinnt, welche Formen es gibt und für wen alternative Investments geeignet sind.
16.05.2025 12:27
Aktualisiert: 01.01.2030 11:21
Lesezeit: 4 min
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Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen
Auch Sammlerobjekte wie Lego, Sneaker oder Computerspiele gelten mit Originalverpackung als renditestarke Geldanlage. (Foto: dpa) Foto: Daniel Karmann

Warum sind alternative Investments so wichtig?

„Staaten haben keine Freunde, nur Interessen“. Dieses Bonmot, das dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle zugeschrieben wird, bringt die aktuelle weltwirtschaftliche Situation – ausgelöst durch eine Reihe protektionistischer Maßnahmen – auf den Punkt: Anfang April 2025 löste US-Präsident Donald Trump mit der Einführung umfassender Importzölle auf nahezu alle ausländischen Industriegüter einen Schock an den globalen Finanzmärkten aus.

Besonders hart traf es China, dessen Exporte mit kombinierten Zollraten von bis zu 145 Prozent belegt wurden. Binnen Tagen brachen die wichtigsten Aktienindizes ein: Der Dow Jones sackte um mehr als 4.000 Punkte ab, der DAX rutschte unter die 13.000-Punkte-Marke und der Nikkei gab um fast 9 Prozent nach. Obwohl Trump die Maßnahmen eine Woche später für 90 Tage aussetzte – China ausgenommen – bleibt die Verunsicherung unter allen Markteilnehmern groß.

Darum ist Resilienz für die Geldanlage ein Muss

Die vergangenen Wochen sind vor allem Ausdruck eines strukturellen Wandels: Globale Verlässlichkeiten schwinden, Handelsabkommen gelten gefühlt nur noch auf dem Papier. Und politische Eingriffe mit wirtschaftlichen Sogwirkungen sind kaum mehr kalkulierbar, geschweige denn beherrschbar.

Resilienz – spätestens seit der Corona-Pandemie ein Muss für mittelständische Lieferketten und Geschäftsmodelle – wird nun auch in der Kapitalanlage zum strategischen Gebot. Denn wer von Unternehmen erwartet, robust durch externe Schocks zu navigieren, sollte auch seine Investitionen entsprechend ausrichten.

Für Investoren heißt das: In einem Umfeld permanenter Unsicherheit wird Portfoliostabilität zur Kernkompetenz. Die Frage ist nicht mehr, ob geopolitische Risiken eintreten, sondern wie widerstandsfähig ein Portfolio darauf reagiert. Resilienz wird damit zum verbindenden Faktor zwischen wirtschaftlichem Erfolg und intelligenter Kapitalanlage.

Was muss resiliente Geldanlage leisten?

Die Antwort auf diese Frage liegt nicht in einem kurzfristigen Risikomanagement, sondern in einer grundsätzlichen strategischen Neuausrichtung, etwa in Form von alternativen Investments bzw. alternativen Anlagen.

Diese rücken derzeit wieder verstärkt in den Fokus von institutionellen Investoren, Family Offices und vermögenden Privatanlegern – als langfristige Ergänzung zu den klassischen Anlageklassen, als Absicherung gegen die Vermögensentwertung durch Inflation , kurz gesagt als Vermögensschutz .

Denn auch jenseits der aktuellen Schlagzeilen gilt: Die Märkte bleiben nervös, das Zinsumfeld volatil und die wirtschaftspolitische Zukunft ungewiss. Wer sein Kapital sinnvoll diversifizieren will, kommt an dieser Anlageklasse kaum vorbei. Doch was sind alternative Investments, wie funktionieren sie und welche Chancen bieten sie langfristig orientierten Anlegern?

Das sind alternative Investments

Einfach formuliert sind alternative Investments Geldanlagen jenseits der klassischen Anlageklassen wie Aktien , Anleihen oder Tagesgeld. Typisch sind:

  • Private Equity (Unternehmensbeteiligungen)
  • Private Debt (nicht-börsengehandelte Unternehmensanleihen)
  • Infrastrukturinvestments
  • aber auch Sammlerobjekte wie Kunst, Whisky, Lego oder Sneaker

Charakteristisch für alternative Investments ist: Sie sind meist weniger liquide, schwerer zu bewerten, bieten dafür aber höhere Renditepotenziale und tragen zudem erheblich zur Diversifikation bei.

Institutionelle Investoren setzen daher schon länger auf sie, insbesondere als Ausgleich zu volatilen Kapitalmärkten. Doch auch für vermögende Privatanleger sind die Zugänge einfacher geworden, etwa über spezialisierte Fonds, Crowdinvesting-Plattformen oder digitale Handelsplätze. Zudem haben die jüngsten Anpassungen der EU-Regularien für Eltifs (European Long Term Investment Funds) den Zugang zu illiquiden Anlageklassen deutlich erleichtert.

Ob Finanzkrise, Corona-Schock oder Ukraine-Krieg : Alternative Investments haben sich in den geo- und wirtschaftspolitischen Krisen der letzten Jahre stets als stabilisierende Kraft erwiesen. Viele dieser Anlageformen korrelieren nur schwach mit den Aktienmärkten und bleiben auch dann wertstabil, wenn die Volatilität an den Börsen ­– wie in den letzten Wochen – zunimmt.

Gerade Sachwerte wie Infrastruktur, Private Debt oder auch Whisky und Kunst profitieren davon, dass sie unabhängig von kurzfristiger Marktpsychologie funktionieren. Sie generieren Erträge aus realwirtschaftlichen Quellen wie Gebühren, Zinsen, Mieten oder Wertsteigerungen knapper Güter.

Alternatives Investment Whisky

Ein besonders spannender Bereich innerhalb der alternativen Investments ist der Markt für seltene Spirituosen allen voran Whisky. Laut dem britischen Analysehaus Hackstons, das auf Luxus- und Sammlerobjekte spezialisiert ist, hat sich der globale Whiskymarkt in den vergangenen Jahren als robuster Renditetreiber etabliert.

Allein zwischen 2010 und 2020 stiegen die Preise für besonders seltene Abfüllungen, etwa aus geschlossenen Destillerien oder Einzelfass-Serien, um bis zu 564 Prozent. Das kommt nicht von ungefähr, denn Whisky als Anlageklasse profitiert gleich von mehreren Faktoren: begrenzte Verfügbarkeit, weltweit steigende Nachfrage, wachsende Sammelleidenschaft und eine vergleichsweise geringe Korrelation zu den Aktienmärkten.

Besonders gefragt sind laut Hackstons schottische Single Malts, etwa von Marken wie Macallan, Springbank oder GlenDronach. Auch japanische Raritäten erzielen bei Auktionen regelmäßig Rekordpreise.

Der Zugang für Investoren erfolgt über spezialisierte Händler, Auktionshäuser oder Whisky-Fonds, die zunehmend auch institutionelles Kapital anziehen. Die Einstiegsschwelle ist oft niedriger als bei Private Equity oder Infrastruktur schon mit wenigen tausend Euro lassen sich wertvolle Flaschen erwerben.

Fonds als Einstieg: Beispiele aus der Praxis

Längst hat sich rund um alternative Investments eine eigene Fondsstruktur entwickelt. Allerdings investieren diese Fonds in der Regel nicht in Whisky, Turnschuhe oder Sammlerstücke, sondern in etablierte Segmente wie Private Equity, Infrastruktur oder Private Debt.

Gerade Infrastrukturprojekte gelten als äußerst robust und langfristig kalkulierbar und sind daher ein zentraler Bestandteil vieler Eltif-Strategien. Besonders relevant sind Eltifs, die gezielt auf nicht börsennotierte Assets setzen. Anbieter wie Allianz Global Investors oder Union Investment bieten über Eltifs Zugang zu diesen Klassen.

Ein Beispiel ist der Allianz Global Infrastructure Eltif. Der Fonds strebt Investitionen in mehr als 200 Infrastrukturprojekte an, von Rechenzentren über Windparks bis hin zur Wasserwirtschaft. Die Zielrendite liegt laut Allianz Global Investors bei sechs bis neun Prozent.

Auch Union Investment ist mit Eltif-Fonds aktiv und bietet Zugang zu stabilen Cashflows mit ESG-Fokus, etwa mit dem UniAlternativ: Infrastruktur Europa, der in nachhaltige Infrastrukturprojekte in Europa investiert und stabile ESG-Cashflows anstrebt.

Das Berliner Analysehaus Scope, eine Ratingagentur für Fonds und Asset Manager, und das Handelsblatt zeichnen in ihrem jährlichen Ranking die besten Anbieter alternativer Investments aus. Im aktuellen Ranking 2024 zählen unter anderem Goldman Sachs (Private Debt), Neuberger Berman (Private Equity) und Aquila Capital (Erneuerbare Energien) zu den Top-Adressen. Allen gemeinsam ist ein langfristiger Fokus, eine solide Performance sowie eine transparente Struktur.

Fazit: Alternative Investments sind ein strategischer Baustein für resiliente Portfolios

Alternative Investments sind kein Renditewunder, aber ein robuster Baustein für eine moderne und widerstandsfähige Portfoliostruktur. Ihre Stärke liegt in ihrer Unabhängigkeit vom täglichen Börsenrauschen, ihrer realwirtschaftlichen Substanz und ihrem langfristigen Wertsteigerungspotenzial, sei es durch unternehmerisches Wachstum, Infrastrukturprojekte oder seltene Sammlerstücke.

In einem Marktumfeld, das zunehmend von geopolitischer Instabilität, Zinsdynamik und makroökonomischer Unsicherheit geprägt ist, suchen Anleger nach strategischen Gegengewichten. Alternative Investments bieten genau das: kalkulierbare Cashflows, geringe Korrelation zu volatilen Märkten und in vielen Fällen einen realen Bezug zur wirtschaftlichen Infrastruktur.

Wie formulierte es der Münchner Komiker und Satiriker Karl Valentin einst so treffend: „Prognosen sind schwierig – vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen”. Wer also auf Sicherheit setzen will, braucht mehr als eine gute Glaskugel. Er braucht Geduld, Sachverstand und Zugang zu den richtigen Strukturen. Denn eines ist sicher: Die wirtschaftspolitische Zukunft bleibt unberechenbar.

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