Betrug auf dem Mietmarkt häuft sich
Die aktuelle Lage auf dem Mietermarkt sieht grimmig aus: Bayern-Metropole und Mietsorgenkind München hat Ende 2024 offiziell die 24 Euro-pro-Quadratmeter-Marke geknackt – eine reichlich unerwünschte Ehre, die sich ähnlich in anderen Großstädten in Deutschland abzeichnet.
Laut Geomap-Analyse zeigen Großstädte wie Berlin und Hamburg 2024 im Vergleich zu den letzten 10 Jahren Preissteigerungen um bis zu 10 Prozent. Auch die Kleinstädte sind nicht verschont geblieben: Hier schlagen Mieten durchschnittlich 15 Prozent mehr zu Buche. Kein Wunder also, dass Trickbetrüger den Markt infiltrieren, um die Verzweiflung von Mietern auszunutzen.
Eine Traumwohnung in bester Lage zu einem bezahlbaren Preis ist inzwischen fast schon garantiert eine Betrugsmasche. Betrüger kreieren Scheinwohnungen, um private Daten und Geld von unvorsichtigen Wohnungssuchenden zu erschleichen. Die Wohnungen gehören den Betrügern entweder nicht oder sie sind sogar nur KI-generiert. Die Auftritte der Betrüger wirken professionell; oft finden sich die Fake-Anzeigen entweder auf bekannten Portalen wie Immobilienscout wieder oder die Betrüger gehen einen Schritt weiter und kreieren fingierte Maklerseiten. Das bringt viele Wohnungssuchende auf die falsche Fährte. Darunter auch Zoe Grossmann, die in einem TikTok-Video erzählt, wie sie einem vermeintlichen Makler satte 8200 Euro Kaution und Miete für eine Wohnung in München überwiesen hat – und sich dann rausstellte, dass die Wohnung diesem gar nicht gehört. Das Video hat inzwischen mehr als 1,6 Millionen Klicks und hat weitere Opfer ans Licht gebracht. Der Betrüger soll um die 18 Münchener um ihr Geld gebracht haben – und dies ist nur ein Fall von vielen.
Die Masche der Trickbetrüger
Das Ziel der Trickbetrüger ist, Daten und oder Geld zu ergaunern. Zu diesem Zweck gibt es bekannte, verbreitete Maschen, um Wohnungssuchende auszutricksen:
Schlüsselbetrug
Eine häufige Masche ist der Schlüsselbetrug. Hierbei behaupten die Betrüger, sie seien im Ausland und können so keine persönliche Wohnungsbesichtigung anbieten. Stattdessen schlagen sie vor, den Wohnungssuchenden, postalisch oder via Mittelsmann, den Schlüssel zukommen zu lassen, damit dieser die Wohnung alleine anschaut. Dafür sollen die Wohnungssuchenden eine Kaution zahlen – sobald diese auf dem Konto der Betrüger ist, hört man aber weder von ihnen noch von dem vermeintlich kommenden Schlüssel je wieder irgendwas. Manche Betrüger gehen so weit, in der Tat einen Schlüssel zu senden und den Wohnungssuchenden mit Nachnahmegebühren zu belasten. Dass der empfangene Schlüssel die betroffene Wohnung auch aufschließt – unwahrscheinlich.
Vorkaution
Manche Betrüger ermöglichen ihren Opfern sogar eine Besichtigung des Wohnobjekts, so wie auch im Fall Zoe Grossmann. Wie die Betrüger an die Schlüssel kommen, ist ein Rätsel. Nach der Besichtigung erhalten die Wohnungssuchenden dann schnell eine positive Rückmeldung, die mit Überweisung der Mietkaution noch vor Vertragsabschluss abgehakt werden soll. Im Normalfall ist eine Kaution erst nach Vertragsabschluss und mit Mietbeginn fällig. Fordert ein vermeintlicher Vermieter oder Makler eine “Vorkaution”, kann man sich sicher sein, dass hier irgendwas faul ist.
Bezahlte Wohnungsbesichtigungen
Besonders dreist machen es Trickbetrüger in Regionen, wo die Wohnungsnot groß ist. Hier verlangen sie nämlich schon Geld, um überhaupt eine Einladung zur Wohnungsbesichtigung auszusprechen, oder die Wohnungssuchenden nach der Besichtigung in die engere Auswahl zu nehmen.
Phishing-Mails
Wenn es den Betrügern allem voran um Daten geht, sind Phishing-Mails eine bekannte Betrugsmasche. Hierbei senden Betrüger oftmals gut getarnte Fake-Mails, die aussehen, als würden sie von einem Immobilienportal kommen. Die Email enthält Links, welche, sollte man darauf klicken, den Mietinteressierten dazu aufrufen, persönliche Daten auszufüllen, darunter auch die Zugangsdaten zu ebendiesen Immobilienportalen. Oft geht damit einher, dass die Betrüger nach einer Kopie des Personalausweises fragen. Diese können Betrüger nutzen, um die Identität des Wohnungssuchenden zu fingieren und damit illegale Geschäfte zu machen.
So schützt man sich vor Mietbetrug
Wenn man Fälle wie die von Zoe Grossmann hört, wird vielen Mietinteressierten sicher mulmig zumute. Aber es gibt klare Zeichen, mit denen Trickbetrüger sich selbst entlarven. Solange man auf diese achtet, ist man im Großen und Ganzen vor Mietbetrug sicher:
Günstige Preise
Eine 3-Zimmer-Wohnung direkt am Münchener Marienplatz für nur 520 Euro warm im Monat – so tragisch es auch ist, bei solch traumhaft günstigen Preisen kann man sofort von Betrug ausgehen. Sicher kann ein Wohnobjekt auch mal, unter anderem wegen Zustand, Energieausweis oder Lage, etwas günstiger sein, als man es vom angespanntem Wohnungsmarkt gewohnt ist. Wirft man jedoch einen Blick auf die örtliche Vergleichsmiete – also die Quadratmeterpreise für ähnliche Wohnobjekte am gleichen Standort – und der Preis hebt sich stark ab, so muss man von Betrug ausgehen.
Vorkasse
Sobald ein Makler oder Vermieter vom Wohnungsinteressierten Geld in Vorkasse verlangt, müssen alle Alarmglocken schellen. Es ist nicht Regel, Geld zu bezahlen, bevor der Mietvertrag beidseitig unterschrieben ist. Kosten für Besichtigungen, Vorkautionen und Co. sind ein klares Zeichen für Betrug. Insbesondere bei Überweisungen ins Ausland muss man aufhorchen.
Text-/Bildschere
Viele Betrüger arbeiten inzwischen mit KI, um ihre Anzeigen möglichst glaubhaft zu gestalten. Doch passen Bild und Text auch zusammen? Wird im Text von einem “sonnendurchfluteten Vollbad mit Wanne” gesprochen, doch die Bilder zeigen immer nur eine Dusche, so kann auch hier von Betrug ausgegangen werden.
Fehlende Angaben
Seriöse Anbieter, insbesondere Makler, geben sich Mühe, ihre Inserate so detailliert wie möglich dazustellen. Anzeigen, die mit Angaben geizen – zum Beispiel nur die Warmmiete zeigen, statt eine Aufschlüsselung von warm und kalt – können betrügerischer Natur sein. Ist man mit einem Makler in Kontakt, der zwar eine Website, aber kein Impressum hat, ist auch das ein schlechtes Zeichen.
Auffällige Emails
Betrügerische Emails sehen erstmal ziemlich glaubwürdig aus. Doch ein Blick auf die assoziierte Email-Adresse und die Formatierung der Email können ziemlich schnell aufzeigen, ob es sich hierbei um eine Fake-Mail handelt. Ein glaubwürdiges Immobilienportal und ein seriöser Makler haben in der Regel keine gmx-Adresse.
Trickbetrügern zuvor kommen
Auf einem derart angespannten Wohnungsmarkt ist es kein Wunder, dass Trickbetrüger versuchen, die Not für sich auszunutzen. Wer aufmerksam bleibt, kann sich weitergehend vor Betrug und Ärger schützen. Dann bleibt – zum Glück – nur noch der Ärger über den Wohnungsmarkt übrig.